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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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Jahrzehnte alten Schmerz.
Betroffen und unschlüssig blieb Peter stehen. Er war sich nicht sicher, ob er nicht besser dran gewesen war, als er noch gar nichts wusste. Langsam trat er den Rückweg an, sein Gang beschwert durch Mitgefühl, Zweifel und Angst.

Im Hof holte er sich aus dem Brunnen einen Eimer kalten Wassers und tauchte seinen Kopf in das kühle Nass. Wie schön wäre es, einfach unterzutauchen, schoss es ihm durch den Kopf. Seinen Kopf wie ein Strauß im Sand zu vergraben, bis alle Gefahr vorüber war.
Zwar konnte ihm dieser Wunsch nicht erfüllt werden, doch half die Erfrischung, seine Betäubung zu überwinden. Er hatte viel gehört, und nun war ihm auch klar, warum die Leute nach Daniels Unfall so aufgebracht waren.
Aber es konnte sich dabei doch nur um einen Zufall handeln!
Diese Leute hatten tragische Ereignisse miterlebt, da war es doch nur natürlich, dass sie eine Wiederholung fürchteten.
Peter wusste nicht, was er glauben und was er denken sollte. Und wenn alles wahr war, was Walter gesagt hatte. Wer sollte dann der geheimnisvolle Mörder sein, der sein Unwesen schon seit rund 70 Jahren in der Umgebung trieb und erst Patrick und dann Daniel angriff? Gab es eine Verbindung zwischen den beiden?
Ein Gedanke schwirrte in Peters Unterbewusstsein, gerade so, dass er ihn nicht erreichen konnte. Was hatte Walter doch gesagt, etwas Wichtiges, das Peter so merkwürdig vorgekommen war. Eine schöne Frau im Zentrum der Aufmerksamkeit! Das war es. Eine schöne junge Frau, eine junge Frau. Julie! Sollte sie die Verbindung zwischen den beiden Vorfällen sein? Zwei Männer, die eine junge Frau liebten. Aber dann war Julie doch gar nicht in Gefahr. Der Schwester war ja auch nichts weiter passiert. Flüchtig überlegte Peter, ob er wohl auch ein potentielles Opfer war, immerhin erfüllte er ja, wie es schien, die Voraussetzungen. Doch er wurde nicht angegriffen, warum nicht? Gelegenheiten hatte es sicherlich genug gegeben.
Welcher Unterschied bestand zwischen ihm und Daniel? Wenn es dabei um die Liebe zu Julie ging, da war Peter überzeugt, den ersten Platz einzunehmen. So eine hoffnungslose Liebe wurde sonst nur in Romanen beschrieben.
Peter lächelte bitter, dass es genau das war, was ihn außer Gefahr brachte. Es ging nicht um seine, sondern um Julies Gefühle! Welche Ironie des Schicksals, dass er sein Leben wahrscheinlich seiner unerfüllten Liebe verdankte! Nur weil er für Julie nichts weiter als ein Freund war, war er in Sicherheit.
Doppeltes Pech für Daniel. Der Täter hatte Julie missverstanden, hatte eingegriffen, wo es gar nicht notwendig war. Armer Daniel.
Aber wer sollte so etwas tun? Wenn es ihn geben sollte, musste der Täter mindestens in Walters Alter sein, war er denn überhaupt noch für die Reize einer Frau so empfänglich, dass er einen Mordversuch deswegen beging?
Peter fuhr sich frustriert durch die Haare. Das war doch Blödsinn. So kam er nicht weiter. Er würde später darüber nachdenken. Sie waren nun schon so viele Tage im Schloss, da kam es wohl auf einige mehr auch nicht mehr an.
Er schüttelte den Kopf, um diese hartnäckigen Gedanken loszuwerden, und ging ins Haus.

    * * * * * *

Gutgelaunt stieg Frederik die breite Treppe hinunter, die von seinem Gemach in das Erdgeschoss führte. Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Die Vögel zwitscherten fröhlich, und er fühlte sich jung und voller Tatendrang.
Mit einer leichten Verwunderung stellte er fest, dass er gar nicht den Trubel und die Hektik des Hoflebens brauchte, um glücklich zu sein. Das Land vermittelte ihm ein viel ursprünglicheres und aufrichtigeres Gefühl der Zufriedenheit. Hier musste er sich nicht verstellen, und er musste auch nicht versuchen, Leute, die er in seiner Seele verachtete, höflich und zuvorkommend zu behandeln, da sie ihm sonst erheblich schaden konnten.

Im Vorbeigehen nickte er freundlich dem hübschen Hausmädchen zu und lächelte über ihren bewundernden Blick, den diese gar nicht zu verbergen versuchte. Mit solchen Frauen war das Leben so einfach, dachte er wehmütig. Sie wussten genau, was sie von ihm wollten, und er wusste genau, was er von ihnen wollte. Es war so viel einfacher als mit dieser verwirrenden Grafentochter Elisabeth.
Vielleicht war sie die ganze Mühe wert, vielleicht auch nicht. Doch er brannte darauf, sie näher kennen zu lernen und es herauszufinden.

Er hatte gehofft, sie in dem Esszimmer anzutreffen, wo die Bediensteten bereits das Frühstück anrichteten. Doch zu seiner

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