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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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standen bereit, um den Gefangenenwiederzubeleben, wenn er ohnmächtig wurde; die Laternen oben schwangen an ihren Ketten. Der Ketzer war genau dort, wo er sein sollte.
    »Irgendwas vorgefallen?«
    »Nein, Herr. Hängt bloß da, wie gemalt.«
    Die Gucklöcher waren verglast und abhörsicher, sodass die Gefangenen Befehle nicht hören und Wächter weder Befragungen mitbekommen noch Opfer dämonischer Anweisungen werden konnten.
    »Dann gehen wir rein und bewundern unser Kunstwerk.«
    Als die Wächter eintraten, drehte ihnen Woodbridge das Gesicht zu. Seine Hände waren riesig, und was von seinem Gesicht zu erkennen war, war aschfarben unter den schwarzen Stoppeln. Ein Lache Urin breitete sich ein paar Zentimeter vor seinen Zehen aus.
    »Jetzt bereit zum Reden?«, fragte Pottenger und betete, dass die Antwort negativ war.
    Der Gefangene schüttelte den Kopf.
    »Holt ihn runter, Burschen. Wir ehrbaren Männer müssen schlafen.«
    Dalton setzte den Hocker zwischen die baumelnden Füße. Unter viel Mühen brachte Woodbridge es fertig, sich daraufzustellen, konnte sich jedoch nicht befreien. Dalton hielt ihn fest, während Shipley die Kette zwischen den Handschellen mit dem Ende seines Knüppels über die Haken hob. Sie fingen ihn zwischen sich auf und trugen ihn mehr oder weniger zum Stroh hinüber, wo er in sich zusammensank. Sie führten die üblichen Vorkehrungen durch und legten ihm eine Binde über die Augen, bevor sie den Knebel entfernten. Dann hielt ihm Dalton die Wasserflasche hin, sodass er trinken konnte.
    Der Direktor untersuchte seine Hände, die aufgrund des angestauten Bluts mächtig angeschwollen waren. Die Handgelenke waren durch das Gold verbrannt. »Möchte nicht, dass diese Wunden eitern. Shipley, hol etwas Salz, um sie zu versüßen. Wie fühlst du dich, Bursche?«, fragte er den Gefangenen.
    »Wie …«, krächzte der Gefangene. Er hustete und brachte schließlich die Antwort zustande: »Was meinst denn du, Arschloch?«
    »Hängst also durch. Na gut, das war die erste Stunde. Jetzt schlaf mal gut in dieser Nacht. Dir steht morgen ein harter Tag bevor. Wir fangen früh an, aber du kommst mittags zwanzig Minuten runter, zum Essen. Darauf musst du dich freuen. Träume süß!«

Kapitel 7
    Am folgenden Morgen ritten die Woodbridges mit ihrer Eskorte nach Hause zurück. Die Strouds begleiteten sie den ersten Teil des Weges, ihre Tochter und ihr frischgebackener Schwiegersohn.
    Edgar benötigte Zeit, sich die Wunden zu lecken. Niemals war er sich so gedemütigt vorgekommen, so machtlos angesichts von Ungerechtigkeit. Viele anständige, moralische Menschen gehörten der Kirche des Lichts an, aber der erhabene Garrett Uptree war bestimmt keiner davon. Auch Silas Fage nicht, schon vor vierzig Jahren ein schmieriger kleiner Wilddieb und jetzt ein böswilliger kleiner Scheinheiliger. Graf Uptree wäre vor Jahren als Dieb gehängt worden, wäre er ein gewöhnlicher Mann gewesen. Den Brüdern konnte man ebenso gut vertrauen wie dünnem Eis auf einem Mühlteich, und bloß ein Schwachkopf würde daran glauben, dass sie auch nur einen Finger rühren würden, um Rollo zu helfen.
    Edgar hatte nie behauptet, ein Heiliger zu sein, aber er gab großzügig der Kirche des Gesegneten in Stonebrigde und blieb insgeheim dem Glauben seiner Vorfahren treu. Er versuchte, ein guter Gatte, Vater und Arbeitgeber zu sein. Reichtum zu erben war keine Errungenschaft, mit der man sich brüsten konnte, aber Haus Woodbridge war unter seiner Führung gediehen. Jetzt hatte manihm den besten Teil unter dem Vorwand gestohlen, seinen Sohn auszulösen. Die Mutter allein wusste, wie dieser Steinbrucharbeiter Bakenbeck herunterwirtschaften würde.
    Er würde Zeit benötigen, diese neue Verwandtschaft zu akzeptieren, viel, viel Zeit. Gewiss war der Stroud-Junge ein prächtiger Deckhengst, aber Maddy würde mehr als das von einem Mann brauchen. Gesellschaftlich stand er mehrere Ebenen unter ihr, was sehr viel zu bedeuten hatte. Frauen, die glaubten, sie könnten einen grobschlächtigen Bräutigam zu einem polierten Gatten zivilisieren, wurden immer enttäuscht. Darüber hinaus war er jung genug, um selbstsüchtig und uneinsichtig zu sein. Maddy saß eindeutig nicht so locker wie sonst auf dem Pferderücken; Anzeichen dafür, dass Sam in der Nacht reichlich Gebrauch von seinen ehelichen Rechten gemacht hatte.
    Der einzige Schimmer von Hoffnung, den Edgar in der Düsternis wahrnehmen konnte, war zu schwach, um Agnes damit zu trösten. Aber selbst

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