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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Lebens erfreuen.

Kapitel 8
    Das Häuschen verdiente kaum diese Bezeichnung. Selbst »Hütte« wäre noch schmeichelhaft gewesen. Ob es immer schon im Wald gestanden hatte oder ob der Wald darum herum gewachsen war, wusste schon längst niemand mehr. Das schiere Alter hatte es zu einem hohlen Hügel grünlichen Torfs schrumpfen lassen. Fenster oder einen Kamin hatte es nie gehabt. Bei schlechtem Wetter bedeckte ein löchriges Tierfell das Loch, das als Eingang diente, und der Rauch vom Feuer zog durch jeden Spalt hinaus, durch den der Wind nicht hereinfegen wollte. In irgendeinem Winter würde es völlig in sich zusammenfallen und als Grab für seine Bewohner dienen, falls es welche hatte.
    Den größten Teil des Jahres hielten überhängende Bäume den Regen ab, und das Häuschen war in dem Gebüsch der winzigen Lichtung kaum zu erkennen. Im Vorfrühling jedoch, bevor die Bäume sich ihr Sommerkleid anlegten, schien die Sonne darauf. Besonders schien sie auf eine schwarze Katze, die auf einer rohen Holzbank vor dem Eingang schlief. Die Katze lag auf der Seite, ungeachtet eines wild klopfenden Spechts und einiger gurrender Tauben in der Umgebung.
    Dann hob die Katze den Kopf und schaute den Pfad entlang, einziger Weg durch die Büsche und Dornen. Er war gerade breitgenug, dass Leute im Gänsemarsch hindurchkamen, wäre jedoch eine Herausforderung für Berittene, fast, als habe es der Wald so geplant. Ein sehr junger schwarzer Hund humpelte erschöpft die sehr abgeschiedene Straße entlang. In einiger Entfernung blieb er stehen und betrachtete die Katze. Dann hob er den Schwanz ein wenig und wedelte leicht damit. Die Katze legte ihren Kopf zurück und nickte wieder ein. Der Hund setzte seinen Weg auf die Lichtung fort, als habe er gerade von einem Wachposten die Erlaubnis dazu erhalten.
    Eine Frau kroch aus dem Häuschen und stemmte die Fäuste in die Hüften, damit sie den Besucher besser in Augenschein nehmen konnte. Sie trug eine fadenscheinige, vielfach geflickte braune Stola, Holzschuhe und ein grünes Tuch um den Kopf, das ihr schütteres weißes Haar verbergen sollte. Der Hund saß da und ließ die Zunge herausbaumeln.
    »Wer bist du denn, hm?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Allerdings gehörte sie zu den Zweibeinern mit einem beständigen Verlangen zu plaudern. Sie humpelte zum Brunnen hinüber, der größtenteils ein vermoostes Fass war, das jemand zu drei Vierteln in dem feuchten Grund vergraben hatte, nachdem er ein paar Löcher in den Boden geschlagen und etwas Sand hinzugefügt hatte, Filter für das Flusswasser. Sie holte die Kelle heraus und hielt sie ihrem Gast hin. Der Hund trank geräuschvoll und lange. Hoffnungsvoll schaute er auf, und sie füllte die Kelle erneut.
    Sie war sehr alt. Der Vater ihres Vaters hatte sich daran erinnern können, den Lehrer sprechen gehört zu haben. Selbst ihre Runzeln hatten Runzeln, sagte sie gern, und ihr Gesicht war eingefallen, wo einmal ihre Zähne gewesen waren. Ihre Nase war immer schon zu groß gewesen, und sie wirkte jetzt sogar noch größer, als ob alles Übrige an ihr geschrumpft wäre. Sie hatte einen Buckel, und ihr schmerzten die Knie, und dennoch konnte sie einen ganzen Tag lang laufen, wenn es sein musste.
    »Langen Weg hinter dir, hm?« Nachdem der Hund seinen Durst gestillt hatte, ließ sie die Kelle ins Fass zurückfallen. »Dann schaue ich mir besser mal deine Pfoten an, mein Junge.«
    Der Hund legte sich hin und bot seinen rosafarbenen Bauch zum Kitzeln an. Sie kitzelte ihn, während sie nacheinander jede einzelne Pfote untersuchte. Die Katze erwachte und starrte diesen Verrat missbilligend an. Nein, sie musterte wieder den Pfad. Der Welpe wälzte sich herum und tat es ihr nach, wobei sein Schwanz zuckte. Der Wald mochte vielleicht vorgehabt haben, das Vorankommen von Männern auf Pferden zu verhindern, aber die Möglichkeit eines Jungen auf einem Pony hatte er wohl übersehen. Beide wirkten ebenso erschöpft wie der Hund.
    Der Junge glitt zu Boden und führte sein Ross hinüber zur Tränke. »Bist du die weise Edith?« Er streckte die Hand nach der Kelle aus.
    »Nein, aber das ist ihr Haus. Sie musste ein paar Tage weg, also kümmere ich mich hier um alles. Ich bin die weise Frieda.«
    »Ich bin Bram; die meisten nennen mich Brat.« Er war etwa elf oder zwölf Jahre alt, hatte ein Engelsgesicht und pechschwarze Locken. Und einen pechschwarzen Hund.
    Er trank, legte die Kelle zurück und musterte einen Moment lang die Hütte. Er

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