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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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aber er würde nirgendwohin gehen, bevor die weise Frieda den Rest der Geschichte erfahren hatte. »Schon zu spät.«
    Sie ging zurück, holte die Schüsseln und beanspruchte die Bank für sich, die zu klein für zwei war. Brat kümmerte es nicht. Er ließ sein Pony noch einmal trinken und sagte ihm dann, es solle sich etwas zu fressen suchen. Daraufhin setzte er sich fröhlich imSchneidersitz ins lange Gras neben Frieda und verleibte sich die größere Portion ein.
    »Wie komme ich heim?«, fragte er mit vollem Mund.
    »Warte ab, bis jemand erscheint, der die weise Edith fragt, wo du bist. Sie nehmen dich mit nach Hause.«
    Er grinste bei dem Gedanken und wurde dann wieder ernst. »Henry wird röhren!« Er meinte eindeutig »toben« und hatte keine Ahnung, was der Ausdruck eigentlich bedeutete. Frieda lachte still und heimlich in sich hinein.
    »Streiter muss sich sowieso etwas ausruhen. Und Ruß ebenfalls.«
    Er nickte zu diesen Worten – gute Ausrede!
    Nach wenigen Minuten setzte er die Schüssel nieder, leckte sich die Finger und dankte ihr für die Mahlzeit. Nur hochgeborene Albiurner würden danken. Friedas größtes Talent hatte immer darin bestanden, die Stimme der Mutter zu erkennen. Ihr Leben lang hatte sie Anweisungen an jene weitergegeben, deren Sinne weniger scharf waren. Sie hatte geglaubt, sie sei hierhergeschickt worden, um Edith zu sagen, sie würde in Weypool gebraucht. Jetzt überlegte sie, ob der Hauptgrund darin bestanden hatte, sie anstelle Ediths hierhin zu setzen, wenn Brat Woodbridge vorbeikam.
    Die Kirche des Lichts war wie ein Berg gebaut, mit der Hierarchie an der Spitze und Diakonen und Laienbrüdern ganz unten. Vielleicht war die Kirche der Mutter einstmals in Albi ähnlich gebaut gewesen, aber jetzt war sie zerschmettert und zerstreut. Die weisen Frauen sowie einige wenige weise Männer lebten einzeln und allein und mussten sich auf die Verschwiegenheit ihrer Herde verlassen, damit ihre Existenz verborgen blieb. Sie versteckten sich unter Felsen wie Käfer und riskierten bei einer Entdeckung Gefangennahme und Tod, obwohl die meisten Priester tolerant waren und erst eine Warnung aussprechen würden. Dann könnte die Weise verschwinden, und die Menschen würden ohne ihre Fürsorge dahinsiechen. Nach ein paar Jahren käme eine andere Weise und nähme die leere Stelle ein.
    Natürlich gab es nach wie vor viele altmodische Getreue, die sie insgeheim unterstützten. Es gab auch noch das fahrende Volk, dessensämtliche Angehörige in einem Karren geboren worden waren und behaupteten, ihre Ahnenreihe würde bis zu aller Mutter selbst zurückreichen. Sie waren Anbeter der Erde bis zum letzten Mann oder bis zur letzten Frau. Die Priester belästigten sie anscheinend niemals, obwohl Grundbesitzer sie verdächtigten, Pferde zu stehlen und wegzutreiben.
    Frieda war noch nie einem Führer begegnet, der einem so jungen Kind zugewiesen worden war wie Brat. Er war nicht einmal alt genug, an einem Kreis teilzunehmen! Wie viel wusste er? Hatte er es ernst gemeint, als er seinen Hund blöde genannt und behauptet hatte, er habe versucht, ihn wieder einzufangen? Oder war er bewusst seiner Führung gefolgt, wie es ein erfahrener Adept täte? Wenn er noch nicht gewarnt worden war, wie gefährlich es ist, über so etwas mit Fremden zu sprechen, dann musste er jetzt gewarnt werden.
    Ein Knurren riss sie aus ihrer Träumerei. Das Pony tat, was Pferde am besten konnten: fressen. Sein Sattel und das Zaumzeug lagen dort, wo Brat beides hingelegt hatte, aber das Gras in der Lichtung war bei Weitem besser als alles, was unter den Bäumen wuchs, daher sollte Streiter nicht in Versuchung geraten, woanders hinzugehen. Brat, so fiel ihr jetzt auf, hatte sich in dem sonnenhellen Gras neben seinem Hund zusammengerollt und war ebenfalls sofort eingeschlafen. Die beiden zusammen hatten wohl ein bezauberndes Bild abgegeben, das ihr entgangen war.
    Aber das Knurren kam von Ruß. Er hatte den Kopf gehoben und unternahm eine gewaltige Anstrengung, beide Ohren zugleich aufzustellen. Das Fell hatte er gesträubt, obwohl ihn kein Eindringling aufgeschreckt hatte. Sobald es ihm gelungen war, alle viere unter sich zu bekommen, kroch er voran und beschlich geduckter als üblich das Pony. Frieda sah entzückt zu, sehr ergriffen von dem Größenunterschied zwischen den beiden.
    Streiter achtete nicht weiter darauf, bis hinter ihm ein Schnappgeräusch ertönte. Sein Kopf fuhr erschrocken hoch. Ruß fintete erneut, die Welpenzähne

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