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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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offiziellen Herrn wie Luft zu behandeln.
    Als Erstes sagte sie ihm, er müsse lesen, schreiben und rechnen lernen. Sobald er dazu imstande wäre, würde man ihn ernst nehmen. Er gab sich alle Mühe, war jedoch nicht mit dem Herzen bei der Sache. In Sam Strouds Welt wurden Probleme mit den Fäusten gelöst, nicht mit Wissen. Er war ein fähiger Pflüger und Steinbrucharbeiter, mehr nicht.
    Kennard kommandierte auch alle anderen Arbeiter, die Haus Woodbridge ausgemacht hatten. Maddy wurde nie offiziell davon in Kenntnis gesetzt, dass sie den Rest geerbt hatte, was bedeutete, dass er nun ihrem Gatten gehörte. Gleichermaßen war es möglich, dass Rollo geerbt hatte und dann wegen Hochverrats verurteilt worden war. Das Eigentum eines Verräters fiel der Krone anheim, und ein Kronratsmitglied wie Graf Uptree würde alle Hebel in Bewegung setzen, um es sich als Erster in die Tasche zu stecken. So oder so, seine Lordschaft hatte bekommen, was sie wollte, und die Woodbridge-Linie galt jetzt als ausgestorben.
    Nicht ganz, und früher oder später würde der letzte Woodbridge zuschlagen. Sie würde ihre Eltern rächen, auch wenn ihre Methoden sie entsetzt hätten.
    In jedem Herbst lud Graf Uptree einhundert Gäste zu einer prächtigen Jagd ein. Da die Zahl seiner Angestellten nicht ausreichte, musste er Diener von Freunden borgen und einige der präsentableren Hilfskräfte aus seinen vielen Liegenschaften von außerhalb herbeiholen. Kennard wählte ein paar für ihn aus, und Maddy war eine davon. Ihre Pflichten bestünden darin, Staub zu wischen, Möbel zu polieren und Betten zu machen, also gäbe es keinen Grund, sich unter die Besucher zu mischen. Sollte heißen, keinen offiziellen Grund, aber sie hatte ihre eigenen Pläne.
    Zu seinem Abscheu wurde Sam ebenfalls ausgewählt, aber er ließ sich von seiner Frau zur Zusammenarbeit überreden, was ihn selbst überraschte. In seiner Livree sah er sehr gut aus, und die Waden in seinen weißen Strümpfen waren Grund für viel Bewunderung. Alles, was er zu tun hatte, war, Anweisungen zu befolgen: Rücke jenen Tisch heran, trage dieses Tablett, bring das Gepäck nach oben. Damit kam er zurecht.
    Maddys Uniform bestand aus einem schwarzen Kleid, das vom Hals bis zu den Knöcheln und Handgelenken reichte, dazu eine Haube mit Rüschen, die nur ihr Gesicht frei ließ. Drei Tage lang wurde sie unterwiesen, bekam Pflichten zugeteilt und wurde mit der Anlage von Schloss Norcaster vertraut gemacht. Sie schlief in einer völlig überbelegten Mansarde mit einem Dutzend weiterer Frauen.
    Und sie hielt die Ohren offen. Graf der, Baron jener und sogar, so ging das Geflüster, Privatsekretär Kipping könnten teilnehmen. Es war davon die Rede gewesen, dass Kronprinz Emil käme, aber jetzt war sein Name gestrichen und die königliche Suite jemand anderem zugewiesen worden. Maddy fühlte sich noch nicht bereit für Mitglieder des Kronrats oder der königlichen Familie. Was sie brauchte und finden musste, war irgendein Edelmann mittleren Alters, der sich an den Rändern der feinen Gesellschaft von Weypool herumtrieb. Sie war erleichtert zu hören, dass Hierarch Garrett Uptree nicht teilnähme; sie hatte den Verdacht, dass die oberste Geistlichkeit des Lichts von der Mutter beschenkt worden war, obwohl sie ihre Talente völlig anders bezeichnen würden.
    Sie hielt sich auch von Graf Uptree fern. Er kannte sie und würde sie nicht in seiner Umgebung dulden. Sie wusste, dass sie einige jüngere Männer so weit erregen könnte, ihn in sinnloser Wut umzubringen, aber das ließe sich nur schwer einrichten und wäre sowieso keine zufriedenstellende Rache. Etwas Schwelendes und Beschämendes wäre erforderlich. Männer wie der Graf ließen sich nicht von unten stürzen. Wenn sie daher angriffe, müsste es von weiter oben erfolgen. Frauen in Albi kamen einzig und allein über mächtige Männer selbst zu Macht.
    Am Morgen des Tages, an dem die Gäste eintreffen sollten, traf sie zufällig Pater Silas Fage, den Schlosskaplan. Sie kamen aus entgegengesetzten Richtungen um eine Ecke, und sie hatte keine Zeit, ihr Ablenkungstalent einzusetzen. Trotz ihrer alles umhüllenden Uniform erkannte er sie sogleich und zeigte einige schlechte Zähne beim Lächeln.
    »Madeline! Madeline … äh, wie hieß doch gleich dieser gut aussehende junge Schweinehirte, den du geheiratet hast?«
    »Stroud, Pater.«
    »Stroud, ja. Madeline Stroud. Noch keine Kinder unterwegs? Erfüllt er seine Pflicht bei dir nicht?«
    »Es liegt

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