Dunkles Spiel der Leidenschaft
Männer kaum wahrnahm, die hereingekommen waren.
Gregori räusperte sich diskret
und neigte seinen Kopf in ihre Richtung. »Ich hoffe, es geht dir besser,
Corinne.«
Ihre Finger schlössen sich
fester um Dayans. »Ja, viel besser, danke schön.« Sie errötete, als ihr
auffiel, dass sie sich wie ein Kind anhörte, das sich bei einem Erwachsenen
bedankt.
»Was wir getan haben, ist nur
eine vorübergehende Maßnahme, Corinne.« Die silbrigen Augen des Heilers
glitzerten sie an. »Ich erweise dir den Respekt, dir die Wahrheit zu sagen.
Deine Krankheit übersteigt unsere Fähigkeiten. Ich werde dich so oft wie nötig
behandeln, damit deine Tochter Zeit hat, kräftiger zu werden. Sie braucht noch
ein paar Wochen. Jeder Tag, jede Stunde zählt für sie. Du musst im Bett bleiben
und dein Herz schonen. Hab keine Angst vor der Geburt; wir haben nicht die
Absicht, dich von uns gehen zu lassen.« Gregori lächelte sie ermutigend an.
»Das hier ist übrigens Darius. Ich weiß, dass er ziemlich Furcht einflößend
wirken kann. Er ist mein jüngerer Bruder, und falls er dich anknurrt, werde ich
ihm als der Ältere ganz schnell Manieren beibringen.«
Corinne blinzelte. Es dauerte
ein, zwei Herzschläge, bis sie erkannte, dass der Mann mit den scharfen Augen
sie aufzog. Sie und seinen Bruder. Sie schaute Darius an. Ihr Mundwinkel
zuckte, doch es gelang ihr, nicht zu lächeln. »Das hast du siecher gehört,
Darius. Ich werde es mir merken, falls du wirklich knurrig wirst.«
Obwohl sie auf Gregoris Scherz
einging, hielt Corinne Dayans Hand immer noch fest umklammert, als Darius zu
ihr ans Bett trat. Wie sein älterer Bruder Gregori strahlte Darius eine Kraft
aus, die den ganzen Baum zu erfüllen schien. Dayans Macht war sehr groß, aber
eher unterschwellig zu spüren. Bei Gregori und Darius war es ganz anders. Etwas
kleiner als Dayan, verriet sich ihre körperliche Stärke vor allem in ihren
breiten Schultern und muskulösen Armen. Beide trugen ihr langes Haar im Nacken
mit einem schmalen Lederband zusammengefasst. Während Gregori Augen von einem
eigenartigen Silbergrau hatte, waren Darius Augen kohlschwarz. Beide sahen
sehr gefährlich aus. Corinne konnte kaum fassen, dass sie es gewagt hatte, mit
ihnen zu scherzen.
»Guten Abend, kleine
Schwester«, begann Darius höflich. »Du bist aufgewacht. Das freut mich. Ich
habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen, etwas, das ich gar nicht gern
tue. Das solltest du dir lieber merken.« Er beugte sich vor und raunte ihr in übertriebenem
Flüsterton ins Ohr: »Nur damit du es weißt, Gregori reist nicht mit der Band.«
Corinne ertappte sich bei einem
Lächeln. »Danke für den Tipp. Vielleicht werde ich dich doch nicht verpetzen.
Wahrscheinlich hat er nur nach einem Vorwand gesucht, um dir die Leviten zu
lesen.«
»Durchaus möglich. Er genießt
einen gewissen Ruf - er ist praktisch eine Legende, weißt du -, aber er macht
den Leuten gern vor, so etwas wie der schwarze Mann zu sein. Lass dich von
seinem strengen Stirnrunzeln nicht beeindrucken. Wie benimmt sich deine
Tochter?«
Corinne lächelte ihn an. »Sie
scheint ziemlich kräftig zu sein und strampelt ganz schön.«
»Das ist die Antwort, die ich
haben wollte. Du hast deinem Gefährten große Angst gemacht. Tu das nie wieder.«
Aus seinem Mund klang es wie ein Befehl, und noch dazu so, als gehorchte
jeder ihm. Vermutlich war es auch so, dachte Corinne bei sich.
»Fällt dir das Atmen heute
Abend leichter?«, erkundigte Gregori sich.
Corinne betrachtete Gregoris
anziehendes Gesicht. Zwischen Desari, Gregori und Dayan bestand eine
auffallende Ähnlichkeit. Gregori ist der Gefährte von Savannah Dubrinsky. Sagt
dir der Name etwas P Dayan wollte sie daran erinnern, dass Gregori bereits
vergeben war. Er verdankte dem Heiler viel, doch er sorgte sich, Corinne könnte
ihn ein bisschen zu attraktiv finden.
Ja, natürlich. Savannah
Dubrinsky ist eine berühmte Zauberkünstlerin. Auf jeden Fall bist du der
einzige Mann, den ich halbwegs attraktiv finde, versicherte
Corinne, die sich insgeheim über Dayan amüsierte. Sie hielt ihn für den
schönsten, charmantesten und romantischsten Mann in der Welt. Wie konnte er
bloß befürchten, sie könnte Augen für einen anderen haben? Du bist wirklich albern. In diesem
Moment fiel ihr gar nicht auf, wie mühelos sie seine innere Unruhe erraten
hatte.
»Ich will das Baby besuchen«,
erklärte Gregori energisch, um Corinnes Aufmerksamkeit wieder auf sich zu
lenken. »Deine Tochter ist stark,
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