Dunkles Spiel der Leidenschaft
von der
Intensität, dem verzweifelten Verlangen. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme
genommen, um diesen verlorenen, einsamen Ausdruck ein für alle Mal aus seinen
Augen zu verbannen. Ihre Handfläche, diese winzige Barriere zwischen ihnen,
zitterte, als sie ihn anstarrte, wie gebannt von seiner Verwundbarkeit, obwohl
er doch so unbesiegbar schien. »Dayan.« Sie flüsterte seinen Namen - war es ein
leiser Seufzer oder eine Einladung? Sie wusste es selbst nicht, wie sollte er
es also wissen?
Dayan nahm ihre Hand und zog ihre Finger an seine Lippen.
»Du hast nichts zu befürchten, Corinne. Ich würde nie etwas tun, das dir oder
dem Kind schaden könnte. Ich kann nicht anders, als dich zu begehren, doch
solange es ein Risiko ist, werden wir wohl beide leiden müssen.«
Sie ertappte sich bei einem Lächeln, als sie ein Stück
zur Seite rückte, damit er sich neben ihr ausstrecken konnte. Warum sie ihm
nach so kurzer Zeit so vorbehaltlos vertraute, war ihr selbst ein Rätsel, aber
es kümmerte sie nicht. Sie fand es schön, neben ihm zu liegen und sich durch
seine Nähe getröstet zu fühlen. Er fühlte sich fest und warm an, und seine Arme
waren sehr stark, als er sie an sich zog. Sie erschauerte, eher wegen seiner
Nähe als wegen der kühlen Nachtluft, aber es gefiel ihr, dass er sofort eine
Decke über sie beide zog, obwohl sie wusste, dass ihm nicht kalt war.
»Willst du mir nicht erzählen, was du bei uns zu Hause
vorgefunden hast?«
»Wirst du mir glauben?« Er fragte es ganz ruhig, doch
sie konnte fühlen, wie gespannt er in der Dunkelheit auf ihre Antwort wartete.
»Vergiss nicht, dass mein Ehemann ermordet wurde. Ich
weiß, dass jemand im Haus war«, erklärte sie bestimmt. »Ich habe es gespürt.«
Er zuckte bei dem Wort »Ehemann« innerlich zusammen.
John Wentworth, ihr Ehemann. Dayan musste die Übelkeit bekämpfen, die jedes Mal
in ihm aufstieg, wenn sie diesen Namen aussprach. John war viele Jahre ein
Bestandteil ihres
Lebens gewesen, erst als Kindheitsfreund, später als
Ehemann. Ein Teil von Corinne liebte ihn und würde ihn immer lieben.
Dayans Hand tauchte in ihr Haar, und er zog die
seidigen Strähnen an sein Gesiecht, um ihren einzigartigen Duft einzuatmen.
»Es waren zwei Männer im Haus. Sie waren bewaffnet und hatten den Befehl, dich
und Lisa zu entführen.«
Ihre großen Augen ruhten unverwandt auf seinem
Gesicht. »Warum?«
»Vor einigen Monaten erfuhr unsere Band, dass wir auf
so etwas wie einer schwarzen Liste stehen. So habe ich Cullen kennen gelernt.
Er hat sein Leben riskiert, um uns zu warnen. Es gibt eine Organisation, eine
Gruppe von Fanatikern, die an Vampire glaubt.«
Corinne hob den Kopf vom Kissen und starrte ihn
ungläubig an. »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen! Vampire? In unserer
Zeit? Und was hat das mit mir zu tun? Oder mit dir?«
»Du hast gesagt, dass du anders bist und dass John mit
jemandem darüber gesprochen hat. Das ist die Art Phänomen, auf die diese
Organisation ihr Augenmerk richtet. In dem Moment, als er einen Fuß in das
Morrison Center setzte, wurde man auf dich aufmerksam. In welcher Hinsicht bist
du anders, Corinne?«
Seine Stimme war in der Dunkelheit wie Magie, wie warmer
Samt, der ihre Haut streichelte und ihren Geist berührte. Sie liebte den Klang
seiner Stimme, seinen faszinierenden Akzent, den sie nicht einordnen konnte,
die Art, wie er gewisse Worte betonte, seine Ausdrucksweise, die wie eine
Mischung aus der Alten Welt und der Moderne klang.
»Ich kann Dinge bewegen, ohne sie zu berühren.« Irgendwie
war es leichter, dieses Geständnis in dem dunklen Zimmer zu machen, dabei dicht
neben ihm zu liegen und unter ihrer Handfläche das stetige Schlagen seines
Herzens zu spüren. Corinne wartete auf seine Reaktion, seine Ablehnung, seinen
Schock. Sie wartete darauf, dass er ruhig aufstand und sich von ihr entfernte.
Es war ihr nicht bewusst, aber ihr Herz spielte wieder verrückt und schlug laut
und unregelmäßig, während sie auf Dayans Reaktion wartete.
Dayan nahm ihre Hand und zog sie an seine Lippen,
sodass sein Atem warm und besänftigend über ihre Haut strich. »Was für eine
faszinierende Gabe. Ich kann so etwas auch.«
Corinne wandte den Kopf, um ihn anzuschauen.
»Wirklich? Ich bin noch nie jemandem begegnet, der das kann. Es ist echt cool.
Lisa mag es gar nicht, wenn ich es mache, doch manchmal kann ich einfach nicht
anders. John wusste Sachen im Voraus. Wann das Telefon klingeln würde, zum
Beispiel, und wer der Anrufer
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