Dunkles Spiel der Leidenschaft
seine
Augen schauen wollte, die viel zu viel sahen.
»Ich will alles über dich wissen, Corinne«, entgegnete
er leise und mit einer Stimme, die in der dunklen Nacht wie reine Magie klang.
Wie konnte jemand der Schönheit dieser Stimme widerstehen?
Corinne holte tief Luft und ließ sie langsam wieder heraus. »Die schlimmsten
Erinnerungen hängen mit der Trinkerei meiner Mutter zusammen. Ich kann mich
wirklich kaum erinnern, dass sie jemals etwas anderes getan hätte. Immer waren
Männer da und schreckliche, kleine Räume, in denen wir lebten, stickig und eng.
Ich verbrachte meine ganze Zeit damit, Musik zu hören. Ich machte mich heimlich
davon und suchte Plätze, an denen es Livemusik gab.« Sie warf ihm ein kurzes
Grinsen zu. »Es war ein Vorteil, klein zu sein - ich konnte mich überall
hineinschmuggeln, und mit meinen tele- kinetischen Kräften konnte ich Schlösser
und schwere Türen öffnen.«
Seine Hand strich in einer zarten Liebkosung über ihr
Haar. Er musste sie einfach berühren. Die widerstreitenden Empfindungen, die
ihre Erinnerungen in ihr hervorriefen, waren deutlich zu spüren.
»Ich lebte für Musik. Ich träumte von ihr und hörte
sie Tag und Nacht in meinem Kopf. Sie gab mir Kraft, wenn ich allein war. Sie
hielt meine Welt im Gleichgewicht und gab mir einen Ort, an den ich mich
zurückziehen konnte. Und irgendwann traten John und Lisa und ihr Vater in unser
Leben.«
In ihrer Stimme lag so viel Trauer, dass Dayan sie
sanft in die Arme nahm und sie in der Dunkelheit der Nacht schützend an sich
zog. Er hielt sie, als wäre sie zerbrechlich wie Porzellan, ein kostbares Kleinod.
»Ich bin froh, dass du John und Lisa hattest.« Er meinte es ernst. John hatte
Lisa das Leben gerettet und Corinne beschützt. Er hatte sein Bestes getan, um
eine Familie aus ihnen zu machen. Dayan war dankbar, dass jemand für Corinne
da gewesen war, als er sie noch nicht gekannt hatte.
»Verlieb dich nicht in mich, Dayan«, murmelte sie
leise, aber eindringlich, fast flehend. Sie kämpfte für ihn und wollte ihm
begreiflich machen, dass er nicht so starke Gefühle für sie haben durfte. Schon
für Lisa würde es schlimm genug werden, und Corinne konnte den Gedanken nicht
ertragen, dass auch Dayan auf sie bauen würde, nur um sie dann zu verlieren.
Seine Hand umschloss ihr Kinn und hob ihren Kopf,
sodass ihre Augen seinem unverwandten Blick begegneten. »Ich kenne dich besser,
als dich je irgendjemand gekannt hat. Wie könnte ich dich nicht lieben, wenn
ich in deinen Geist und dein Herz blicke ? Du bist alles für mich. Du kannst
das natürlich nicht verstehen, und das alles ergibt für dich keinen Sinn, aber
für mich, einen einsamen Herumtreiber ohne jemanden, der ihn liebt, ohne
jemanden, der die Dämonen vertreibt, bist du ein Wunder.«
»Das bin ich für dich?« Sie lächelte unwillkürlich, so
schön erschien ihr dieser Gedanke. »Vertreibe ich wirklich die Dämonen?«
Ohne Eile, beinahe träge, neigte er seinen dunklen
Kopf und nahm Besitz von ihrem Mund. Er war sehr sanft; nichts als Zärtlichkeit
beherrschte ihn, als er sie berührte, eine Zärtlichkeit, die in seltsamem
Gegensatz zu seiner enormen Stärke zu stehen schien. Aber sein Mund war reine
Magie und öffnete die Tür zu einer Welt, von der Corinne nie gewusst hätte,
dass sie existierte, wenn er nicht in ihr Leben getreten wäre. Sein Mund, der
ihren eroberte, war heiß und sehr maskulin, und der Boden unter ihren Füßen
schien so stark zu schwanken, dass sie sich Hilfe suchend an ihn klammern
musste. Er zog sie an seine harte Gestalt und hielt sie mit unendlicher
Zärtlichkeit fest.
Er entführte Corinne in eine andere Welt, eine Welt
voller Leidenschaft und exotischer Fantasien. Eine Welt, von der sie nie zu
träumen gewagt hätte. Vielleicht war sie für ihn ein Wunder und vertrieb seine
Dämonen, aber für sie war er etwas ganz anderes. Unwirklich wie eine
Göttergestalt aus der Sagenwelt. Ein Mann aus dem Reich der Legenden. Ein
Held. Sie lächelte an seinen perfekt geschwungenen Lippen, die weich wie Samt
und ungeheuer erotisch waren. Jedes Mal, wenn sie in seine schwarzen Augen
schaute, die so eindringlich, so hungrig waren, schmolz sie innerlich dahin.
Ich lese deine Gedanken. Seine Stimme huschte durch ihr Bewusstsein, ebenso
zart wie die Schmetterlingsflügel, die in ihrem Magen zu flattern schienen.
»Okay, lass das bitte.« Corinne löste sich von ihm -
das war das einzig Vernünftige, was sie tun konnte, wenn ihr Herz hämmerte
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