Dunkles Spiel der Leidenschaft
dir will, will ich für alle Ewigkeit.«
Corinne wandte sich von ihm ab, von ihm und seiner
schwermütigen Schönheit und der schwelenden Leidenschaft in seinen schwarzen
Augen. Er brauchte jemanden, der ihn liebte. Er sah so allein aus. Groß und
aufrecht stand er vor ihr und wirkte doch so ausgehungert nach Liebe. Lieber
Gott, sie wäre so gern die Frau, die er brauchte! Sie wünschte sich von ganzem
Herzen, sie könnte es sein.
Dayan nahm ihre Hand und zog ihre zierliche Gestalt an
seine breite Schulter. Er ging einfach neben ihr durch die Nacht und kostete
den Augenblick aus, dankbar, dass er ihn erleben durfte. Dankbar, dass es
Corinne gab.
»Jeder Satz in jedem meiner Lieder, jede Note, die ich
je gespielt habe, wurde für dich geschrieben, für dich gespielt. Für dich, die
andere Hälfte meiner Seele und meines Herzens. In der Hoffnung, dass du
irgendwo auf dieser Welt bist und mich hören kannst.« Angesichts ihrer
schlechten Verfassung wagte Dayan nicht, ihr die ganze Wahrheit über sich
selbst zu offenbaren. Er wusste, dass die Heiler eine Möglichkeit finden
würden, ihr Leben zu retten. Eine andere Lösung war undenkbar, aber es
bereitete ihm große Sorgen, dass es vielleicht keine Rettung für ihr Baby gab.
Er schwebte wie ein Schatten in Corinnes Bewusstsein, war untrennbar mit ihr
verbunden und wusste, dass sie bereit war, ihr Leben für das ihrer Tochter zu
geben. Er war es nicht. Er war ihr Gefährte. Es war seine eingeschworene
Pflicht, für ihr Wohlergehen zu sorgen.
Corinne stiegen Tränen in die Augen, als sie die
Aufrichtigkeit in seiner Stimme hörte, und blinzelte sie hastig weg. »Du
darfst so etwas nicht zu mir sagen, Dayan.« Wenn er so etwas sagte, war sie
verloren und er genauso. Wie könnte sie ihm je widerstehen?
Dayan lächelte auf sie hinab und schloss seine Hand
noch fester um ihre. Mit jedem Schritt, den er neben ihr machte, spürte er,
wie die Hitze zwischen ihnen stärker wurde. Corinne nahm sein Herz in Besitz,
durch ganz belanglose Dinge, ihre kleine Hand in seiner zu fühlen zum Beispiel.
Ihren Atem zu spüren, ihren Duft wahrzunehmen, ihr Lächeln zu sehen. Er liebte
es, wie sie lächelte, wie sie sich bewegte. Wie sie verzweifelt darum kämpfte,
ihn vor einem möglichen Verlust zu bewahren.
Tief in seinem Herzen erfuhr er zum ersten Mal, was
blankes Entsetzen bedeutete. Der Gedanke, sie zu verlieren, überstieg seine
Vorstellungskraft. In seinem ganzen Leben als Erwachsener hatte er nie Angst
gehabt. Selbst bei den Kämpfen mit Vampiren hatte er im Lauf all der
Jahrhunderte nie die Erfahrungen mit Furcht gemacht, die er jetzt bräuchte, um
ein so überwältigendes Gefühl zu verarbeiten. Entsetzen. Er kostete das Wort
aus. Konnte er den Verlust seiner Gefährtin verkraften, ohne je mit ihr gelebt
zu haben, ohne je die Zeit gehabt zu haben, sie zu lieben und an sich zu
binden? Er würde nicht den Wunsch haben, das zu überstehen, das wusste Dayan.
Sein Leben war düster und leer gewesen, so trostlos und kalt, dass er im
Begriff gewesen war, seine Fähigkeit zu verlieren, Lieder zu schreiben. Er war
sogar Gefahr gelaufen, die Musik in seinem Inneren nicht länger zu empfinden.
Aber nun, da Corinne bei ihm war, strömten Worte, Noten und Lieder aus seiner
Seele und schrien danach, gehört zu werden.
Corinne war für ihn die Welt, die Verkörperung von
Farben und Leidenschaft und wundervoller Poesie. Er würde sie nicht an den Tod
verlieren. Jetzt wusste er, woher seine schöpferische Begabung gekommen war.
Corinne war es, die Hälfte seiner Seele, die ihr gehörte. Ein kleiner Teil
ihres Lichts war ihm geblieben, als sie getrennt worden waren, um irgendwann erneut
zueinander zu finden. Er fühlte die Lieder in ihr, die Musik. Es zeigte sich in
der Art, wie sie ging, wie sie durch einen Raum schwebte, ihre kleine, schlanke
Gestalt war stets voller Anmut. Es zeigte sich in der Art, wie sie den Kopf
wandte, und daran, wie ihr Lächeln einen Raum erhellen konnte.
Irgendetwas an Corinne hatte sofort seinen Blick gefesselt.
Lisa war schön, groß und blond und unverkennbar ein Model. Sie gehörte auf die
Titelseiten von Modejournalen. Corinnes Licht strahlte von innen heraus. Allein
ihr Anblick brachte Dayan zum Lächeln. Wenn er an ihr Bewusstsein rührte, um
ihre Gedanken zu teilen, stellte er fest, dass sie an andere dachte, daran, wie
sie sich fühlten und was sie brauchten. Sie war glücklich, obwohl sie vor
kurzem einen geliebten Menschen verloren hatte und davon
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