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Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Titel: Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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aber das macht mir nichts aus. Der offene Ausblick und die Höhe geben mir das Gefühl zu fliegen. Einen Schlammwühler würde das vielleicht nervös machen, aber für mich, die ich so viel Zeit an Bord von Raumschiffen verbracht habe, ist das geradezu perfekt. Fühlt sich an wie ein Zuhause. Als Adele mir dann zum Mittagessen auch noch eine Schüssel Suppe nach oben bringt, muss ich sie ganz einfach fragen: »Warum bist du so nett zu mir?«
    Adele schenkt mir ein Mona-Lisa-Lächeln. »Maria lehrt uns, dass man nur auf diese Weise die Welt verändern kann, Seele für Seele, eine gute Tat nach der anderen. Nur so kann das Gute dauerhaft Fuß fassen.«
    »Haben sie sie für diese Lehre nicht umgebracht?«, frage ich und nehme die Schüssel entgegen.
    Adele schüttelt den Kopf. »Nein, ihren Sohn, als Warnung. Die Regierung war schlau genug, sie nicht zur Märtyrerin zu machen. Zum Schweigen haben sie sie trotzdem nicht gebracht, und sie hat weiterhin ein gutes Leben gelebt.«
    Ich war nie religiös, habe mir nie viel aus Glaubensbekenntnissen gemacht, trotzdem verharrt der Löffel auf halbem Weg zu meinem Mund. »Und deshalb wird sie angebetet? Weil sie ein gutes Leben gelebt hat?«
    Die Bemerkung sollte gar nicht verächtlich klingen, aber ich spüre, dass sie etwas in Adele berührt, denn sie lässt sich auf das alte ausgeleierte Sofa fallen, das zur Ausstattung des Apartments gehört. »Ist das nicht viel mehr als das, wonach es sich anhört, Sirantha? Es ist leicht, das Richtige zu tun, solange alles gut geht. Aber lass irgendwas schiefgehen, und du wirst sehen, wie schwierig alles auf einmal wird.«
    »Wahr.« Sie hat mich Sirantha genannt, und ich muss an meine Mutter denken, auch wenn ich sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich weiß nicht mal, ob sie noch lebt, aber ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass sie sich freut, würde sie mich wiedersehen. Mit der Entscheidung, aus dem Internat wegzulaufen und einen Vertrag beim Konzern zu unterzeichnen und nicht das niedliche, blutleere Accessoire zu werden, das sie gern aus mir gemacht hätten, habe ich mit allem gebrochen. Mag sein, dass ich immer noch nicht weiß, wer ich eigentlich bin, aber zumindest bin ich nicht das, was meine Eltern aus mir machen wollten.
    Aus irgendeinem Grund bringe ich es nicht übers Herz, Adele zu sagen, dass ich an rein gar nichts glaube. Maria ist nichts weiter als eine Idee, die Geschichte von jemandem, der vielleicht vor langer Zeit einmal gelebt hat, aber nichts, woran ich glaube. Ich hab nirgends je auch nur den Hinweis auf die Existenz von etwas Göttlichem entdeckt, auf immerwährende Gnade, außer vielleicht in den Bewegungen der Glastänzerin. Es mag schwer sein, sich damit abzufinden, aber ich bin der Überzeugung, dieses eine Leben, diese eine Chance ist alles, was wir bekommen. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass nichts dran ist an dem ganzen Gerede von Geistern und übernatürlichen Wesen, dass es so etwas wie eine Seele nicht gibt. Für mich ist das Beweis genug, dass so etwas wie eine Allmacht nicht existiert. Die Leute glauben an alles, was ihnen das Leben erträglicher erscheinen lässt, doch wer bin ich, ihnen das bisschen Trost zu verweigern?
    Also halte ich einfach die Klappe und esse meine Suppe.

40
    Ich habe in letzter Zeit nicht gut geschlafen.
    Das Ganze ist jetzt sechs Wochen her, aber ich kriege die Worte der alten Frau einfach nicht aus dem Kopf. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich über die Schulter blicke und meinen Schatten suche, aber ich sehe nie einen. Dann sage ich zu mir, dass das ganz einfach zum Leben auf Gehenna gehört, weil es hier nun mal kein direktes Sonnenlicht gibt. Die meisten Bewohner nehmen regelmäßig UV -Duschen, um den Mangel an Sonnenlicht auszugleichen.
    Aber das ist nicht der Grund, warum ich regelmäßig schweißgebadet aufwache, die Finger ins Laken gekrallt. Ich schlafe direkt neben der Glastique-Wand, wo jeder andere Schwindelanfälle kriegen würde. Aber auch das ist nicht das Problem. Das Erste, was ich dann jedes Mal tue, ist, mich herumzurollen und hinaus auf die Stadt zu schauen, auf die Wolkenkratzer, wie sie dem unerreichbaren Himmel entgegenstreben. Lufttaxis und andere Schwebefahrzeuge jagen vorbei, lautlos und elegant, während ich daliege und meinem Herzschlag lausche.
    Auf jedem anderen Planeten würde jetzt gerade der Morgen dämmern, und ich wache auf, Nacht für Nacht, von demselben Traum, auf genau dieselbe Weise. Ich fahre mit der

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