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Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

Titel: Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Hand über meinen Oberarm, spüre die Narben, die sich wegen der Gänsehaut noch rauer anfühlen, und weiß nicht, was ich tun soll.
    Er ist der Letzte, den ich sehen will, sobald ich meine Augen schließe, und trotzdem ist er da, immer gleich. Ich bin die neue Jax, die sich gerade ein neues Leben aufbaut, deshalb versuche ich, nicht an Marsch zu denken, doch in meinen Träumen kommt er zu mir. Ich sehe ihn, wie er auf der Kante seiner Koje sitzt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Gesicht in den Händen vergraben. Mehr nicht, das ist alles, und trotzdem spüre ich deutlich seine Einsamkeit und seine Verzweiflung. Es ist, als wäre er einer der Geister, die mich verfolgen, wie die alte Frau behauptet hat. Ich hasse es, wie sehr ich ihn vermisse. Dort, wo er war, ist jetzt ein Loch, ein selbst zugefügter Verlust. Das hier ist das Leben, das ich mir ausgesucht habe, die erste Entscheidung, die ich traf, seit ich mit siebzehn, noch vor dem Schulabschluss, abgehauen bin, also sollte ich einfach das Beste daraus machen. Ich möchte einfach glücklich sein, aber mein Herz lässt es nicht zu.
    In der Menge sehe ich sein Gesicht. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sein Gesicht. Und in meinen Träumen …
    Mit einem unterdrückten Stöhnen wälze ich mich von der Matratze und sammle meine Duschsachen zusammen. In meiner Dachkammer gibt es keine San-Dusche, also gehe ich hinunter in Adeles Apartment. Sie wohnt direkt unter mir, und an den meisten Tagen frühstücken wir auch zusammen. Meistens gibt es Darjing-Tee und Toast mit richtig guter Marmelade. Adele hat die Tür darauf programmiert, mich zu erkennen, damit ich sie nicht jedes Mal wecke, wenn ich hineinschlüpfe, um mich zu duschen. An diesem Morgen schaffe ich es, mich fertig zu machen und den Tee zu kochen, bevor sie aus dem Bett kriecht.
    Sie kratzt ihr vom Schlaf zerdrücktes Haar und setzt sich an den kleinen Metalltisch, der aussieht, als hätte sie ihn aus einem Müllcontainer. Vielleicht hat sie das ja, aber er ist blitzsauber, wenn auch ein wenig verbeult und zerkratzt. Dann sieht sie mich an und sagt: »Du hast wieder von ihm geträumt, oder?«
    Ich nicke knapp und presse meine Hände an die Tasse, um die Wärme in mich aufzusaugen, die ich anscheinend nicht selbst erzeugen kann. Es ist, als würde ich in meinem ruhelosen Schlaf alle Hitze ausschwitzen und dann für den Rest des Tages mit einem Kältegefühl im Körper herumlaufen, das sich einfach nicht abschütteln lässt. Zweifellos würde die alte Frau vom Basar sagen, das hätte etwas mit meinem fehlenden Schatten zu tun.
    Adele kapiert, dass ich nicht darüber reden will, also verstummt sie wieder, und wir frühstücken schweigend, während wir dieser bittersüßen Musik lauschen, die Adele »Jazzno« nennt. Vor der Arbeit gehen wir auf die Piazza, wo sie diese altmodischen Instrumente spielen, die noch Saiten und Register haben. Die Melodien gefallen mir, aber in den Gesichtern der Musiker ist eine gewisse Melancholie, weil sie genau wissen, dass sie und ihre Kunst einer vergangenen Epoche angehören. Ihre Lieder lassen mich wieder an die Geister denken, die mir folgen.
    Heute sind die Kinder besonders quengelig. Wenn es auf Gehenna so etwas wie Wetter gäbe, würde ich sagen, ein Gewitter zieht auf. Vielleicht stimmt es ja, ein trockener Sturm aus Blitzen, der sich irgendwo jenseits der Sicherheit der Kuppel entlädt. Mattin will um keinen Preis runter von meinem Schoß, nicht einmal um Lleela an den Haaren zu ziehen, und die Kleine wiederum hält Adeles Bein fest umklammert und lässt sich nicht weglocken, weder mit Spielzeug noch mit Naschereien. Den anderen scheint es weniger auszumachen, auch wenn sie sich über kleinere Verletzungen ihrer Persönlichkeitsrechte mehr aufregen als sonst. Und alle weigern sich standhaft einzuschlafen.
    Wir bekommen also keine Ruhe, bis nicht die letzte Tänzerin ihren Sprössling abgeholt hat, dann gehen wir gemeinsam nach Hause durch die tizianroten Straßen. Es ist zwar schon spät, aber Gehenna sieht immer gleich aus, wie eine Hure, die sich Nacht für Nacht das Gesicht zuspachtelt, um die Spuren zu verbergen, die der Zahn der Zeit darin hinterlassen hat.
    Ich lehne Adeles Angebot ab, noch mit zu ihr zu kommen, und gehe stattdessen eine Treppe weiter hinauf zu meinem Apartment. Das Gebäude hat zwar einen Lift, aber laut Adele funktioniert der schon seit Jahren nicht mehr.
    Noch bevor ich eintrete, rieche ich einen Mann, rechne aber nicht damit, ihn in

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