Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
ein bisschen vergnügen können.« Ich versuche, nicht mit ihm zu streiten, weil es nichts zu streiten gibt. Mein Entschluss steht fest.
»Glaubst du, das reicht bis ans Ende deiner Tage? Was, zum Henker, willst du hier machen? Kellnern?« Er deutet auf den gut aussehenden jungen Mann, der kurz den Blick hebt und dann in die andere Richtung davongeht. »Du würdest dem ersten Gast, der sich über das Essen beschwert, den Schädel einschlagen.«
Da hat er recht, und ich muss lächeln, aber ich habe ein wenig recherchiert, seit wir hier sind. »Ich könnte einen Job in einem der Fetisch-Clubs kriegen. Gehenna bietet für jeden Geschmack etwas, musst du wissen.« Narben, Piercing und Body Art sind bei einer bestimmten Klientel äußerst beliebt.
»Und mit diesem Scheiß willst du den Rest deines Lebens zubringen?« Er beugt sich nach vorn, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, und sein Blick durchbohrt mich förmlich. »Dich von Freaks anstarren lassen, bist du so alt bist, dass sie keine Lust mehr darauf haben?«
»Nein, aber ich werde was zu essen haben, bis ich weiß, was ich tun will. Es sind schon zu viele gestorben, und ich habe nicht vor, am Ende auch noch draufzugehen.«
»Niemand hat je etwas in dieser Größenordnung erreicht, ohne dass Leute dafür gestorben sind. Gut möglich, dass ich nicht mehr erleben werde, wie Mairs Vision Wirklichkeit wird, aber wir legen den Grundstein, damit andere unsere Arbeit zu Ende bringen können. Und eins ist sicher: Ich werde nicht zulassen, dass sie alle umsonst gestorben sind, nur weil ich Schiss hätte, die Sache durchzuziehen. Du bist ein verdammter Feigling, Jax, und du rennst davon, weil du Angst davor hast, etwas gefunden zu haben, für das es sich lohnt zu sterben. Etwas, das wichtiger ist als du.«
Ich spüre, wie ich mit den Zähnen knirsche. »Weißt du, was ich sehe? Jemanden, der Angst davor hat, etwas zu finden, für das es sich zu leben lohnt. Jeder, den du liebst, stirbt, also hast du beschlossen, den todgeweihten Helden zu spielen, und es kümmert dich einen Dreck, wen du mit ins Verderben reißt. Bist du wirklich so sehr von dieser Sache überzeugt, mit Herz und Seele, oder ist es nicht ganz einfach so, dass es sonst nichts für dich gibt? Du bist ein Pilot, der nicht mehr fliegen will, weil es ihn an seine tote Schwester erinnert, und du machst mir Vorhaltungen? Bring erst mal dein eigenes Leben in Ordnung, bevor du auf mich losgehst, als hättest du den Durchblick.«
Sobald ich die Worte ausgesprochen habe, tun sie mir leid. Mir fällt auf, wie Marsch zusammenzuckt, auch wenn kein anderer gemerkt hätte, wie tief ich ihn getroffen habe.
Marsch schiebt seinen Stuhl so ruckartig zurück, dass der plötzliche Lärm die Unterhaltungen um uns herum für einen Moment zum Verstummen bringt. »Das mag teilweise stimmen«, knurrt er mich an, »aber wenigstens ficke ich meine Freunde nicht ins Knie. Hab schon verstanden, Jax. Ich werd dem Doc und Dina sagen, dass du die erste Gelegenheit, dich aus dem Staub zu machen, genutzt hast, weil es dir hier besser gefällt.«
»Marsch …«
Ich sehe, wie er wütend davonmarschiert, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er gibt mir keine Gelegenheit mehr, ihm zu sagen, dass er falsch liegt mit dem, was er zum Schluss gesagt hat. Ich habe nie so getan, als würde ich an ihre Sache glauben, und dabei heimlich auf die Gelegenheit gewartet, mich dünnmachen zu können. Der Preis ist einfach zu hoch geworden, das ist alles. Ich wollte dieses Ende nicht, aber vielleicht war mir immer klar, dass wir keine Freunde sein können. Ich war nicht immer einer Meinung mit ihm, manchmal mochte ich ihn nicht einmal, aber Marsch ist ein Felsen, und solche Menschen trifft man nicht allzu oft. Ihn zu verlieren tut mehr weh, als ich gedacht hätte, denn mit der Zeit habe ich auf ihn gezählt. Und ich habe an ihn geglaubt und vielleicht tief in meinem Inneren gehofft, er würde meinen Standpunkt begreifen. Hätte er nicht so schroff reagiert, hätte ich ihn vielleicht gebeten zu bleiben. In diesem Punkt stand meine Entscheidung noch nicht fest, aber seine Reaktion hat die Sache für mich entschieden.
Ich trinke also meinen Wein aus und tue so, als würden mich die Blicke nicht kümmern, mit denen mich die Leute betrachten.
Als ob ihr noch nie mit jemand gestritten hättet. Aber vielleicht gab’s in euren Leben auch niemanden, der wichtig genug dafür war .
Dann kommt mir der Gedanke, dass er vielleicht nur so wütend auf mich ist, weil
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