Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace

selten auf dem Schwarzmarkt .
    »Dass ich weg war.«
    Dina zieht die Augenbrauen hoch. »Ich mach dir keinen Vorwurf, dass du eine kleine Pause brauchtest, Jax. War immerhin ein ziemlich beschissener Trip bisher, oder? Und einen sichereren Hafen hätten wir wohl kaum finden können.«
    Mit zusammengekniffenen Augen schaue ich Saul an. »Sie haben mich belogen.«
    Er dreht sich um und wirft mir ein vielsagendes Lächeln zu. »Dina hat nie daran gezweifelt, dass Sie wiederkommen. Also musste ich doch dafür sorgen, dass das auch passiert, oder?«
    Sie haben ihr nie gesagt, dass ich für immer verschwinden wollte?
    Sauls eisblaue Augen sagen mir etwas über ihn, von dem ich bisher nicht mal was geahnt habe: Um dieses Geheimnis zu lüften, würde er ohne zu zögern lügen, betrügen und stehlen. An der Oberfläche ist er die Verkörperung von Ritterlichkeit, Zuvorkommenheit und Fürsorge, ein gelehrter Ehrenmann. Aber nach einer nüchternen Analyse der Situation hat er genau das getan, was nötig war, um mich zurück aufs Schiff zu holen. Und hier bin ich.
    »Was ist los?« Dinas Blick pendelt zwischen dem Doc und mir hin und her, interessiert, aber auch müde. Also erzähl ich es ihr. Als ich fertig bin, kann sie sich kaum noch halten vor Lachen. »Für wie blöd hältst du mich? Wenn du dich verpisst hättest, wären wir einfach geblieben, bis wir jemand anderen gefunden hätten. Ich mich als Springerin versuchen? Nie im Leben! Ich hatte jede Menge Spaß mit Clary, gegen ein paar Wochen mehr hätte ich nichts einzuwenden gehabt, aber Saul hat behauptet, du wolltest wieder weitermachen.«
    Unter seiner intellektuellen Fassade verbirgt sich ein rücksichtsloser Mistkerl. Und das fällt mir jetzt erst auf! Unbehagen macht sich in mir breit, als hätte ich mich bisher in ruhigen Gewässern gewähnt und würde erst jetzt all die Strudel und Untiefen um mich herum entdecken.
    Marsch und Doc, die beiden haben mich ganz schön verarscht.

43
    Während des gesamten Sprungs keifen wir uns gegenseitig an.
    So was habe ich noch nie erlebt, ich wusste nicht mal, dass das geht, und wir können von Glück reden, dass wir nicht auf halbem Weg nach Terra Antiqua hinter dem Polaris-System landen.
    Ich klinke mich aus und schwinge mich aus dem Navigationssitz. Die Hände in die Hüften gestemmt, funkle ich Marsch wütend an. »Ich glaub einfach nicht, dass ich wieder hier bin. Du und Doc, ihr würdet mir alles erzählen, um mich auf dem Schiff zu halten. Und was ist mit dem, was du mir in meiner Kabine erzählt hast? War das auch alles nur Bullshit?«
    »Nein«, sagt Marsch und gibt den Kurs für Terra Nova ein. »Saul hat gesagt, er würde sich was ausdenken, aber ich habe dich nie angelogen.«
    »Nein, natürlich nicht. Du hast ja deine Lakaien, die das für dich erledigen.«
    »Sag mal, suchst du nach einem Grund, dich mit mir zu streiten? Ich hatte keinen Schimmer, wie er dich zurück aufs Schiff holen wollte. Als du gesagt hast, du würdest nicht wollen, dass Dina stirbt, hätte ich beinahe ›wie bitte?‹ gefragt.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Ich wollte herausfinden, was Saul dir erzählt hat.« Marsch legt mir zärtlich die Hände auf die Schultern. »Schau mich doch nur an. Glaub mir, ich war der felsenfesten Überzeugung, dass du nie zurückkommst.«
    Es stimmt, er sieht erbärmlich aus, aber ich will nicht einsichtig sein. Ich will streiten. »Ich weiß es nicht.« Ich balle die Hände zu Fäusten. »Ich hab’s satt, niemandem trauen zu können. Dass alle Geheimnisse vor mir haben, dass ich mir nicht mal sicher sein kann, ob ich auf der richtigen Seite stehe.«
    »Jax, ich kann nicht gerade von mir behaupten, ’ne weiße Weste zu haben, aber sieh dir doch mal die andere Seite an. Sie haben zweiundachtzig Menschen auf der Sargasso umgebracht. DuPont mit seinen zweihundert Einwohnern haben sie in die Luft gejagt, die Ungeborenen nicht gar nicht mitgezählt.« Er schnauft, als würde allein der Gedanke ihm wehtun. »Ich bin zumindest ehrlich, oder?«
    »Ich glaube, ja«, murmle ich.
    Marsch zieht mich an sich, und ich lege meinen Kopf an seine Brust, frage mich, ob ich ihm wirklich vertrauen kann, ob ich meinem eigenen Urteilsvermögen noch trauen darf. Ich wusste von Anfang an, dass sie mich nur benutzen, und Marsch ist durch so viele Schulden und Versprechen an alle möglichen Leute gebunden, nur nicht an mich.
    Er streicht mir mit den Händen über den Rücken. »Ich weiß, dass du wütend bist. Hast du Doc