Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
wäre zwar besser, ihr hättet ein Außengebäude, das groß genug für den Landcruiser ist, wie ich es euch geraten habe, aber so wird’s auch gehen.«
»Wir hatten vor, bald mit dem Bau zu beginnen«, gibt Mair angespannt zurück.
»Bei der Menge, die uns auf den Fersen ist, würde das auch nichts nützen.« Marschs Stimme klingt düster. »Sie brauchen nur zu warten und uns zu fressen, sobald wir nach draußen kommen.«
»Sobald wir auf dem Gelände sind, können wir die Schockgeneratoren auf vollen Touren laufen lassen, ohne uns Sorgen machen zu müssen, dass wir liegen bleiben«, erklärt der Gunnar.
Zu meiner Überraschung sehe ich, wie Marsch zustimmend nickt. »Aber wenn sie den Cruiser weiter beschädigen, zu viele Panzerplatten abreißen, funktionieren die Schockfelder nicht mehr. Die Leitungen werden unterbrochen.«
Jetzt ist es der Gunnar, der nickt.
Den Ton zu halten lässt mich beinahe vergessen, was um mich herum vor sich geht. Ich spüre, wie das Fahrzeug hin und her schaukelt, höre das Kreischen der Metallplatten, an denen die Teras zerren. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben solche Panik verspürt zu haben, und bei den wenigen kurzen Atemzügen, die ich mir gestatte, während ich versuche, Loras unter den Lebenden zu halten, wird mir allmählich schwindelig. Keri ist immer noch dabei und Dina auch, und ich werfe den beiden ein Lächeln zu.
»Ja«, flüstert Loras plötzlich. »Ich verdanke Ihnen mein Leben.« Er drückt meine Hand. »Ich bin wieder in Ordnung«, fügt er hinzu, lauter. Stärker. »Ich hab eure Stimmen benutzt, um meine eigene Schallbarriere zu errichten. In meinen Gedanken kann ich den Ton halten.«
»Okay, hier ist der Plan«, sagt der Gunnar. »Wir fahren bis hinter den ersten Zaun, und sobald ich stehen bleibe, aktiviere ich die Schockgeneratoren. Dann fährt Mair die Schockfelder auf dem Gelände hoch, das wird zumindest ein paar von ihnen abhalten. Und dann müssen wir wie die Teufel zum nächsten Außengebäude rennen und beten.«
»Nein.« Mair schüttelt den Kopf. »Du weißt ganz genau, dass sie erst zu ihren Höhlen zurückfliegen, wenn sie gefressen haben.«
»Und was schlägst du vor?« Marsch klingt, als wäre er am Ende seiner Geduld.
Mair schließt für einen Moment die Augen, und als sie sie wieder öffnet, ist sie jemand anderes, eine vollkommen andere Frau. »Ein Opfer.« Mehr ist nicht aus ihr rauszukriegen, ganz egal, wer sie fragt.
Da bricht eine der hinteren Panzerplatten weg, und es kommt mir vor, als höre ich überall Flügel schlagen, auch wenn ich die Viecher nicht sehen kann. Mir stehen sämtliche Haare zu Berge. Ich höre, wie etwas zupackt, dann ein schleifendes Geräusch, und als Nächstes hüpft Kein-Kinns Leiche aus dem Laderaum, als wäre sie wieder zum Leben erwacht. Es folgt das groteske Geräusch von brechenden Knochen, dann das Schmatzen der Teras, die ihre Beute verschlingen. Der Wind pfeift durch den aufgerissenen Landcruiser, es ist kalt jetzt und dunkel, eine endlose Nacht voll geifernder Dämonen.
Ich merke gar nicht, wie sehr ich zittere, bis Loras seine Hände auf die meinen legt. »Machen Sie sich keine Sorgen«, flüstert er. »Ich bin jetzt Ihr Shinai . Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas passiert.«
Mein was?
Noch bevor ich nachfragen kann, fliegt auch die Seitenpanzerung davon, und der Gunnar, der meinte, mir würde ein böses Schicksal anhaften, nun ja, er fängt an zu schreien, fuchtelt wild mit den Armen, das Gesicht verzerrt. Ich werde seinen Blick nie vergessen, als die Teras ihn ins Freie ziehen. Vielleicht bringe ich tatsächlich Unglück.
»Erreichen das Innere des Komplexes«, sagt der andere Gunnar tonlos. Was für ein Scheiß-Schicksal, seinen Bruder so sterben zu sehen. »Der Cruiser ist zu stark beschädigt, die Schockgeneratoren funktionieren nicht mehr. Was immer ihr Dahlgrens vorhabt, tut es jetzt, sonst überlebt das hier keiner von uns.«
»Der Dahlgren-Clan bringt ein Opfer, um sein eigenes Überleben zu sichern.« Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau Mair meint, bis sie aus dem Fahrzeug springt. Sie sprintet mit schier übermenschlicher Geschwindigkeit davon, ganz und gar nicht wie eine alte Frau. Ich rieche Kupfer – sie muss sich Schnittwunden zugefügt haben, ein unwiderstehlicher Köder für die Teras. Clanoberhaupt, Kriegerin und was immer sie sonst noch sein mag, Mair ist mehr als nur eine alte Frau. Noch nie habe ich jemanden gesehen, der sich so bewegen kann.
Weitere Kostenlose Bücher