Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
und mache mich auf den Weg zur Tür. Vielleicht ist er ja wirklich der Meinung, das wäre das Einzige, zu dem ich tauge, als Lebendköder, als Püppchen, das man an einer Schnur in die Höhle abseilt, um nachzusehen, ob der Drachen wirklich schläft. Okay, soll mir verdammt noch mal recht sein. Bin gespannt, was als Nächstes passiert.
Marsch packt mich gerade noch rechtzeitig, bevor ich draußen bin, dann wirbelt er mich herum, sodass wir uns Auge in Auge gegenüberstehen. Keri liegt zusammengerollt auf der Seite, dort, wo er sie offenbar einfach hat umkippen lassen, als er hinter mir hergerannt ist.
»Sind Sie übergeschnappt?«, faucht er mich an.
»Ja.« Ich halte seinem Blick stand, bin ganz einfach zu müde, irgendetwas vor ihm zu verbergen, was ich sowieso nicht kann. Er bekommt alles mit, auf die eine oder andere Art.
Er murmelt etwas, wahrscheinlich einen Fluch, dann nimmt er mich in die Arme, genauso sanft, wie er es zuvor mit Keri gemacht hat. Und als er auch noch mit seinen Händen über meinen Rücken streicht, steht meine Welt endgültig kopf. Marsch ist nicht, ist nie nett zu mir. Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass er mich aus Perlas rausgeholt hat, aber es scheint eine Ewigkeit zurückzuliegen, und ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, in dem ich ihn nicht gehasst habe. Zumindest an diese Wahrheit kann ich mich klammern.
»Lass mich gefälligst los, bevor ich dir die Eier platt trete«, sage ich und frage mich, warum meine Stimme auf einmal so seltsam klingt. Weich. Gebrochen. Keine Sirantha-Jax-Stimme.
»Jetzt vögel sie doch endlich!« Dina wirft eine der Handfackeln nach ihm, und der Knall, mit dem sie ihn seitlich am Kopf trifft, klingt wie Musik in meinen Ohren. Das Ding fällt zu Boden und beginnt Funken zu sprühen.
Ich liebe diese Frau, denn Marsch lässt mich sofort los, um sie wütend anzustarren, während ich einen Schritt nach hinten mache. »Ich hab nur versucht, sie davon abzuhalten, sich umzubringen.«
»Natürlich.« Das ist der Doc. »Deshalb haben Sie auch gleich mit den Fingerspitzen Schultern und Wirbelsäule eingehend nach möglichen Verletzungen abgesucht.«
Ich kann ein Kichern nicht unterdrücken.
»Ich hasse euch alle«, knurrt Marsch. Und auf seinem Gesicht steht geschrieben: Womit habe ich das verdient?
Dina scheint es auch zu sehen und beantwortet seine stumme Frage. »Hast du uns nicht auf Gehenna angeheuert, wo es nur Arschlöcher gibt? Du warst schließlich auch dort, oder?«
»Gute Antwort«, erkläre ich. Seltsamerweise fühle ich mich jetzt besser, weniger allein. Ich muss immer noch pinkeln, aber ich bin nicht mehr gewillt, mich deshalb an die Teras zu verfüttern.
Wir alle sind überrascht, als der Gunnar plötzlich etwas sagt. Er ist so lange still gewesen. »Wir müssen die Drohnen herholen und uns ihre Kameraaufzeichnungen ansehen«, schlägt er vor. »Wenn es einigermaßen sicher aussieht, können wir riskieren, zum Hauptgebäude zu laufen. Am besten wäre es, bis Tagesanbruch hierzubleiben. Wird eine lange Nacht, aber dann schaffen wir es zumindest sicher ans Ziel.«
Er gibt ein paar Befehle in ein Terminal ein, und etwa fünf Minuten später ertönt ein metallisches Scheppern, als die Drohnen versuchen, durch das geschlossene Tor zu gelangen. Schlau sind sie nicht. Wir öffnen es gerade so weit, dass sie durch den Spalt passen, dann verriegeln wir es wieder.
Alle schauen auf den Bildschirm, während Gunnar die Aufzeichnungen abspielen lässt. Sie sind pixelig, low-tech, aber draußen scheint alles ruhig.
»Glauben Sie, sie sind alle tot?«, will Loras wissen.
Ihm ist diese Frage verständlicherweise besonders wichtig, schließlich kann er nicht kämpfen, kein bisschen. Nicht einmal gegen Monster. Er ist jetzt voll und ganz auf meinen Schutz angewiesen, und wenn das nicht der beschissenste Streich ist, den mir das Schicksal je gespielt hat, dann weiß ich nicht, was sonst.
»Schwer zu sagen. Wenn sie alle was zu fressen abbekommen haben …« Der Gunnar verstummt. Ich weiß, dass er jetzt an seine Brüder denkt. »Dann haben sie sich vielleicht alle wieder zurückziehen wollen und sind in den Schockfeldern verbrannt.«
Marsch verschränkt die Arme vor der Brust. »Wir müssen uns entscheiden. Ich werde Keri tragen. Sie wird nicht so bald wieder aufwachen, und selbst wenn, wird sie kaum laufen können.«
Saul stimmt zu. »Vor allem jetzt, nachdem ich sie sediert habe.«
»Wir sollten noch warten«, sage ich leise.
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