Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
»Es ist bescheuert, nach draußen zu gehen, solange wir hier drinnen ausharren können. Jeder von uns blutet, und wenn noch welche von ihnen innerhalb des Geländes sind, werden sie das Blut wittern.«
»Das Tageslicht wird uns dann aber auch nicht retten«, wirft Loras ein. »Wir werden nur umso länger hier hocken und uns fürchten.«
»Bei Tagesanbruch werden sie zu ihren Höhlen zurückwollen.« Dieses eine Mal scheint Marsch mit mir einer Meinung. »Wenn wir warten, stehen die Chancen besser, dass wir es alle schaffen.«
Die Lösung ist so einfach, und ich frage mich, warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin. »Ich hab ’ne Idee. Saul, kann ich Ihr Hemd haben?«
Ich bin nicht pervers oder so was, aber Sauls Klamotten sind am meisten mit Blut verschmiert. Er zögert ein paar Augenblicke, dann zieht er sich das Hemd über den Kopf, und ich werfe ihm seinen Mantel zu. Die anderen beobachten aufmerksam, wie ich das Hemd um eine der Drohnen knote und sie zurück nach draußen schiebe. Der Gunnar nickt, als würde er es ebenfalls für einen guten Einfall halten …
Und dann … Heilige Scheiße, ich höre Flügel, und Loras beginnt zu zittern. Er presst sich beide Hände auf die Ohren; ihre Schreie müssen direkt hinter der Tür erklingen. Einer der Teras schlägt mit unglaublicher Wucht auf das verstärkte Metall ein, und ich muss schlucken, hoffe, dass sie uns hier drinnen nicht wittern und mit ihren Klauen durch die Wände brechen. Dann höre ich, wie die Drohne in Stücke gerissen wird.
O nein, Mutter Maria, bitte lass es mich nicht verbockt haben .
Ich merke gar nicht, wie ich vor- und zurückschwanke, bis Marsch mir eine Hand auf die Schulter legt, um mich festzuhalten. »Die Idee war gut«, flüstert er mir zu. »Wir wären alle draufgegangen bei dem Versuch, zum Hauptgebäude zu gelangen. Hier drinnen sind wir sicher. Und zumindest denkt jetzt keiner mehr heimlich, wir wären zu vorsichtig.« Etwas lauter fügt er hinzu: »Ich werde den anderen Dahlgrens mitteilen, dass sich Teras auf dem Gelände befinden und sie alle warnen sollen.«
Ich nicke, spüre einen Klumpen in der Kehle. Es ist mir eben erst klar geworden: Ich wollte nach draußen gehen und pinkeln, und das, was der Drohne widerfahren ist, na ja, das wäre dann mir passiert. Marsch hat mir tatsächlich das Leben gerettet. O verdammt . Mir liegt schon ein wahnsinnig witziger Kommentar auf der Zunge, ich wäre seine Shinai oder so, doch ich ziehe es wahrscheinlich zum ersten Mal in meinem Leben vor, die Klappe zu halten. Nicht nur, weil Marsch etwas anderes verdient hat als meinen Spott – das hat er tatsächlich –, sondern weil ich über das, was den La’heng angetan wurde, keine Witze machen will. Maria sei Dank habe ich mich noch rechtzeitig eingekriegt, bevor ich mich zur größten Idiotin aller Zeiten machen konnte.
»Danke«, erwidere ich, und ich sage das nicht nur, weil er mich zu meiner Idee beglückwünscht hat. Dem Schimmern in seinen dunklen Augen nach weiß er das auch.
Ansonsten zuckt er lediglich mit den Schultern, aber es fühlt sich an wie eine Entschuldigung, als wüsste er, dass er es übertrieben hat. Das genügt mir.
Dina beobachtet uns und rollt genervt mit den Augen. Alles, was sie sagt, ist jedoch: »Dann lasst uns mal der Biologie Genüge tun, wenn wir schon die Nacht über hierbleiben.« Damit weist sie auf zwei leere Eimer, und wir kriegen uns darüber in die Haare.
»Okay, anscheinend stehst du drauf, wenn Männer dir beim Pinkeln zusehen. Sorry, wusste ich nicht«, sage ich schließlich.
»Zicke.« Aber während sie mir hilft, ein paar Decken über ein Stück Draht zu hängen, das ich zwischen zwei Regalen gespannt habe, lächelt sie.
Ich darf den Dameneimer als Erste ausprobieren, und – Mann o Mann – ich kriege beinahe einen Orgasmus, als ich endlich laut stöhnend meine Blase entleeren kann. Die Männer grinsen alle, als ich wieder rauskomme. Klar haben sie mich gehört, aber scheiß drauf. Können wir vielleicht versuchen, uns ein bisschen wie Erwachsene zu benehmen, bitte?
Marsch scheint über meinen stummen Vorschlag nachzudenken und schüttelt grinsend den Kopf. Dann zieht er seine Jacke aus und legt sie unter Keris Kopf.
Es gefällt mir nicht, die weiche Seite an ihm zu sehen, macht es viel schwieriger, ihn zu hassen, dabei bin ich darin so richtig gut geworden. Ich gebe mir alle Mühe, ihn und Loras zu ignorieren, der mir anscheinend völlig absichtlich mit seinem zuvorkommenden
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