Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
bestätigen, wenn ich auf den Trichter komme. Ich taufe das unbekannte Merkmal L-Gen, L für Langelebigkeit, diese Eigenschaft, die nichtmenschliche Navigatoren so viel besser mit dem Grimspace zurechtkommen lässt. Es gibt nicht wenige außerirdische Rassen, die die Sonnenfeuer aufspüren können, aber viele von ihnen verachten uns wegen unseres Konquistadoren-Gehabes, und für die anderen sind wir nichts als Futter. Schließlich spreche ich es laut aus, damit die anderen es auch mitbekommen. »Sie wollen menschliches mit außerirdischem Erbgut mischen und daraus etwas Neues erschaffen. Damit habe ich doch recht, oder?«
Dina stopft sich den Rest ihres Honiggebäcks in den Mund und nuschelt zwischen den Zähnen hindurch: »Hey, du bist ja doch nicht so blöd, wie du aussiehst.«
Vielleicht war ich in meiner Zelle tatsächlich besser dran.
16
Wir fliegen also nach Marakeq.
Ich wünschte, ich könnte behaupten, der Aufenthalt auf Lachion hätte mir gefallen, aber da Lex und Keri sich den Rest der Zeit über nur angeknurrt haben wie zwei anduvianische Eismarder zur Paarungszeit, hielten wir anderen uns lieber ein bisschen zurück. Als ich sehe, wie sie ganze Kisten voll Nutri-Paste wegschleppen, wahrscheinlich um unsere Vorräte aufzufüllen, zucke ich zusammen. Super. Damit überstehen wir jede auch nur erdenkliche Notsituation. Könnte nur sein, dass es uns andersrum lieber gewesen wäre.
Am Morgen unserer Abreise laufe ich vor den Toiletten im Trainingsbereich Keri über den Weg. Ich habe eine Menge Zeit dort beim Training verbracht. Erstens bringt es meinen Kreislauf in Schwung, und zweitens hält körperliche Anstrengung mich vom ständigen Nachdenken ab. Etwas in Keris Gesicht sagt mir, dass mir nicht gefallen wird, weshalb sie gekommen ist, und ich gehe instinktiv in Hab-Acht-Stellung. Ohnehin ein Wunder, dass sie sich mich nicht schon früher vorgeknöpft hat; an einigen ihrer Probleme bin ich nicht ganz unschuldig.
Sie sagt nicht einmal Hallo, sondern mustert mich nur mehr oder weniger verächtlich von oben bis unten. Ich weiß, was sie sieht: eine Frau, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat, und Brandnarben, die unter ihrer Trainingskleidung hervorlugen. Aber ich knicke nicht ein unter dem Gewicht ihres Blicks. Ich stehe einfach nur da und warte.
»Ich mag Sie nicht«, sagt sie schließlich. »Aber wir brauchen Sie, um die Vision meiner Großmutter zu verwirklichen. Täuschen Sie sich nicht. Das ist der einzige Grund, warum Sie noch am Leben sind.«
Mir liegt eine bissige Erwiderung auf der Zunge, aber ich schlucke sie hinunter. Ich habe den ganzen Ärger auf diesem Planeten angefangen, ohne die Regeln zu kennen. Hätte ich mich auf anderen Welten genauso leichtsinnig verhalten, wäre ich schon längst tot. Ihre Familie hat den Preis für meine unberechenbaren Launen bezahlt. Ich stehe in ihrer Schuld, und sie hat jedes Recht, mich so sehr zu hassen, wie sie nur will. Im Moment bin nicht einmal ich selbst besonders gut auf mich zu sprechen. Jedes Mal, wenn ich in den Spiegel schaue, weiß ich, dass ich eine Katastrophe überlebt habe, bei der dreiundachtzig Leute gestorben sind, und einer davon war der Mann, den ich liebte. Ganz zu schweigen vom Tod Miriam Jocastas, dieser unglaublich feinfühligen und eloquenten Diplomatin. Ohne sie wäre der Frieden nach den Achsenkriegen nie zustande gekommen. Die Frau war eine Ikone, und ich habe sie umgebracht. Vielleicht. Zumindest die Psychiater waren dieser Meinung, ihren Fragen nach zu urteilen.
Verdammt, ich wünschte, ich könnte mich erinnern.
»Lust auf ein paar Runden auf der Matte mit mir?« Ich schüttle mir den Schweiß vom Leib und gehe zurück in den Trainingsraum, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Sie war Mairs Schülerin, ist jünger, schneller und wahrscheinlich auch stärker als ich. Keri wird mir einen Tritt verpassen, dass ich aus der Umlaufbahn fliege; ich werde schlucken, was immer sie austeilt, aber ich werde mich ihr nicht auf dem Silbertablett servieren. Sie wird es mehr genießen, mir den Hintern zu versohlen, wenn sie sich dabei ein bisschen anstrengen muss.
Ihr Lächeln sieht irgendwie angespannt aus, von boshafter Vorfreude erfüllt. »Gerne. Und sollte einmal der Tag kommen, an dem ich Sie nicht mehr brauche, leg ich Sie um.«
Keine Worte mehr, sie geht in eine halb gehockte Kampfstellung, die ich nie zuvor gesehen habe. Kein Wunder – mein Kampftraining war nur oberflächlich, größtenteils auf eventuelle Schlägereien
Weitere Kostenlose Bücher