Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
sich mir in diesem Zustand präsentiert. Vielleicht ist das eine Art quid pro quo. Er hat mich gesehen, als ich am Boden war, deshalb kann er es jetzt auch anders herum zulassen. Was auch immer der Grund ist, ich werde ihn nicht damit aufziehen, nicht jetzt.
»Sehen wir uns trotzdem ein bisschen auf dem Planeten um?«
»Kann nicht schaden«, erwidert Marsch. »Dina wird noch ein paar Tage brauchen, um das Schiff wieder flugtauglich zu machen. Die Außenhülle ist bei der Landung beschädigt worden, und der Phasenantrieb …«
»Ist passenderweise ausgefallen«, beende ich den Satz. »Hatte Zelaco oder – das wohl eher – jemand, den er bezahlt hat, Zugang zur Folly , als wir noch auf dem Weg zum Dahlgren-Komplex waren?« Als Marsch nickt, füge ich hinzu: »Dann können wir wohl davon ausgehen, dass bereits ein Trupp Graue hierher unterwegs ist.«
Marsch lächelt dünn. »Das wäre doch wenigstens mal ein Lichtblick.«
Ich stimme ihm zu. »Ja, denn es würde beweisen, dass wir beide nicht unter Verfolgungswahn leiden.«
20
Schwer vorstellbar, dass dieser Planet angeblich mal der Schlüssel zu irgendetwas war.
Auf dem Schirm sehe ich, wie das Moos, das überall auf dem Boden wächst, im Regen Blasen wirft. Alles ist grün, aber es ist ein ungesundes Grün, triefend, nasskalt. Die Atmosphäre dürften wir gerade noch atmen können, aber wir werden Masken brauchen, um die Substanzen herauszufiltern, die unseren Lungen schaden könnten. Deshalb protestiere ich auch nicht, als Saul mir die Nasenlöcher zustopft. Auf diese Art wollte ich noch nie sterben.
Meistens stelle ich mir vor, dass ich dahinscheiden werde, während ich eingeklinkt bin und einen letzten Blick auf den Grimspace werfe. Manchmal bin ich, wenn ich sterbe, auch betrunken, und ich sehe mich dann als alte Frau, die einfach vornübersinkt, während sie zuvor noch seidig-süße Kavi-Scheibchen verspeist und den gut aussehenden Kellnern hinterhergeschaut hat. So ein Tod wäre gar nicht mal schwer zu arrangieren, vor allem nicht auf Venetia Minor. Eigentlich könnte ich jemand anheuern, damit er sich darum kümmert.
»Du denkst zu oft daran«, sagt Marsch, während wir unsere Ausrüstung überprüfen.
»Jeder braucht ein Hobby.«
Er wirft mir einen Blick zu, der mir wohl sagen soll, dass ich unerträglich makaber sei, aber ich zucke nur mit den Schultern. Laut der Schiffssensoren befindet sich in ungefähr vier Kilometern Entfernung eine Siedlung, also werden wir einen kleinen Spaziergang unternehmen. So etwas wie ein Landefahrzeug gehört nicht zur Ausrüstung der Folly , wir haben nur den Shuttle, doch den können wir nicht nach draußen fliegen, denn dank unserer Bruchlandung sind die Frachtraumtüren blockiert. Wir könnten rumsitzen und warten, bis Dina sie repariert hat, aber weder Marsch noch ich sind besonders geduldig. Außerdem haben wir ja bereits herausgefunden, dass dort draußen nichts Großes mehr herumläuft.
Was sollte also schiefgehen?
Loras wirft einen Blick nach draußen und weigert sich, auch nur einen Fuß auf den Planeten zu setzen. Er gibt sich nicht einmal die Mühe, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, während der Doc wortreich erklärt, es seien schließlich keine Mareq mehr am Leben und er uns deshalb nur ein Klotz am Bein. Dina hat die beste Entschuldigung dafür hierzubleiben, immerhin muss sie das Schiff reparieren.
Einen Moment lang habe ich das Gefühl, als wenn sie uns mit voller Absicht allein gehen lassen, als gehöre es zu einem Plan, dass wir die Nacht in den Überresten der Siedlung verbringen. Selbst wenn dort draußen nichts Gefährliches mehr herumläuft, könnten wir immer noch in ein Loch fallen oder im Sumpf versinken, und was auch immer Marsch sagt, ich gehe nicht im Dunkeln zurück. Aber mir fällt nichts auf, keine verstohlenen Blicke, kein konspiratives Grinsen, also ist das Ganze wohl doch keine Art Kuppel-Aktion. Wahrscheinlich haben sie ganz einfach keine Lust, durch dieses Schlammbad zu stapfen, und als ich den ersten Fuß auf die Oberfläche des Planeten setze, verstehe ich sie: Ich versinke Zentimeter tief im Dreck, und der Gestank von verrottender Vegetation haut mich beinahe um, trotz der Maske.
»Wie ein Stück vom Himmel, nur für uns beide, hm, Jax?«
Der Regen fällt in riesigen Tropfen und kleistert mir die Haare an die Kopfhaut. Seufzend schultere ich meinen Rucksack. »Ja.«
Das hier muss für die Amphibienwesen wie ein Paradies gewesen sein. Wieder spüre ich einen Schmerz,
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