Durch den Sommerregen
kenne. Ich weigere mich, irgendetwas in dir zu sehen, was du nie sein wirst.“
Mit einem erschöpften Seufzer nimmt er meine Worte an. Für den Moment zumindest.
26.
Wir haben unsere alte Vertrautheit noch nicht wiedergefunden, aber vielleicht ist das sogar etwas Gutes. Schließlich hat sie uns vorgegaukelt, dass alles in Ordnung ist, obwohl wir beide aus unterschiedlichsten Gründen Bindungsprobleme haben. Natürlich sehen wir uns immer noch fast jeden Tag, aber unser Umgang miteinander ist vorsichtiger geworden.
Mit Hund auf dem Schoß sitze ich auf einer Bank vor Gabriels Haus und warte darauf, dass er mir Kaffee bringt. Er ist ganz schön fett geworden. Der Kater, nicht Gabriel.
„Ist alles okay mit dem Dicken?“, frage ich, als Gabriel mit zwei Tassen aus dem Haus in den strahlenden Sonnenschein tritt. „Er hat ganz schön zugelegt.“
„Ist mir auch schon aufgefallen. Ich will nicht hoffen, dass er sich bei den Nachbarn zusätzlich versorgt.“
„Warst du mal mit ihm beim Tierarzt?“
Schuldbewusst sieht Gabriel zu uns runter, als er mir meinen Milchkaffee reicht.
„Ehrlich gesagt nicht. Als er sich hier eingenistet hat, da hat er einen sehr gesunden Eindruck gemacht. Ich habe ihm lediglich prophylaktisch eine Wurmkur verpasst.“
„Das solltest du besser nachholen. Ein paar Impfungen könnte er sicher auch vertragen.“
Gabriel setzt sich neben mich und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. So unschuldig diese Geste auch ist, so sehr macht es mir klar, wie stark wir uns in den letzten Tagen voneinander fernhalten.
„Ich kümmere mich nächste Woche darum. Danke, dass du dich um meinen Kater sorgst. Hoffentlich weiß er das auch zu schätzen.“
Hund streckt sich auf meinen Oberschenkeln aus und bohrt dabei langsam seine Krallen durch den Stoff meiner Jeans. Er weiß lediglich meine Körperwärme zu schätzen. Typisch Kerl.
Dana fährt mit ihrem Wagen auf den Hof, winkt uns jedoch nur kurz zu, ehe sie in ihrem Teil des Hauses verschwindet.
„Magst du heute noch was unternehmen?“, frage ich und setze den Kater vor meinen Füßen ab, bevor er mir noch die Beine punktiert.
„Ich werde wahrscheinlich später noch mal von meiner Mutter zu einer Entbindung gerufen. Die Eltern haben Interesse an meinen Fotos und die Frau hat seit heute Nacht Wehen. Wahrscheinlich kam meine Ma gerade von dort. Aber wenn sie noch mal nach Hause gekommen ist, dann dauert es noch ein paar Stunden.“ Vorsichtig schiebt er Hund mit dem Fuß beiseite, der gerade Anlauf auf seinen Schoß nehmen wollte.
„Okay. Dann werde ich vielleicht noch ein paar Bahnen im Schwimmbad ziehen.“
„Komm doch mit.“
Überrascht sehe ich ihn an, doch er scheint es ernst zu meinen.
„Ich hab da nichts zu suchen. Geh du ruhig. Ich weiß mir den Rest des Tages schon zu vertreiben.“
„Kommst du anschließend wieder? Ich hab dich gerne hier.“
Vor ein paar Tagen noch hätte er nicht so vorsichtig gefragt, sondern es schon fast vorausgesetzt.
„Gerne. Ich kann später für uns kochen, wenn du Lust hast.“
Gabriel verzieht das Gesicht. „Du weißt, ich mag dich sehr ...“
„... aber ich kann absolut nicht kochen. Ich weiß!“, seufze ich. „Ich wollte nur etwas Nettes für dich tun.“
„Dann sei einfach hier. Mehr brauche ich nicht. Ich kann uns anschließend etwas mitbringen. Außerdem gibt es noch eine andere Sache, die meinen Hunger stillen könnte.“
Er zwinkert mir von der Seite zu und nimmt einen Schluck aus seiner Tasse.
Wir haben nicht miteinander geschlafen, seit dem vergessenen Kondom, und der Gedanke alleine macht mich nervös. Auch wenn ich ihn unverändert will, ich habe die Befürchtung, das wird immer über uns hängen. Vernünftig wäre, eine dauerhaftere Lösung für die Verhütung zu finden.
Das Schwimmen hat mal wieder sehr gut getan. Erst wenn ich in der Lage bin, sie rauszulassen, merke ich, unter wie viel Anspannung ich eigentlich noch stehe. Gabriel hat mir gezeigt, wo er seinen Ersatzschlüssel versteckt, doch als ich zurückkomme, ist er auch schon wieder da. Nur in der Küche brennt Licht, als ich die Haustür öffne. Ein köstlicher Geruch empfängt mich und lässt mir sofort das Wasser im Mund zusammenlaufen. Gabriel kocht. Ich liebe diesen Mann.
In seinen fliederfarbenen Clogs und nur in Jeans und T-Shirt steht er am Herd und rührt angestrengt in einer Pfanne.
Moment.
Habe ich das gerade wirklich gedacht?
Nein, ich liebe ihn nicht. Das war nur eine Floskel, weil
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