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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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ignoriert hatte, der reif zur Aussage war. Wenn ich ein großer Detektiv werden wollte, würde ich lernen müssen, meine Libido im Zaum zu halten.
    »Nur zu, Burroughs«, sagte ich, legte mich aufs Bett und wies ihm einen Stuhl. Er setzte sich ganz an den Rand der Sitzfläche. »Möchten Sie eine Tasse Tee? Sie sehen aus, als könnten Sie eine gebrauchen.«
    »Das sollte ich eigentlich nicht, Sir, aber unter den Umständen …« Seine Hand zitterte, als er sich Milch und Tee in die Tasse goss, an der er wie eine nervöse alte Dame nippte. Irgendetwas hatte ihn seiner Fassung beraubt, und dabei handelte es sich nicht bloß um den Anblick zweier sportlicher junger Männer in einem Bett.
    »Also, Burroughs, was bedrückt Sie?«
    »Ich sage das nicht gern, Sir …«
    »Nehmen Sie sich Zeit.«
    »Ich mache mir Sorgen um Sir James.«
    »Natürlich, Burroughs. Sir James hat einen sehr unangenehmen Tag hinter sich. Wir machen uns alle Sorgen um ihn.«
    Was er mir auch sagen wollte, er hoffte, ich würde es erraten, ehe er es selbst in Worte fassen müsste. Dienstboten waren damals so loyal, dass Burroughs wohl weit mehr als einen verdächtigen Todesfall gedeckt hätte, solange sein Eigeninteresse dabei nicht auf dem Spiel stand.
    »In der Tat, Sir. Unangenehme Vorfälle dieser Art sind einfach … ärgerlich.« Er nippte wieder an seinem Tee und betrachtete mich über seine Brille hinweg. Morgan sang und plätscherte unter der Dusche, als könnte er die ganze Welt umarmen. Gefickt werden schien ihm gutzutun.
    »Bitte entschuldigen Sie Boy«, sagte ich, »er ist heute gut aufgelegt.«
    »Es scheint so, Sir.«
    »Morgan ist ein guter Freund.«
    »Sir.«
    »Und es würde mir natürlich äußerst nahegehen, sollte ihm etwas zustoßen.«
    »Ja …« Burroughs stellte die Tasse in seinem Schoß ab und starrte aus dem Fenster.
    »Es ist grauenhaft, einen Freund in einer Bredouille zu sehen, nicht wahr, Burroughs?«
    »Ja …«
    »Ich meine, wenn Morgan in Schwierigkeiten geriete, würde ich alles tun, um ihm zu helfen. Ob ich dabei ein paar Regeln verletzte, wäre mir egal. Das ist doch der Sinn einer Freundschaft, oder?«
    Es folgte Schweigen. Burroughs hatte feuchte Augen. Ich hatte ins Schwarze getroffen.
    »Burroughs, gibt es etwas, das Sie mir sagen müssen?« Eine Träne lief ihm über die Wange, und er stellte die Tasse vorsichtig aufs Tablett zurück.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte er, nahm die Brille ab und wischte sich mit einem blitzsauberen Taschentuch über die Augen. »Das Ganze war eine furchtbare Belastung.«
    Ich setzte mich näher zu ihm, als Boy gerade aus dem Badezimmer sprang, mit nassem Haar und völlig nackt mit Ausnahme eines Handtuchs, das ihm nachlässig über die Schulter fiel.
    »Hallo! Immer noch da? Oh, gut, Tee! Aber diese Tasse ist ja schon …«
    »Morgan«, sagte ich, »sei ein braver Bursche und sei still, ja? Mr. Burroughs hat uns etwas mitzuteilen.«
    »Ach ja. Tut mir leid.« Er warf sich aufs Bett, wodurch ich beinahe auf Burroughs gelandet wäre, und breitete sich aus.
    »Ach, und Boy, alter Junge?«
    »Ja, Mitch?«
    »Könntest du dir wohl etwas überziehen? Du lenkst uns ab.«
    »Natürlich. Achtet gar nicht auf mich.« Er zupfte an der Decke, um eine Art von Lendentuch daraus zu formen. Allerdings war Morgan viel zu unruhig und abgelenkt, als dass das lange so bleiben konnte. Bald war sein Schwanz wieder in ganzer Pracht zu sehen.
    »Erzählen Sie, Burroughs. Wir hören zu. Sie können Boy ebenso vertrauen wie mir.«
    »Oh, Sir, wenn ich nur wüsste, wo ich anfangen soll …«
    Auf diese Weise konnte das den ganzen Morgen dauern, und wir verloren kostbare Zeit. So schnell wie die Polizei hier arbeitete, würde Meeks am Galgen baumeln, ehe Burroughs seine Nöte in Worte gefasst hatte.
    »Hat es etwas mit dem Tod von Mr. Walworth zu tun?«
    »Ja, Sir. Seitdem sind wir alle völlig durcheinander …«
    »Und Sie haben die Befürchtung, dass die Polizei den Falschen verhaftet hat?«
    »Beim Jupiter, Sir, wie haben Sie das denn erraten? Genau das ist es. Ich habe große Angst, dass sie einen Fehler begangen haben. Mit allem gebührenden Respekt vor Sir James und den Polizeibeamten …«
    »Natürlich haben sie den Falschen. Jeder kann sehen, dass Meeks unschuldig ist. Aber es bringt nichts, es ihnen zu sagen – es ist im Interesse aller, die Sache so schnell wie möglich zu bereinigen, und da Meeks keinen Versuch unternimmt, sich zu verteidigen …«
    »Ach, dieser dumme Junge, dieser dumme,

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