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Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort

Titel: Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jostein Gaarder
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nicht weggeräumt.« »Nein, greif ruhig zu.«
    Ariel kreiste dicht über der Schüssel. Er sagte:
    »Das wäre wirklich lustig, wenn ich das tun konnte.«
    »Aber sicher kannst du das tun! Du hast ja keine Ahnung, wieviel die gebacken haben!«
    Er seufzte tief:
    »Ich habe doch schon gesagt, daß Engel nichts essen. Wir können nicht essen.«
    Er seufzte noch einmal.
    »Oh ... das hatte ich vergessen.«
    »Die Zeiten kommen, die Zeiten gehen, eine Generation folgt auf die andere. Und immer werden neue Tische mit vielen verschiedenen Dingen zum Essen und Trinken gedeckt. Aber die Engel im Himmel werden nie begreifen, wie es ist, von diesen irdischen Herrlichkeiten zu kosten.«
    »Kannst du mir einen Zimtstern geben?«
    Ariel schwebte hinab und nahm einen Zimtstern aus der Schüssel. Dann schwebte er durchs Zimmer und gab ihn Cecilie, die gleich anfing, zu knabbern. Ariel schwebte über dem Sofa, auf dem sie lag.
    »Es ist total lustig, euch beim Essen zuzusehen«, sagte er.
    »Warum?«
    »Ihr steckt etwas in den Mund und schmatzt und kaut drauflos, und was ihr kaut, schmeckt irgendwie, ehe es zu Fleisch und Blut wird.«
    »Genauso ist es.«
    »Wie viele verschiedene Geschmäcker gibt es?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht, daß es einen zuverlässigen Geschmackskatalog gibt.«
    »Und was schmeckt dir am allerbesten?«
    Sie überlegte es sich gut.
    »Erdbeeren vielleicht ... Erdbeeren mit Eis.«
    Er verdrehte die Augen.
    »Klingt ein bißchen komisch, daß ihr solche kalten Pfefferminzklumpen in den Mund steckt. Habt ihr dann nicht das Gefühl, es kitzelt, und ihr kriegt innerlich eine Gänsehaut?«
    »Es klingt so geheimnisvoll, wie du es darstellst. Aber manchmal kitzelt es wirklich tief unten im Magen. Herrlich!«
    Ariel schwebte noch immer über dem Sofa. Ab und zu wich er zehn oder zwanzig Zentimeter zurück, manchmal wippte er aber auch näher an sie heran.
    Er zeigte auf den Eßtisch.
    »In der Schüssel liegen auch ein paar Erdbeeren.«
    Cecilie lachte.
    »Das sind nur Lasses Marzipanerdbeeren.«
    »Schmecken die anders als die anderen Erdbeeren?«
    »Ganz anders. Aber beides könnte auf der Liste der wunderbaren Geschmäcker stehen.«
    Sie blickte in seine klugen Saphiraugen auf.
    »Kannst du versuchen, den Unterschied zwischen einer normalen und einer Marzipanerdbeere zu beschreiben?«
    Cecilie knabberte noch immer an ihrem Zimtstern herum. Sie blickte zur Schüssel mit den Marzipanerdbeeren hinüber, holte tief Luft und sagte:
    »Eine echte Gartenerdbeere schmeckt süß und säuerlich - und natürlich rot. Wenn du statt dessen eine Marzipanerdbeere ißt, schmeckt sie auch rot, weil wir rote Lebensmittelfarbe benutzt haben, aber vor allem schmeckt sie nach leckerem trockenen, süßen Marzipan.«
    »>Nach leckerem trockenen, süßen Marzipan. . .<«
    »Hast du gewußt, daß Marzipan aus Mandeln gemacht wird? Deshalb ist es süß und trocken. Mandeln sind ja trocken. Und das Süße kommt vom Puderzucker.«
    Sie leckte sich ein paar Plätzchenkrümel von der Hand.
    »Eigentlich habe ich auf beides keinen Appetit, jetzt, wo ich nicht gesund bin. Aber da Weihnachten ist, finde ich, daß ich die Marzipanerdbeeren wenigstens probieren muß.«
    Ariel schüttelte resigniert den Kopf.
    »Durch deine Beschreibung werde ich auch nicht viel schlauer. Geschmäcker und so was sind für die Engel im Himmel ein unergründliches Mysterium.«
    »Aber für Gott doch nicht, er hat uns ja schließlich erschaffen.«
    Ariel schwebte herunter und setzte sich auf Cecilies Beine. Er wog überhaupt nichts. Er berührte sie kaum, es kitzelte nicht mal.
    »Nicht immer versteht man alles, was man erschafft, ganz genau«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    »Du kannst zum Beispiel etwas auf ein Blatt Papier zeichnen. Das heißt aber längst nicht, daß du verstehst, was es für ein Gefühl ist, das zu sein, was du gezeichnet hast.«
    »Das ist etwas anderes, denn das, was ich zeichne, lebt ja nicht.«
    Er nickte eifrig.
    »Das ist doch gerade das Seltsame!«
    »Was?«
    »Daß ihr lebt.«
    Cecilie starrte zur Decke.
    »Zumindest hast du insofern recht, als Gott nicht begreift, wie doof es ist, Heiligabend krank zu sein .«
    Er fiel ihr ins Wort:
    »Über Gott können wir immer noch reden. Zuerst wolltest du mir aber erzählen, wie es ist, ein Mensch aus Fleisch und Blut zu sein.«
    »Frag mich doch einfach! Frag alles, was du wissen willst.«
    »Wir haben darüber gesprochen, was es für ein Gefühl ist, etwas zu schmecken. Ebenso erstaunlich

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