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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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eins achtzig, die Breite etwa eins zwanzig. Die Länge war nicht abzuschätzen. Nach fünf Metern begann die Schwärze.
    Mein Puls raste noch immer so wie beim Betreten des Hauses. Es fühlte sich nach persönlicher Bestleistung an.
    Langsam drangen wir tiefer hinein, unsere Lichtkegel tasteten Boden, Decke, Wände und Nischen ab. Einige war nur flache Einbuchtungen. Andere waren richtige Höhlen mit vertikalen Metallstangen und Gittertüren an den Öffnungen.
    »Weinkeller?« Crowes Frage klang in dem engen Raum dumpf.
    »Ohne Regale?«
    »Schauen Sie sich das mal an.«
    Crowe leuchtete einen Namen an, dann einen zweiten und einen dritten, die alle in die Tunnelwand gemeißelt waren.
    Sie las sie im Gehen laut vor. »Sawney Beane. Innozenz III. Dionysos. Moctezuma… Komische Bettgenossen. Ein Papst, ein Aztekenkönig und der Meister der Gelage höchstpersönlich.«
    »Wer ist Sawney Beane?«, fragte ich.
    »Keine Ahn –«
    Ihr Strahl verließ die Wand und schoss ins Leere. Crowe streckte den Arm aus und traf mich vor der Brust. Ich erstarrte.
    Unsere Lampen schnellten zum Erdreich zu unseren Füßen. Kein Abgrund.
    Unsere Lichtkegel von einer Seite zur anderen schwenkend, bogen wir um eine Ecke und gingen langsam weiter. Am Geräusch des Luftzugs erkannte ich, dass wir eine Art größere Kammer betreten hatten. Wir gingen an der Wand entlang.
    Die Namen setzten sich hier fort. Thyestes. Polyphem. Christie o’ the Cleek. Kronos. Von den Namen in Veckhoffs Tagebuch war keiner dabei.
    Wie in dem Gang befanden sich auch in den Wänden dieser Kammer eine Reihe von Nischen, einige mit Stangen, andere unvergittert. Dem Tunnelausgang direkt gegenüber sahen wir eine hölzerne Tür ähnlich der am Eingang des Tunnels und wie diese mit Kette und Vorhängeschloss gesichert. Crowe behandelte sie entsprechend.
    Als die Tür nach innen aufging, drang übel riechende Luft heraus. Ich hörte, wie Boyd weit hinter mir bellte wie besessen.
    Der Geruch der Verwesung ist nicht immer gleich. Er kann verändert werden durch die Todesart, gesüßt etwa durch gewisse Gifte oder angereichert mit Birnen-, Mandel- oder Knoblauchgeruch. Er kann durch Chemikalien abgeschwächt oder durch Insektenaktivität verstärkt werden. Aber der Grundgeruch ist unverkennbar, ein schweres, stinkendes Gemisch, das das Vorhandensein von verfaulendem Fleisch ankündigt.
    Etwas Totes lag in dieser Nische. Wir traten ein und gingen linksherum an der Wand entlang, wie wir es schon in der äußeren Kammer getan hatten. Nach gut eineinhalb Metern erfasste mein Lichtkegel eine Unregelmäßigkeit auf dem Boden. Crowe sah es zur selben Zeit.
    Wir richteten unsere Lampen auf einen Fleck grober, dunkler Erde.
    Wortlos gab ich Crowe meine Mag-Lite und zog einen Klappspaten aus meinem Rucksack. Die linke Hand an die Wand gestützt, kauerte ich mich hin und kratzte mit dem Spatenrand an der Erde.
    Crowe steckte ihre Waffe in den Halfter, hängte ihren Hut an den Gürtel und richtete beide Lampen auf den Boden vor mir.
    Der Fleck war leicht abzukratzen, und darunter zeigte sich eine Grenzlinie zwischen frisch umgegrabener Erde und festgestampftem Boden. Der Verwesungsgeruch verstärkte sich, je mehr Erde ich abtrug und zur Seite legte.
    Nach wenigen Minuten stieß ich auf etwas Hellblaues.
    »Sieht aus wie Jeansstoff.« Crowes Augen funkelten, und ihre Haut glänzte bernsteinfarben in dem blassgelben Licht.
    Eine Levi’s, die ein vogelscheuchendünnes Bein umhüllte. Ich arbeitete mich vor bis zu einem verschrumpelten Fuß, der am Gelenk in einem Winkel von neunzig Grad abstand.
    »Das reicht.«
    »Was?«
    »Das ist kein Flugzeugpassagier.«
    »Nein.«
    »Ich will keinen kompromittierten Verbrechensschauplatz. Wir machen hier Schluss, bis ich einen Durchsuchungsbefehl habe.«
    Ich widersprach nicht. Das Opfer hatte ein Recht darauf, dass seine oder ihre Geschichte vor einem Gericht erzählt wurde. Ich würde nichts tun, was eine potenzielle Strafverfolgung beeinträchtigen konnte.
    Ich stand auf, klopfte meinen Spaten an der Wand ab und entfernte sorgfältig alle anhaftende Erde. Dann klappte ich den Spaten zusammen, steckte ihn in den Rucksack und griff nach meiner Lampe.
    Bei der Übergabe schoss der Strahl durch die Kammer und traf auf etwas Glänzendes im hintersten Winkel.
    »Was zum Teufel ist denn das?«, fragte ich und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit.
    »Gehen wir.«
    »Wir sollten Ihrem Amtsrichter alles auf den Tisch knallen, was wir

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