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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Der Deputy folgte.
    Ewigkeiten später ging die Haustür auf, und Crowe trat auf die Veranda. Sie winkte mir zu, ich solle kommen.
    Mit zittrigen Händen legte ich Boyd die Leine an und wickelte sie mir ums Handgelenk. Dann holte ich eine Taschenlampe aus meinem Rucksack. Das Herz schlug mir bis zum Hals.
    »Ganz ruhig!« Ich zielte mit dem Finger auf seine Nase.
    Er zerrte mich praktisch aus dem Jeep und die Stufen hoch.
    »Das Haus ist leer.«
    Ich versuchte, Crowes Gesicht zu interpretieren, aber es verriet gar nichts. Keine Überraschung, keinen Abscheu, keine Unbehaglichkeit. Es war unmöglich, ihre Gefühle oder Reaktionen zu erraten.
    »Den Hund sollten Sie besser hier lassen.«
    Ich band Boyd ans Verandageländer. Dann schaltete ich die Taschenlampe ein und folgte ihr nach drinnen.
    Die Luft, die mir entgegenschlug, war weniger muffig, als ich erwartet hatte. Es roch nach Rauch und Schimmel und etwas Süßem.
    Mein Geruchszentrum ging seine Datenbank durch. Kirche.
    Kirche?
    Das Geruchszentrum zerlegte das Aroma in seine Komponenten. Blumen. Weihrauch.
    Die Haustür öffnete sich direkt in ein Wohnzimmer, das die gesamte Breite des Hauses einnahm. Langsam ließ ich meine Lampe von rechts nach links wandern. Ich erkannte zu Gruppen angeordnete Sofas, Sessel und Beistelltische, alles mit Tüchern verdeckt. Bücherregale vorn Boden bis zur Decke säumten zwei Wände.
    Ein steinerner Kamin nahm die Nordwand des Zimmers ein, ein Spiegel schmückte die südliche. Im trüben Glas konnte ich sehen, wie der Strahl meiner Lampe über die verhüllten Umrisse wanderte, und auch unsere beiden Gestalten, die sich im tanzenden Licht bewegten.
    Langsam arbeiteten wir uns durch das Haus vor, untersuchten einen Raum nach dem anderen. Staubflusen tanzten in dem blassgelben Strahl, und hin und wieder flatterte eine Motte hindurch wie ein aufgeschrecktes Tier in einem Scheinwerfer auf einer schmalen Landstraße. Hinter uns ging der Deputy mit erhobener Flinte. Crowe hielt ihre Pistole mit beiden Händen dicht an die Wange.
    Vom Wohnzimmer gelangte man in einen schmalen Gang. Rechts eine Treppe, links ein Esszimmer, geradeaus die Küche.
    Im Esszimmer stand nichts als ein auf Hochglanz polierter rechteckiger Tisch und passende Stühle. Ich zählte. Acht an jeder Breitseite. Je einer an Kopf- und Fußende. Achtzehn.
    Die Küche befand sich im hinteren Teil des Hauses, die Tür stand weit offen.
    Porzellanspülbecken. Pumpe. Herd und Kühlschrank, die schon mehr Jahre auf dem Buckel hatten als ich. Ich deutete auf die Geräte.
    »Hier muss irgendwo ein Generator sein.«
    »Wahrscheinlich unten.«
    Unter mir hörte ich Stimmen und wusste, dass die anderen Deputies im Keller waren.
    Im Obergeschoss teilte ein Gang von der Front bis zur Rückseite das Haus in zwei Hälften. Links und rechts dieser Mittelarterie lagen je vier kleine Schlafzimmer, jedes mit zwei selbstgezimmerten Schlafkojen. Eine schmale Wendeltreppe am Ende des Gangs führte in eine Dachkammer. Unter den Schrägen standen noch zwei weitere Kojen.
    »O Mann«, sagte Crowe. »Sieht ja fast aus wie eine Jugendherberge.«
    Mich erinnerte das Ganze an die Heaven’s-Gate-Sekte in San Diego. Ich hielt den Mund.
    Wir stiegen eben wieder nach unten, als einer der beiden Deputies – George? Bobby? – auf der Haupttreppe am anderen Ende des Gangs auftauchte. Der Mann war rot im Gesicht und schwitzte heftig.
    »Sheriff, Sie müssen sich den Keller anschauen.«
    »Was gibt’s denn dort, Bobby?«
    Schweiß triefte ihm aus dem Haaransatz und lief an seiner Wange herab. Er wischte ihn sich mit dem Handrücken weg.
    »Wenn ich das nur wüsste.«

27
    Eine steile Holztreppe führte von der Küche direkt in einen Keller. Der Sheriff befahl Deputy Namenlos, oben zu bleiben, während wir anderen hinabstiegen.
    Bobby führte, ich folgte, Crowe bildete die Nachhut. George wartete am Fuß der Treppe auf uns, und seine Taschenlampe zuckte hin und her wie ein Scheinwerfer bei einer Premierenfeier.
    Während wir nach unten stiegen, fiel die Temperatur von kühl zu kühlschrankkalt, und aus trübem Dämmerlicht wurde Pechschwarz. Ich hörte hinter mir ein Klicken, sah Crowes Lichtstrahl an meinen Füßen.
    Wir versammelten uns am Fuß der Treppe und horchten.
    Kein Trippeln. Kein Flügelrauschen. Ich richtete meine Lampe in die Dunkelheit.
    Wir befanden uns in einem großen fensterlosen Raum mit Balkendecke und Zementboden. Drei Wände waren verputzt, die vierte der Fels des Steilhangs, an

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