Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
geprüften Feuer- und Explosionsspezialisten durchgeführt?«
»Ja. Es wurden Experten von außen herangezogen.«
Der nächste Frager stand auf.
Achtundachtzig Menschen hatten ihr Leben gelassen, weil ein Mann nur mit dem einen Gedanken beschäftigt gewesen war, dass er seinen Sitzplatz verlieren könnte. Das Ganze war ein tragischer Fehler.
Ich schaute auf die Uhr. Crowe wartete sicher schon auf mich.
Wie betäubt schlich ich aus dem Zimmer. Auf mich warteten Opfer, deren Tod nicht auf schlichte Nachlässigkeit zurückzuführen war.
Die Kühllaster waren vom Parkplatz des Alarka Fire Department verschwunden. Jetzt standen nur die ausgelagerten Löschzüge der Feuerwehr und die Fahrzeuge meiner Mitarbeiter herum. Ein einzelner Deputy bewachte die Einfahrt.
Crowe war bereits dort, als ich ankam. Als sie mich sah, stieg sie aus ihrem Streifenwagen, nahm eine schmale Ledertasche vom Rücksitz und wartete. Der Himmel war zinngrau, ein kalter Wind blies durch die Schlucht. Böen rissen an ihrer Hutkrempe und verformten sie.
Ich ging zu ihr, und gemeinsam betraten wir das Operations-Leichenschauhaus, das jetzt allerdings einer anderen Operation diente. Stan und Maggie arbeiteten an Autopsietischen und arrangierten Knochen, wo noch vor kurzem Unfallopfer gelegen hatten. Auf vier Tischen standen ungeöffnete Kartons.
Ich begrüßte mein Team und eilte zu der Kabine, die ich als Büro benutzte. Während ich meine Jacke mit einem Labormantel vertauschte, setzte Crowe sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, öffnete die Tasche und holte mehrere Ordner heraus.
»1979 war ‘ne Niete. Alle Vermisstenfälle wurden aufgeklärt. 72 habe ich zwei.«
Sie öffnete den ersten Ordner.
»Mary Francis Rafferty, weiße Frau, einundachtzig Jahre alt. Lebte allein in Dillsboro. Ihre Tochter besuchte sie jeden Samstag. An einem Wochenende war Rafferty nicht zu Hause. Wurde nie wieder gesehen. Man nahm an, sie hatte sich verirrt und war an Unterkühlung gestorben.«
»Wie oft haben wir das schon gehört?«
Sie öffnete den nächsten Ordner.
»Sarah Ellen Deaver, weiße Frau, neunzehn Jahre alt. Verließ ihr Zuhause, um zu ihrer Arbeitsstelle in einem Gemischtwarenladen am Highway 74 zu gehen. Kam dort nie an.«
»Ich bezweifle, dass wir Deaver da draußen liegen haben. Was Neues von Tommy Albright?«
»George Adair ist eindeutig identifiziert«, erwiderte Crowe.
»Zahnbefund?«, fragte ich.
»Ja.« Pause. »Wissen Sie, dass der Leiche in dieser ersten Nische der linke Fuß fehlte?«
»Albright hat mich angerufen.«
»Jeremiah Mitchells Tochter glaubte, einige der Kleidungsstücke wieder zu erkennen. Wir bekommen Blut von einer Schwester.«
»Albright hat mich gebeten, Knochenproben zu entnehmen. Tyrell hat versprochen, sie zügigst zu bearbeiten. Haben Sie die anderen Daten überprüft?«
»Albert Odells Familie hat mir den Namen seines Zahnarztes genannt.«
»Ist das der Apfelfarmer?«
»Odell ist der einzige Vermisstenfall aus 86, der noch nicht geklärt ist.«
»Viele Zahnärzte heben ihre Unterlagen keine zehn Jahre lang auf.«
»Dr. Welch klang nicht gerade wie das allerhellste Licht. Ich fahre heute Nachmittag nach Lauada, um mir anzusehen, was er hat.«
»Was ist mit den anderen?« Schon als ich die Frage stellte, wusste ich, wie die Antwort lauten würde.
»Das wird schwierig. Bei Adams und Farrell ist es fünfzig Jahre her, bei Tramper vierzig.«
Sie zog noch drei weitere Ordner heraus und legte sie auf den Tisch.
»Das ist alles, was ich ausgraben konnte.« Sie stand auf. »Ich lasse Sie wissen, was ich vom Zahnarzt bekommen habe.«
Nachdem sie gegangen war, überflog ich die Ordner. Der für Tucker Adams enthielt nur die Zeitungsartikel, die ich bereits gesehen hatte.
Edna Farrells Akte war ein bisschen besser, denn sie enthielt auch handschriftliche Notizen aus der Zeit ihres Verschwindens. Es gab eine Aussage von Sandra Jane Farrell mit einem Bericht über Ednas letzte Tage und einer detaillierten körperlichen Beschreibung. Edna war als junge Frau von einem Pferd gefallen, und Sandra beschrieb das Gesicht ihrer Mutter als »schief«.
Ich nahm ein Schwarzweißfoto mit gezacktem Rand zur Hand. Das Bild war zwar unscharf, die Asymmetrie des Gesichts jedoch deutlich zu erkennen.
»Arme Edna.«
Es gab Fotos von Charlie Wayne Tramper, und über sein Verschwinden und seinen Tod wurde in mehreren Zeitungsartikeln berichtet. Ansonsten gab es an schriftlicher Information kaum etwas.
Die
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