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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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zum Waschbecken ging und danach in meinen Verschlag, um den Labormantel aus- und meine Jacke anzuziehen. Als ich zurückkehrte, stand Ryan vor dem Skelett, von dem ich glaubte, dass es dem Apfelfarmer Albert Odell gehörte.
    »Dann weißt du also, wer die Opfer sind.«
    »Bis auf diesen Herren hier.« Ich deutete auf den älteren männlichen Schwarzen.
    »Und du glaubst, sie wurden stranguliert.«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Rede mit McMahon. Das ist Polizeiarbeit.«
    Ryan folgte mir auf den Parkplatz. Als ich mich hinters Steuer setzte, stellte er mir noch eine letzte Frage.
    »Was für ein verdammter Perverser würde sich alte Leute schnappen, sie erwürgen und dann mit ihren Leichen spielen?«
    Die Antwort sollte aus einer unerwarteten Quelle kommen.
     
    Im High Ridge House machte ich mir ein Sandwich mit Schinken und Salat, nahm mir eine Tüte Sunchips und eine Hand voll Schokokekse und ging nach draußen, um mit Boyd zu essen. Obwohl ich mich ausführlich für die Vernachlässigung während der vergangenen Woche entschuldigte, bewegten seine Augenbrauen sich kaum, und die Zunge blieb unsichtbar. Der Hund war sauer.
    Noch mehr Schuldbewusstsein. Noch mehr Selbstvorwürfe.
    Nachdem ich Boyd das Sandwich, die Chips und die Kekse gegeben hatte, füllte ich seine Schüsseln mit Wasser und Hundefutter und versprach ihm für den folgenden Tag einen langen Spaziergang. Er beschnupperte das Futter, als ich mich davonschlich.
    Ich machte mir noch einmal etwas zu essen und ging mit dem Teller auf mein Zimmer. Auf dem Boden lag ein Zettel. Nach der Art der Zustellung nahm ich an, dass er von McMahon stammte.
    Tat er auch. Er fragte, ob ich tags darauf in der FBI-Zentrale vorbeikommen könne.
    Ich verschlang mein Abendessen, nahm ein heißes Bad und rief einen Kollegen in der UNC-Chapel Hill an. Es war zwar schon nach elf, aber ich kannte Jims Gewohnheiten. Keine Vorlesungen am Vormittag. Zu Hause gegen sechs. Nach dem Abendessen ein Zehn-Kilometer-Lauf, dann zurück in sein Archäologie-Institut bis gegen zwei Uhr morgens. Sogar wenn er Ausgrabungen betrieb, blieb Jim ein Nachtmensch.
    Nach der Begrüßung und einem kurzen Austausch über unsere jüngsten Erlebnisse bat ich ihn um seine Hilfe.
    »Machen Sie jetzt wieder Archäologie?«
    »Es macht mehr Spaß als meine übliche Arbeit«, erwiderte ich unverbindlich.
    Ich beschrieb die merkwürdigen Kerben und Furchen, ohne genauer auf die Opfer einzugehen.
    »Wie alt ist das Zeug?«
    »Nicht sehr alt.«
    »Es ist komisch, dass die Spuren sich auf einen einzelnen Knochen beschränken, aber das Muster, das Sie beschreiben, klingt verdächtig. Ich faxe Ihnen drei neuere Artikel und ein paar von meinen eigenen Fotos.«
    Ich dankte ihm und gab ihm die Nummer des Leichenschauhauses.
    »Wo ist das?«
    »Swain County.«
    »Arbeiten Sie mit Midkiff?«
    »Nein.«
    Als Nächstes rief ich Katy an. Wir redeten über ihr Studium, über Boyd, über einen Rock, den sie in einem Victoria’s-Street-Katalog gesehen hatte. Wir machten Pläne für den Strandurlaub an Thanksgiving. Von den Morden und meiner wachsenden Beklommenheit sagte ich kein Wort.
    Nach dem Anruf ging ich ins Bett, lag im Dunkeln da und führte mir die Skelette, die wir im Keller gefunden hatten, noch einmal vor Augen. Obwohl ich noch nie einen wirklichen Fall in der Richtung gesehen hatte, wusste ich in meinem Herzen, was diese merkwürdigen Spuren bedeuteten.
    Aber warum?
    Ich empfand Grauen. Ich spürte Ungläubigkeit. Dann fühlte ich nichts mehr, bis die Sonne um sieben Uhr früh mein Gesicht wärmte.
    Jinis Fotos und Artikel lagen auf dem Faxgerät, als ich im Leichenschauhaus ankam. Nature, Science und American Antiquity. Ich las jeden Artikel und betrachtete die Fotos. Dann untersuchte ich jeden Schädel und jeden langen Knochen noch einmal und machte Polaroids von allem, was verdächtig aussah.
    Doch ich konnte es noch immer nicht glauben. In uralten Zeiten, bei uralten Völkern, ja. Aber im modernen Amerika passierte so etwas nicht.
    Eine plötzliche Synapse.
    Noch ein Anruf. Colorado. Nach zwanzig Minuten noch ein Fax.
    Ich starrte es an, und das Blatt zitterte leicht in meiner Hand.
    Großer Gott. Es war unbestreitbar.
     
    Ich fand McMahon in seiner provisorischen Zentrale im Bryson City Fire Department. Wie im Leichenschauhaus hatte sich auch im FBI-Büro die Funktion geändert. McMahon und seine Kollegen ermittelten nun nicht mehr in einem Flugzeugabsturz, sondern in einem Verbrechen, und ihr Paradigma hieß

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