Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Leute?«
    Ich antwortete nicht. Ich hatte an den Skeletten auch andere Verletzungen gesehen. Verletzungen, die mich verwirrten. Verletzungen, über die ich erst reden wollte, wenn ich mehr wusste.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zu Skelett vier, nahm die Oberschenkelknochen und hielt sie unter das Vergrößerungsglas.
    Ja. Es war da. Es war real.
    Nun holte ich die Oberschenkelknochen jedes Skelettes und ging damit zu einem Seziermikroskop.
    Winzige Furchen umringten jeden rechten proximalen Schaft und liefen die Linea aspera entlang, die raue Knochenleiste an der Rückseite, an der die Muskeln befestigt sind. Andere Schlitze verliefen horizontal auf und unter den Gelenken. Obwohl die Anzahl der Spuren variierte, stimmte ihre Verteilung bei allen Opfern überein.
    Ich stellte die höchstmögliche Vergrößerung ein.
    Als ich scharf stellte, wurden aus den Furchen scharfkantige, im Querschnitt v-förmige Vertiefungen.
    Schnittspuren. Aber wie konnte das sein? Ich hatte natürlich schon Schnittspuren auf Knochen gesehen, aber nur in Fällen von Verstümmelung. Bis auf Charlie Wayne Tramper und Jeremiah Mitchell waren diese Opfer intakt vergraben worden.
    Warum dann? Und warum nur am rechten Oberschenkel? War es wirklich immer nur der rechte Oberschenkel?
    Ich war eben dabei, jeden Knochen noch einmal zu untersuchen, als Andrew Ryan zur Tür hereinplatzte.
    Maggie, Stan und ich schauten erschrocken hoch.
    »Habt ihr die Nachrichten gehört?«, fragte Ryan mit hochrotem Gesicht. Er schwitzte trotz der Kälte.
    Wir schüttelten den Kopf.
    »Vor ungefähr drei Stunden wurde Parker Davenport tot aufgefunden.«

29
    »Tot?«
    Gefühle kochten in mir hoch. Schock. Mitleid. Wut. Skepsis.
    »Wie?«
    »Eine einzelne Kugel ins Hirn. Ein Assistent fand ihn zu Hause.«
    »Selbstmord?«
    »Oder jemand wollte es so aussehen lassen.«
    »Macht Tyrell das Postmortem?«
    »Ja.«
    »Haben die Medien schon Wind bekommen?«
    »O ja. Die machen sich in die Hosen, so scharf sind sie auf Informationen.«
    Erleichterung. Der Druck auf mich würde jetzt aufhören. Schuldbewusstsein. Ein Mann ist tot, und du denkst zuerst an dich.
    »Aber die Sache ist besser unter Verschlag als die Kriegspläne der Vereinigten Staaten.«
    »Hat Davenport einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
    »Gefunden wurde keiner. Was gibt’s hier?« Er deutete auf die Autopsietische.
    »Hast du ein bisschen Zeit?«
    »Der Absturz wurde verursacht durch Achtlosigkeit und technisches Versagen.« Er breitete die Arme aus. »Ich bin ein freier Mann.«
    Die Uhr an der Wand zeigte sieben Uhr fünfundvierzig. Ich sagte Maggie und Stan, sie könnten Feierabend machen, führte dann Ryan in meinen Verschlag und erläuterte ihm Veckhoffs Tagebuch.
    »Du willst damit andeuten, dass jeweils nach dem Tod prominenter Bürger wahllos ältere Menschen ermordet wurden?« Er versuchte, seine Skepsis zu unterdrücken, aber ich hörte sie trotzdem.
    »Ja.«
    »Und niemand ist das aufgefallen.«
    »Dass Leute verschwanden kam nicht häufig genug vor, um ein System nahe zu legen, und die Auswahl älterer Leute erregte weniger Aufsehen.«
    »Und dieses Oma-Morden läuft seit einem halben Jahrhundert?«
    »Länger.«
    Es klang absurd, und das machte mich unsicher. Und wenn ich unsicher bin, werde ich schnippisch.
    »Auch Opas waren für die Freiwild.«
    »Und die Täter benutzten das Arthur-Haus, um die Leichen zu entsorgen.«
    »Ja, aber nicht nur für die Entsorgung.«
    »Und das war eine Art Gruppe, in der jeder einen Codenamen hatte.«
    »Hat«, blaffte ich.
    Schweigen.
    »Redest du von einer Sekte?«
    »Nein. Ja. Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Aber ich glaube, dass die Opfer zu einer Art Ritual benutzt wurden.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Komm mit.«
    Ich führte ihn von Tisch zu Tisch, benannte die Opfer und zeigte ihm Details. Schließlich führte ich ihn zum Seziermikroskop und stellte die Linse über Edna Farrells rechtem Oberschenkelknochen scharf. Nachdem er ihn sich angeschaut hatte, legte ich Tucker Adams Oberschenkelknochen darunter. Dann Raffertys und Odells.
    Das Muster war unmissverständlich. Dieselben Kerben. Dieselbe Verteilung.
    »Was ist das?«
    »Schnittspuren.«
    »Wie von einem Messer?«
    »Von etwas mit einer scharfen Klinge.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Jeder Knochen gab ein leises Klappern von sich, als ich ihn auf den Edelstahl zurücklegte. Ryan sah mich mit undurchdringlicher Miene an.
    Mein Absätze klackten laut, als ich

Weitere Kostenlose Bücher