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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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erhöht sich mit dem Alter, wie auch die Zahl der verlassenen Calderas. Indem man die Dichte dieser Merkmale bestimmt, kommt man zu einer Altersschätzung.
    Zuerst suchte ich nach Hinweisen auf Anomalien. Im Querschnitt eines langen Knochens können Ausdünnungen des Schafts, eine Wellenform seines inneren oder äußeren Randes oder abnorme Ablagerung von Lamellen-Knochengewebe auf Probleme hindeuten, darunter Bruchheilungen oder ungewöhnlich schneller Knochenumbau. Derartige Anomalien konnte ich nicht feststellen.
    Froh darüber, dass eine realistische Altersschätzung möglich war, stellte ich die Vergrößerung auf einhundert und schob ein kariertes Mikrometer ins Okular. Das Gitternetz enthielt einhundert Quadrate, wobei die Seitenlänge jedes Quadrats einem Millimeter auf der Ebene des Knochenquerschnitts entsprach. Einen Objektträger nach dem anderen untersuchte ich die Miniaturlandschaften und zählte und notierte sorgfältig die Charakteristika innerhalb jedes Quadrats. Als ich damit fertig war und meine Daten in die entsprechende Formel eingegeben hatte, hatte ich meine Antwort.
    Der Besitzer des Fußes war mindestens fünfundsechzig, wahrscheinlich sogar näher an siebzig gewesen.
    Ich lehnte mich zurück und dachte über dieses Ergebnis nach. Niemand auf der Passagierliste erreichte auch nur annähernd dieses Alter. Welche Möglichkeiten blieben dann?
    Erstens: An Bord war ein nicht registrierter Passagier gewesen. Ein Siebzigjähriger mit einem Freiflug? Ein blinder Passagier im Rentenalter? Unwahrscheinlich.
    Zweitens: Ein Passagier hatte einen Fuß an Bord gebracht. Ryan hatte gesagt, sie hätten niemand gefunden, dessen Biografie auf ein Interesse an Leichenteilen hingedeutet hätte.
    Drittens: Der Fuß hatte mit TransSouth Air 228 nichts zu tun.
    Woher stammte er dann?
    Ich zog eine Visitenkarte aus meiner Brieftasche, las die Nummer und wählte.
    »Swain County Sheriff’s Department.«
    »Lucy Crowe bitte.«
    »Wer spricht dort?«
    Ich nannte meinen Namen und wartete. Augenblicke später hörte ich ihre raue Stimme.
    »Wahrscheinlich sollte ich mit Ihnen überhaupt nicht reden.«
    »Sie haben es also gehört.«
    »Ich habe es gehört.«
    »Ich könnte versuchen zu erklären, aber ich glaube, ich verstehe die Situation selbst nicht.«
    »Ich kenne Sie nicht gut genug, um mir selber ein Urteil zu bilden.«
    »Aber warum reden Sie dann mit mir?«
    »Reines Bauchgefühl.«
    »Ich arbeite daran, diese Sache aufzuklären.«
    »Das wäre gut. Wegen Ihnen ist hier die Hölle los.«
    »Inwiefern?«
    »Ich hatte eben einen Anruf von Parker Davenport.«
    »Dem Vizegouverneur?«
    »Höchstpersönlich. Hat mir befohlen, Sie von der Unfallstelle fern zu halten.«
    »Hat er nichts Wichtigeres, über das er sich den Kopf zerbrechen sollte?«
    »Anscheinend sind Sie ein ganz heißes Thema. Mein Deputy nahm heute Morgen einen Anruf entgegen. Ein Kerl wollte wissen, wo Sie wohnen und wo Sie hier bei uns übernachten.«
    »Wer war das?«
    »Wollte seinen Namen nicht nennen und legte auf, als mein Deputy darauf bestand.«
    »War er von der Presse?«
    »Das merken wir ziemlich schnell.«
    »Sie könnten etwas für mich tun, Sheriff.«
    Ich hörte nur das Knistern der Leitung.
    »Sheriff?«
    »Ich höre.«
    Ich beschrieb den Fuß und die Gründe für meine Zweifel an einem Zusammenhang mit dem Absturz.
    »Könnten Sie die Vermisstenliste des Swain und der angrenzenden Countys überprüfen?«
    »Haben Sie noch andere Charakteristika neben dem Alter?«
    »Eins sechzig bis eins achtundsechzig groß, mit schlechten Füßen. Wenn die DNS-Ergebnisse kommen, kann ich Ihnen das Geschlecht sagen.«
    »Zeitrahmen?«
    Trotz des Erhaltungszustands des weichen Gewebes entschied ich mich für breite Parameter.
    »Ein Jahr.«
    »Ich weiß, dass wir hier in Swain einige haben. Ich suche mir die mal raus. Und ich schätze, ein paar Anfragen könnten auch nichts schaden.«
    Nach dem Gespräch verschloss ich den Objektträgerbehälter und brachte ihn dem Techniker zurück. Auf der Fahrt nach Hause brannten Fragen in meinem Hirn, angefacht von Gefühlen der Wut und der Demütigung.
    Warum verteidigte Larke Tyrell mich nicht? Er wusste, wie engagiert und ernsthaft ich arbeitete, wusste, dass ich eine Ermittlung nie manipulieren würde.
    Konnte Parker Davenport Tyrells »einflussreiche Leute« sein? Larke war ein vereidigter Beamter. Konnte es sein, dass der Vizegouverneur Druck auf seinen Obersten Leichenbeschauer ausübte? Warum?
    Konnte

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