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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Lucy Crowes Einschätzung Davenports zutreffend sein? War der Vizegouverneur nur auf sein Image bedacht, und wollte er mich für seine Öffentlichkeitsarbeit missbrauchen?
    Ich erinnerte mich an seinen Auftritt an der Unfallstelle, wie er sich ein Taschentuch vor den Mund hielt und den Blick senkte, um sich das Blutbad nicht ansehen zu müssen.
    Oder war ich es, die er nicht ansehen wollte? Ein unangenehmes Gefühl stieg in mir auf, und ich versuchte, das Bild zu löschen. Es half nichts. Mein Gehirn war wie ein Computer ohne Löschtaste.
    Ich dachte an Ryans Rat. An Petes. Beiden sagten dasselbe.
    Ich rief die Auskunft an und wählte dann die erhaltene Nummer. Ruby meldete sich nach dem zweiten Läuten.
    Ich nannte meinen Namen und fragte, ob Magnolia noch zu haben sei.
    »Das Zimmer ist leer, aber ich habe es einem der Gäste aus dem Keller angeboten.«
    »Ich möchte es gern wiederhaben.«
    »Man sagte mir, Sie seien endgültig abgereist. Die Rechnung wurde auch bereits bezahlt.«
    »Ich zahle für eine Woche im Voraus.«
    »Muss Gottes Wille sein, dass der andere noch nicht eingezogen ist.«
    »Ja«, antwortete ich mit einer Begeisterung, die ich nicht empfand. »Gottes Wille.«

10
    Charlotte ist ein Musterbeispiel für eine Stadt mit multipler Persönlichkeit, sozusagen eine Sibylle der Städte. Es steht für den New South, den neuen Süden, und ist stolz auf seine Wolkenkratzer, seinen Flughafen, seine Universität, die NBA Hornets, die NFL Panthers und die NASCAR-Rennen. Als Sitz der Zentralen der Bank of America und der First Union beherbergt es das zweitgrößte Finanzzentrum der USA. Es ist die Heimat der University of North Carolina – Charlotte. Und es sehnt sich danach, eine Weltstadt zu sein.
    Charlotte ist aber auch eine nostalgische Reminiszenz an den Old South, den alten Süden. In seinem wohlhabenden südöstlichen Quadranten stehen stattliche Villen und ordentliche Bungalows, geschmückt mit Azaleen, Hartriegel, Rhododendron, Judasbäumen und Magnolien. Es gibt hier verwinkelte Straßen, Schaukelstühle auf Veranden und mehr Bäume pro Quadratkilometer als in jeder anderen Stadt dieser Erde. Im Frühling ist Charlotte ein Kaleidoskop aus Rosa, Weiß, Violett und Rot, im Herbst erstrahlt es in Gelb und Orange. An jeder Ecke steht eine Kirche, und die Leute besuchen sie auch. Die Erosion des guten alten Südstaatenlebens ist beständiges Gesprächsthema, aber dieselben Leute, die sie beklagen, lassen den Aktienmarkt nicht aus den Augen.
    Ich wohne in Sharon Hall, ein Anwesen aus der Jahrhundertwende im eleganten alten Viertel Myers Park. Das einst so repräsentative georgianische Stadthaus war bis Mitte der Fünfzigerjahre ziemlich baufällig geworden und schließlich einem örtlichen College gestiftet worden. Mitte der Achtziger wurde das ein Hektar große Anwesen von einem Bauträger erworben, restauriert und renoviert und in einen Komplex aus modernen Eigentumswohnungen verwandelt.
    Während die meisten Eigentümer ihre Wohnungen im Haupthaus oder einem der neu hinzugebauten Flügel haben, liegt meine in einem winzigen Gebäude am westlichen Rand des Grundstücks. Historische Quellen deuten darauf hin, dass das Häuschen als Anbau zum Wagenschuppen begann, aber kein Dokument sagt etwas über seine ursprüngliche Funktion. In Ermangelung einer besseren Bezeichnung nennt man es einfach den Annex.
    Auch wenn die Wohnung ziemlich eng ist, so sind meine beiden Stockwerke doch hell und sonnig, und meine kleine Terrasse ist perfekt für Geranien, eine der wenigen Blumensorten, die meine gärtnerliche Zuwendung überleben. Seit dem Zerbrechen meiner Ehe ist der Annex mein Zuhause, und ich fühle mich sehr wohl dort.
    Der Himmel war von einem entschlossenen Blau, als ich durchs Tor einbog und am Rand des Grundstücks entlang fuhr. Die Petunien und Ringelblumen rochen nach Herbst, und ihr Duft mischte sich mit dem Aroma trocknender Blätter. Die Sonne wärmte die Ziegelmauern der Gebäude der Hall und die Umfassungsmauer.
    Als ich um den Annex herumkam, sah ich Petes Porsche neben meiner Veranda stehen, und Boyds Kopf lugte auf der Beifahrerseite heraus.
    Der Hund stellte die Ohren auf, als er mich bemerkte, zog kurz die Zunge ein und ließ sie dann wieder aus der Schnauze hängen.
    Durchs Heckfenster konnte ich Birdie in seinem Reisekäfig sehen. Mein Kater sah nicht so aus, als wären ihm die Transportmodalitäten angenehm.
    Als ich neben Petes Auto parkte, kam er um das Haus herum.
    »Mein Gott, bin

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