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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Fenster. Ihr Gesicht war kurz ernst, doch dann erhellte ein Lächeln ihre Augen, und sie klopfte mir auf die Schulter.
    »Denken Sie sich nichts wegen dieser Geschichte, Tempe. Sie haben nichts von den ganzen Sachen getan, und das werden die sehr bald einsehen.«
    »Danke, Primrose. Sie haben Recht, aber es ist schwer.«
    »‘türlich ist es das. Aber ich schließe Sie in meine Gebete ein.«
    Ihre Stimme war so tröstend wie ein Brandenburger Konzert.
    »Unterdessen nehmen Sie jeden Tag wie er kommt. Jeden beschissenen Tag wie er verdammt noch mal kommt.«
    Damit drehte sie sich um und ging davon.
    Es war so ziemlich das erste Mal, dass ich Primrose Hobbs hatte fluchen hören.
     
    Zurück in meinem Zimmer, zog ich den Artikel heraus, blätterte zu Tabelle vier, gab die Maße ein und rechnete.
    Der Fuß fiel in die Kategorie Indianer.
    Ich benutzte eine zweite Funktion und rechnete noch einmal.
    Dieses Ergebnis rückte den Fuß ein wenig näher an die Gruppe der Amerikaner afrikanischer Herkunft, doch die Klassifikation blieb amerikanischer Eingeborener.
    George Adair war weiß, Jeremiah Mitchell war schwarz. So viel zu dem vermissten Angler und dem Mann, der sich die Axt seines Nachbarn geliehen hatte.
    Wenn Daniel Wahnetah nicht ins Reservat zurückgewandert war, dann sah es so aus, als hätte ich den Besitzer des Fußes gefunden.
    Ich schaute auf die Uhr. Zehn Uhr fünfundvierzig. Spät genug.
    Der Sheriff war nicht im Büro. Nein, sie würden sie nicht zu Hause anrufen. Nein, sie würden mir ihre Piepser-Nummer nicht geben. Ob es ein Notfall sei? Sie würden ihr die Nachricht weiterleiten, dass ich angerufen hatte.
    Verdammt. Warum hatte ich mir Crowes Piepser-Nummer nicht geben lassen?
    In den nächsten Stunden tat ich Nebensächliches, Arbeiten, die weniger zielgerichtet waren, sondern nur Spannung abbauten. Behaviouristen nennen das Ersatzhandlung.
    Zuerst Wäschewaschen, darunter auch Slips im Waschbecken. Danach sortierte und organisierte ich den Inhalt meiner Aktentasche, löschte nicht mehr gebrauchte Dateien auf meinem Laptop, brachte mein Scheckbuch auf den neuesten Stand und ordnete Rubys Glastiersammlung neu. Ich rief bei meiner Tochter, meiner Schwester, meinem Gatten an.
    Pete antwortete nicht, und ich nahm an, dass er noch in Indiana war. Katy antwortete ebenfalls nicht, und ich stellte lieber keine Vermutungen an. Harry hielt mich dreißig Minuten lang am Telefon. Sie kündige gerade ihren Job, habe Schwierigkeiten mit ihren Zähnen und treffe sich mit einem Mann namens Alvin aus Denton. Oder war es Denton aus Alvin?
    Ich probierte eben die Signaltonvarianten meines Handys aus, als aus dem Hinterhof plötzlich ein komisches dumpfes Bellen zu mir heraufdrang, wie von einem Hund aus einem Bela-Lugosi-Film. Ich spähte durch das Fliegengitter und sah Boyd in der Mitte seines Geheges sitzen; er hatte den Kopf zurückgeworfen, und ein Jaulen stieg ihm aus der Kehle.
    »Boyd.«
    Er hörte auf zu heulen und sah sich um. Vom Fuß der Anhöhe drang eine Sirene herauf.
    »Ich bin hier oben.«
    Der Hund stand auf und legte den Kopf schief. Dann glitt ihm die dunkelrote Zunge aus der Schnauze.
    »Schau hoch, Junge.«
    Er legte den Kopf auf die andere Seite.
    »Hoch!« Ich klatschte in die Hände.
    Der Chow-Chow drehte sich um, lief zum Ende des Geheges, setzte sich und stimmte sein Liebeslied an den Krankenwagen wieder an.
    Das Erste, was einem an Boyd auffällt, ist sein unproportional großer Kopf. Jetzt wurde deutlich, dass das Schädelvolumen des Hundes nichts mit seiner Intelligenz zu tun hat.
    Ich schnappte mir Jacke und Leine und lief nach draußen.
    Es war noch warm, aber am Himmel zogen Wolken mit dunklem Zentrum auf. Wind riss an meiner Jacke und trieb Blätter und Kiefernnadeln über den Kiesweg.
    Diesmal gingen wir zuerst bergauf, Boyd natürlich vorneweg, und er hechelte und kläffte, da ihm das Halsband die Kehle abdrückte. Schnuppernd und spritzend rannte er von Baum zu Baum, während ich in das unter uns liegende Tal hinunterschaute. So genoss jeder von uns den Berg auf seine Art.
    Wir waren etwa einen halben Kilometer gegangen, als Boyd plötzlich stehen blieb und den Kopf hob. Sein Rückenfell stellte sich auf, die Schnauze öffnete sich halb, und ein Knurren drang tief aus seiner Kehle, ein Ton, der ganz anders klang als das Sirenenimitat.
    »Was ist denn, Junge?«
    Der Hund ignorierte meine Frage, sprang los, dass es mir die Leine aus der Hand riss, und rannte in den Wald.
    »Boyd!«
    Ich

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