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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Abfallhaufen stocherte. Nachdem ich auf Zehenspitzen durch dutzende von Weinflaschen, Crackerschachteln und Dinty-Moore-Rindfleischkonservendosen gestakst war, gab ich auf und ging zu ihr.
    Bäume flüsterten im Wind. Blätter segelten in einer farbenfrohen Regatta über den Boden, und eine Ecke des Wellblechs hob und senkte sich mit einem scharrenden Geräusch. Obwohl die Luft sich dick und schwer anfühlte, war alles um uns herum in Bewegung.
    Crowe wusste, was ich dachte. Ohne ein Wort zog sie einen kleinen Atlas mit Spiralfeder aus ihrer Jacke und blätterte darin.
    »Zeigen Sie mir das Anwesen«, sagte sie und gab mir das Buch.
    Die Karte, die sie aufgeschlagen hatte, zeigte den Teil des Swain County, in dem wir uns befanden. Anhand der Höhenlinien, der Bezirksstraße und der Wirtschaftswege lokalisierte ich die Absturzstelle. Dann schätzte ich die Position des Hauses mit der Einfriedung und deutete auf die Stelle.
    »Hier.«
    Crowe studierte die Topografie in der Umgebung meines Fingers.
    »Und Sie sind sicher, dass sich dort ein Gebäude befindet?« Ich hörte Zweifel in ihrer Stimme.
    »Ja.«
    »Das ist kaum mehr als ein Kilometer.«
    »Zu Fuß?«
    Sie nickte, allerdings langsamer als sonst.
    »Soweit ich weiß, gibt es in dieser Richtung keinen Weg, also gehen wir einfach quer durchs Gelände.«
    »Sie finden hin?«
    »Ich finde hin.«
     
    Eine Stunde lang bahnten wir uns einen Weg durch Bäume und Unterholz, wanderten bergauf und bergab auf einem Pfad, der für Crowe offensichtlich erkennbar, für mich aber unsichtbar war. Schließlich stießen wir an einer uralten Kiefer mit knorrigem Stamm auf einen Weg, den sogar ich sah.
    Wir kamen zu einer hohen Mauer, an die ich mich von meinem letzten Besuch her zu erinnern glaubte. Ich schärfte alle Sinne, als wir an den moosbewachsenen Steinen entlanggingen. Ein Eichelhäher krächzte schrill und gellend, und meine Haut schien sich zu straffen. Hier war etwas. Das wusste ich.
    Boyd schlich schnuppernd umher und schien meine Anspannung nicht zu bemerken. Ich wickelte mir die Leine um die Hand und packte sie fester.
    Nach wenigen Metern knickte die Mauer im Neunzig-Grad-Winkel ab. Crowe bog um die Ecke, und ich folgte, die Leine so fest umklammert, dass meine Fingernägel in die Handfläche stachen.
    Nach drei Vierteln der Mauer hörten die Bäume auf. Crowe blieb am Waldrand stehen, und Boyd und ich schlossen auf.
    Links vor mir sah ich eine weitere ummauerte Einfriedung, und dahinter erhob sich die Felswand. Jetzt kannte ich mich wieder aus. Wir hatten uns dem Anwesen von hinten genähert, das Haus lag, mit der Rückseite an der Felsflanke, vor uns. Die Mauer, an der wir entlanggegangen waren, umschloss ein größeres Areal, das ich bei meinem ersten Besuch nicht bemerkt hatte. Der Hof befand sich innerhalb dieser größeren Einfriedung.
    »Verdammt.« Crowe griff sich an den Gürtel und löste den Sicherheitsriemen ihres Pistolenhalfters.
    Sie rief, wie ich es getan hatte. Rief noch einmal.
    Augen und Ohren aufs Äußerste gespannt, näherten wir uns dem Haus und stiegen die Stufen hoch. Die Läden waren noch immer geschlossen, die Vorhänge noch immer zugezogen. Ich hatte dasselbe mulmige Gefühl wie bei meinem ersten Besuch.
    Crowe stellte sich seitlich neben die Tür und deutete hinter sich. Als Boyd und ich hinter ihr standen, klopfte sie. Wieder keine Antwort.
    Sie klopfte noch einmal, stellte sich vor. Stille.
    Crowe hob den Kopf und sah sich um. »Keine Telefonleitungen. Keine Stromleitungen.«
    »Handy und Generator.«
    »Könnte sein. Oder das Haus ist verlassen.«
    »Wollen Sie den Hof sehen?«
    »Nein, ohne Durchsuchungsbefehl will ich das nicht.«
    »Aber Sheriff –«
    »Ohne Durchsuchungsbefehl kein Betreten.« Sie sah mich an, ohne zu zwinkern. »Gehen wir. Ich spendiere Ihnen ein Dr. Pepper.«
    In diesem Augenblick fing es an zu nieseln. Ich hörte, wie die Tropfen leise auf das Verandadach klatschten, und ich spürte, wie Frustration in mir aufwallte. Sie hatte Recht. Es war ja alles nur eine Vermutung. Aber jede Zelle meines Körpers sagte mir, dass wir irgendetwas Wichtiges dicht vor uns hatten. Etwas Böses.
    »Darf ich mit Boyd um das Grundstück herumgehen? Nur um zu sehen, ob ihm etwas einfällt.«
    »Solange Sie außerhalb der Mauer bleiben, habe ich nichts dagegen. Ich suche unterdessen nach einem Zufahrtsweg. Wenn Leute hierher kommen, müssen sie es mit dem Auto tun.«
    Fünfzehn Minuten lang durchstreiften Boyd und ich das Unterholz

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