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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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über den schlammigen Parkplatz. Einen Augenblick saß ich nur da und starrte die unzähligen Fußabdrücke an, die die Sanitäter, die Bergungstechniker, die Polizei, der Pathologe und ich selbst hinterlassen hatten. Primroses letzte Katastrophenszenerie.
    Ich drehte den Zündschlüssel, und Tränen liefen mir über die Wangen, als ich nach Bryson City zurückfuhr.
     
    Als ich später an diesem Abend meinen Anrufbeantworter abhörte, war auch eine Nachricht von Lucy Crowe dabei. Ich rief sie zurück und erzählte ihr alles, was ich über Primrose Hobbs wusste, wobei ich mit unserem Treffen am Sonntagvormittag auf dem Parkplatz des Leichenschauhauses endete.
    »Und der Fuß und die dazugehörigen Unterlagen sind jetzt verschwunden?«
    »Das hat man mir gesagt. Primrose war vermutlich die letzte Person, die das Zeug gesehen hat.«
    »Parker Davenport hat Ihnen gesagt, sie hätte die Entnahme notiert. Hat sie auch die Rückgabe vermerkt?«
    »Gute Frage.«
    »Erzählen Sie mir von den Sicherheitsbestimmungen.«
    »Das DMORT-Personal und die Leute des ME haben Kennkarten, wie auch die Leute Ihrer Abteilung und der Stadtpolizei von Bryson City, die im Sicherheitsbereich arbeiten. Ein Posten kontrolliert die Kennkarten am Tor, und im Leichenschauhaus selbst gibt’s eine Anwesenheitsliste, in die jeder sein Kommen und Gehen eintragen muss. Außerdem kommt jeden Tag ein farbkodierter Aufkleber auf Ihre Kennkarte.«
    »Warum?«
    »Für den Fall, dass es jemand schafft, die Kennkarte zu kopieren, kann er nicht wissen, welche Farbe an welchem Tag dran ist.«
    »Was ist nach Feierabend?«
    »Inzwischen dürften deutlich weniger Leute im Leichenschauhaus arbeiten, vorwiegend Datentypistinnen und Computerspezialisten, vielleicht noch ein wenig medizinisches Personal. Nachts sollte außer einem Ihrer Deputies oder einem Uniformierten aus Bryson City niemand dort sein.«
    Ich dachte an den Vizegouverneur mit seiner Videokassette.
    »Am Tor gibt es eine Überwachungskamera.«
    »Was ist mit den Computern?«
    »Jeder befugte Nutzer hat ein Passwort, und nur eine begrenzte Anzahl von Leuten kann Daten eingeben oder löschen.«
    »Angenommen, Hobbs hat den Fuß zurückgebracht, wo wäre er dann hingekommen?«
    »Am Ende jedes Tages kommt alles in Kühllaster mit den Bezeichnungen Unbearbeitet, In Arbeit oder Identifiziert. Fälle werden mit einem Computer-Suchsystem lokalisiert.«
    »Wie schwer wäre es, da einzudringen?«
    »Highschool-Jungs haben sich ins Pentagon gehackt.«
    Im Hintergrund hörte ich eine Unterhaltung, wie Stimmen, die durch ein Wurmloch in unser Universum drangen.
    »Sheriff, ich glaube, Primrose Hobbs wurde wegen dieses Fußes ermordet.«
    »Das Ding könnte natürlich auch eine biologische Probe sein.«
    »Eine Frau untersucht ein Objekt, das Gegenstand einer Kontroverse ist, das Objekt verschwindet, und drei Tage später wird die Frau tot aufgefunden. Wenn da keine Verbindung besteht, dann muss das schon ein sehr großer Zufall sein.«
    »Wir betrachten die Sache aus jedem Blickwinkel.«
    »Haben Sie herausgefunden, warum niemand sie als vermisst meldete?«
    »Offensichtlich werden Teile der Ermittlungen jetzt nach Charlotte verlegt. Als Hobbs am Montag nicht zur Arbeit erschien, nahmen ihre Kollegen an, sie sei dorthin versetzt worden. Die Leute in Charlotte dachten sich, sie sei noch in Bryson City. Sie hatte die Angewohnheit, ihren Sohn immer am Samstag anzurufen, also hatte auch er keine Ahnung, dass etwas nicht stimmte.«
    Ich dachte an Primroses Sohn. War er verheiratet? Vater? In der Armee? Schwul? Standen Mutter und Sohn sich nahe? Gelegentlich macht meine Arbeit mich zur Überbringerin der schrecklichsten Nachrichten, die es im Leben gibt. Ein einziger Besuch kann Familien erschüttern, Lebensläufe für immer ändern. Pete hatte mir erzählt, dass in den Tagen des Vietnamkriegs die meisten Offiziere sich lieber dem Feind stellten, als mitten in Amerika eine Familie zu besuchen, um eine Todesnachricht zu überbringen. Das konnte ich sehr gut verstehen.
    Ich stellte mir das Gesicht des Sohns vor, zuerst verständnislos, dann verwirrt. Schließlich das Begreifen und mit ihm Qual, Trauer, der Schmerz einer offenen Wunde. Ich schloss die Augen und teilte einen Augenblick lang mit ihm diese erdrückende Verzweiflung.
    »Ich habe im Riverbank Inn vorbeigeschaut.«
    Crowes Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück.
    »Nach dem Hafen bin ich dorthin gefahren, um mich mit Ralph und Brenda zu unterhalten«,

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