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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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nur ein befehlshabender Oberst, wenige Offiziere und nicht einmal zwanzig Soldaten stationiert waren. Im Handschuhfach seines Chevrolets lagen ein Durchsuchungsbefehl und zwei Haftbefehle. Die Zeugen des Blutbads hatten zwei Nummernschilder notiert, die zu den Wagen von Soldaten dieser Kaserne führten, einem VW und einem Opel.
    Emmanuel Polaco wusste, dass er nach dem Verhör der beiden Soldaten die Namen anderer Männer haben würde. Mit denen würde er die Zeugen konfrontieren und stumme Gesten der Bestätigung erhalten. Von diesem Moment an würde die Sache beim Staatsanwalt liegen und damit in den Händen Gottes. Seine Arbeit wäre beendet, und er würde endlich wieder guter Dinge sein können. Jetzt war er es nicht. Schnell erklärte er seinen Männern– elf schwarzen Gestalten vor einer mit millimetergenauer Präzision angepflanzten Wand riesiger Eukalyptusbäume– noch einmal das Prozedere. Der Himmel war stahlgrau. Ein schneidender Wind trieb ihn zur Eile. Er befahl dem Konvoi, sich wieder zu formieren und die Operation so schnell wie möglich durchzuführen. Nach nicht einmal drei Minuten lag die Straße wieder still da.
    Soeben hatte Sarah Clarice von Matheus einen Anruf erhalten, und sie hatten sich darauf geeinigt, sich am frühen Nachmittag in Cássias Kanzlei zu treffen.
    Sarah Clarice machte es sich auf dem blauen Sofa im Wohnzimmer ihrer Freundin bequem und trank einen Kaffee. Aus dem Fenster sah man die Dächer von Vila Madalena. Plötzlich wurde sie von einer gewissen Unruhe befallen. Was tat sie hier eigentlich?
    Verflucht, sie sollte in Salvador im Büro sein. Dieses Mal würde man sie wirklich feuern. Nicht zum ersten Mal fragte Sarah Clarice sich allerdings, ob das nicht genau das war, was sie wollte: gefeuert werden. All die Jahre hatte sie wie eine Verrückte studiert, immer mit dem Ziel vor Augen, etwas Sinnvolles zu tun. Und jetzt? Machte sie tatsächlich etwas Sinnvolles, oder hatte sie sich mit der erstbesten Gelegenheit, irgendwie ihr Geld zu verdienen, zufriedengegeben? Das sollte ich mich allmählich wirklich mal fragen, dachte sie.
    Bis zur Verabredung mit Matheus blieben noch ein paar Stunden. Sie freute sich darauf, ihn zu sehen, aber sie war auch ziemlich sauer auf ihn. Nur unter äußersten Mühen hatte sie ihm die Geschichte von seinem Bruder Ulisses entlocken können. Allerdings schien er selbst nicht viel zu wissen. Wobei sie sich in diesem Punkt nie ganz sicher war– wusste er wirklich nichts, oder wollte er einfach nur nichts sagen? Wie konnte man nur so verschlossen sein?
    Sarah Clarice stellte die Kaffeetasse ins Spülbecken und ging duschen. Dann kehrte sie an den Schreibtisch zurück und setzte sich vor ihren Computer. Irgendwie tat sie immer dieselben Dinge, hatte sie das Gefühl. Diesmal schaute sie aber nicht nach ihren E-Mails, sondern ging sofort auf Google und tippte InthaWater ein. Es öffnete sich eine sehr raffinierte und leicht zu bedienende Firmenseite, aber bis auf eine detaillierte Auflistung der Unternehmensbereiche, der Länder, in denen man vertreten war, und der einschlägigen Technologien fand man kaum Informationen, vor allem nicht über die Firmenleitung. In der Rubrik › Corporate ‹ waren ein paar hohe Manager aufgelistet: vorwiegend französische Namen, ein paar indische, wenige Frauen, alle zwischen vierzig und fünfzig. Einem kurzen Text über die Firmengeschichte war zu entnehmen, dass der Unternehmensgründer ein gewisser Jean-Sebastian Faucon war. Über ihn selbst erfuhr man auf der Website jedoch nichts. Sarah Clarice schrieb sich den Namen auf und ging wieder auf Google. Erstaunt stellte sie nach den ersten Klicks fest, dass man nichts fand, was diesen Namen mit InthaWater in Verbindung brachte. Sie überlegte kurz, ob sie den Namen vielleicht falsch geschrieben hatte, und wiederholte die Prozedur, aber das Ergebnis blieb dasselbe. Es erschienen ein paar Namen, die irgendwie ähnlich waren, allerdings nichts mit der Sache zu tun hatten: ein Androloge aus Nantes, ein Tierheim für kranke Falken in der Bretagne und ein ehemaliger nigerianischer Minister, den man wegen Drogenhandels festgenommen hatte. Ein Blick auf die Uhr am Bildschirm sagte ihr, dass es langsam Zeit wurde, sich auf den Weg zu machen. Bevor sie sich mit Matheus traf, wollte sie noch etwas essen, und zwar im Goa, dem besten vegetarischen Restaurant von São Paulo, das bei ihrer Freundin in der Nähe lag. Als Sarah Clarice auf die Straße trat, merkte sie, dass sich die

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