Durst: Thriller (German Edition)
den Antrag zum Blind Narcissus gestellt hat, zur InthaWater-Gruppe gehört. Baduel hat dann die Vermutung geäußert, dass hinter diesem geheimen brasilianischen Teilhaber, der sich Been International nennt, eigentlich Miller-Johannsen steckt. «
» Okay, und dann? «
» Baduel hat sich nach dem Sinn und Zweck eines solchen Manövers gefragt, oder? « Sarah Clarice hatte sich an Matheus gewandt, der nickte. » Genau. Und danach hat er dann die Geschichte vom Polywasser ausgegraben. «
» Richtig « , bestätigte Sarah Clarice. » Genauso war es. «
Augusto Miller stellte seine Tasse auf den Unterteller und beugte sich vor. » Er hat vom Polywasser gesprochen? «
» Ja « , antwortete Matheus. » Dann hat Baduel wieder auf den Bildschirm geschaut und den Namen des Drachen genannt. Und in diesem Moment wurde er getroffen. «
» Von wo? «
» Durchs Fenster. « Noch während Matheus das sagte, schaute er zum Fenster im Rücken von Augusto Miller hinüber. Der Alte hatte offenbar denselben Gedanken gehabt, denn er drehte sich einmal um die eigene Achse, um die Scheibe in den Blick zu bekommen.
» Und wann hat er von mir gesprochen? «
» Als er auf dem Boden lag « , antwortete Sarah Clarice. » Einer seiner Mitarbeiter kam, um ihm zu helfen. Dem hat er Ihren Namen ins Ohr geflüstert. «
Augusto Millers Gesicht schien aus weißem Porzellan. » Mein Gott « , flüsterte er.
Die jungen Leute schwiegen.
» Ich kenne Baduel seit über fünfzig Jahren. Er war für dieses Land sehr wichtig, wusstet ihr das? Möglicherweise war er der erste brasilianische Wissenschaftler von Weltrang– obwohl er, um bei der Wahrheit zu bleiben, der Sohn von Einwanderern aus Uruguay ist und erst als Kind nach Brasilien kam, aber was macht das schon für einen Unterschied? Und er hat sich nie kompromittiert, auch nicht während der Militärdiktatur. Das wenige, was diese schwachsinnigen Militärs richtig gemacht haben, die Energiepolitik nämlich, verdanken sie Baduel. Er war in der ganzen Welt bekannt, bei der UNO , in Paris, in Berlin, im Osten. Außerdem war er ein ungewöhnlich gebildeter, sympathischer und großzügiger Mensch. «
» Aber warum dann dieses Ende? «
Augusto Miller starrte Sarah Clarice an. » Das wüsste ich auch gern. « Er machte eine Pause. » Hast du gesagt, dass der Schuss fiel, nachdem er den Namen des Drachen genannt hatte? «
» Ja « , antwortete Sarah Clarice.
» Wissen Sie, wer das ist? « , erkundigte sich Matheus.
Millers Miene wurde bleiern. » Sein Name lautet Jean-Sebastian Faucon. › Drache ‹ ist nur ein Spitzname, leider ein sehr treffender. Es gibt fünf Unternehmensgruppen, die den Weltmarkt für Wasser unter sich aufgeteilt haben: Veolia, Suez, Thames Water, InthaWater und Nestlé. InthaWater ist die mächtigste von ihnen, weil sie auf allen Gebieten operiert. Ihr müsst euch klarmachen, dass es beim Erdöl viel mehr Konkurrenz gibt, bei gleichzeitig bedeutend geringeren Ressourcen. Außerdem ist die Förderung viel teurer. Für Wasser gilt genau das Gegenteil: Die Ressourcen sind unendlich viel größer, weil es vom Himmel regnet, und es kostet praktisch nichts, es wieder an die Oberfläche zu befördern. Es sprudelt mehr oder weniger von alleine hervor. Oder es fließt von den Bergen herab oder kommt, besser noch, direkt aus den Gletschern. Allerdings haben wir es mit einer gewissen Asymmetrie zu tun: An manchen Orten gibt es viel, an anderen wenig Wasservorkommen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Wasser heutzutage stark verschmutzt ist. Gerade an diesen Problemen kann man allerdings gut verdienen: am Mangel und an der Verschmutzung. Aus eurem Bericht schließe ich, dass der Drache jetzt auch in Brasilien operiert, was meines Erachtens neu ist. Was mich daran besonders bestürzt, ist die Tatsache, dass sein Name in Zusammenhang mit Miller-Johannsen auftaucht. Gütiger Gott, hoffentlich weiß der alte Josef, was sein Sohn tut. Vermutlich hat er aber keine Ahnung. «
» Stimmt es, dass Miller-Johannsen Probleme hat? «
» Sicher. Ich hätte aber nie gedacht, dass sich Paulão frisches Geld bei InthaWater beschaffen könnte. «
» Nun, wenn es eine so große Gruppe ist, wie Sie sagen… «
» Ihr habt gar keine Vorstellung, wie skrupellos ein Mann wie Jean-Sebastian Faucon agiert. Ein Detail an eurem Bericht beunruhigt mich allerdings noch mehr. Die Sache mit dem Polywasser… «
» Warum? « , fragte Sarah Clarice.
» Offenbar haben wir es hier mit einem Rätsel der besonderen
Weitere Kostenlose Bücher