Durst: Thriller (German Edition)
Bananenschalen, vertrocknetem Salat und Handzetteln mit Lulas Konterfei. Seine Triefaugen zogen sich zu Schlitzen zusammen. Und das da schien eine gelb-rot-schwarze Kobra zu sein, eine Kobra mit zwei wunderschönen Augen, die fast lebendig wirkten.
34
Diego Messer saß im Warteraum eines Zahnarztes in Curitiba, wählte eine Nummer auf seinem Handy und wartete auf das Freizeichen. Er war nervös. Zahnärzte gehörten zu den wenigen Dingen, die ihn in Panik versetzten. Am anderen Ende meldete sich niemand. Er lehnte seinen runden, rötlichen Kopf an die weiße Wand.
Plötzlich erklang die Fünfte von Beethoven. Messer ging sofort dran.
» Davide. Und? «
» Hallo, Diego. Wo bist du? «
» Beim Zahnarzt. «
» Scheiße. «
» Richtig. Und? «
» Die Bundespolizei ist da. «
Diego Messer, dem ohnehin schon eine Beerdigungsmiene ins Gesicht gepflanzt war, verwandelte sich in ein wandelndes Requiem.
» Die Bundespolizei? «
» Ein neuer Hauptmann, ein gewisser Polacco. Oder Polaco, das habe ich nicht richtig verstanden. «
» Was haben sie denn in der Hand? «
» Nicht gerade wenig. « Davide Strazzon erhob sich aus seinem grünen Ledersessel, ging zum Fenster und schaute auf das wohlbestellte Land von West-Paraná hinab.
» Sie haben zwei Soldaten verhaftet. «
» Wen? Jefferson? «
» Nein, Jefferson war nicht da. Von dem fehlt jede Spur. «
» Was soll das heißen? Ist er nicht aus São Paulo zurückgekehrt? «
» Nein. Er hat mich vor einer Woche angerufen, um mir mitzuteilen, dass er auf dem Rückweg sei. Seitdem nichts mehr. « Strazzon zögerte einen Moment und fragte sich, ob er von dem Telefonat berichten sollte.
Ein schwarzer Mercedes, der sich für mich interessiert, sagt dir das etwas?
» Davide, bist du noch dran? «
» Ja, Entschuldigung. Da wäre noch etwas. Jefferson hat mich aus São Paulo angerufen und war ziemlich sauer. Er war der Meinung, dass man ihn verfolgt. «
» Wer? «
» Weiß ich doch nicht, verdammt. Seine Worte waren: › Ein schwarzer Mercedes, der sich für mich interessiert, sagt dir das etwas? ‹« Dieser Satz hatte Strazzon gar nicht gefallen, und er war ihm seither ständig im Kopf herumgespukt. Insgeheim wusste er, was das zu bedeuten hatte, aber er hatte es sich nicht einzugestehen gewagt.
Während Messer zuhörte, ließ er den Blick über die Werbeplakate im Warteraum gleiten. Lächelnde Münder, Mütter mit Kindern, glückliche Familien mit gesunden Zähnen. Irgendwann fragte er: » Denkst du, was ich denke? « , aber er ließ seinem Gesprächspartner keine Zeit zum Antworten. » Warum hast du mir das nicht gleich erzählt, Davide? « Diego war älter als Davide, er war zuerst auf diese schmutzige Welt gekommen, und daran musste er ihn gelegentlich erinnern.
» Ich habe der Sache keine Bedeutung beigemessen « , log Davide.
» Das war dieses vermaledeite Muttersöhnchen, nicht wahr? «
Strazzon schwieg.
» Ich hatte dir ja gesagt, dass wir uns mit diesem Fanatiker nicht mehr abgeben sollten. Wir beackern die Erde, Davide, wir planen nicht die Eroberung von Byzanz. Himmelherrgott! Mein Element ist der Schweinemist, und das gilt auch für dich. «
» Ich weiß. Eigentlich wollte ich die Sache langsam im Sande verlaufen lassen. «
» Also, Davide. Denkst du, dass Jefferson… «
» Jefferson ist nicht der Typ, der einfach verschwindet. «
» Aber warum könnte der Kommandant den Soldaten Jefferson aus dem Weg räumen wollen? Was zum Teufel soll das? «
Strazzon beschloss, nichts von seinem letzten Gespräch mit dem Kommandanten zu erzählen. » Ich weiß nicht, aber der Kommandant… Na ja, Bruno wusste, dass wir Jefferson die Geschichte in Juazeiro anvertraut hatten. Für meinen Geschmack hätte es sowieso die letzte sein sollen. Wir schulden diesem Idioten nichts mehr. «
» Klar. « Diego Messer beugte sich vor und senkte die Stimme. » Dieser Idiot wollte den letzten Zeugen beseitigen. Was macht das für ihn schon für einen Unterschied, einer mehr oder weniger, oder? «
Davide Strazzon schwieg, was man als Zustimmung werten musste.
Diego seufzte. » Und nun? «
» Nun haben wir die Bundespolizei am Hals wegen der dreizehn Toten in Yaraibi, obwohl wir da zum ersten Mal nicht die Finger im Spiel hatten. «
» Immer mit der Ruhe. Es ist nicht gesagt, dass sie uns auf die Spur kommen. «
» Wenn diese Polizisten reden, sind wir geliefert. Bruno hat einfach, ohne uns zu fragen, die übliche Truppe geschickt, um dieses Blutbad in Yaraibi
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