Durst: Thriller (German Edition)
anzurichten. Vermutlich hat er den Männern Unsummen gezahlt. Und für wen haben sie in der Vergangenheit gearbeitet? Mit der Polizei hier werden wir schon fertig, mit den Zivilen, meine ich. Und auch mit der Bundespolizei, wenn es die üblichen Schwachköpfe aus Curitiba sind. Diesen Polacco aber, oder Polaco, den kenne ich nicht. Das soll ein ganz Harter sein. «
Messer hatte den Worten seines Freundes aufmerksam gelauscht. » Warum hat Bruno dieses Massaker eigentlich ausgerechnet auf der Fazenda seines Vaters veranstalten lassen? Das will mir einfach nicht in den Kopf. «
» Weiß ich auch nicht. Yaraibi ist seit Jahren besetzt, der südliche Teil zumindest. Das ist doch nichts Neues. «
Diego Messer sah die Zahnarzthelferin ins Wartezimmer treten. » Ich hab so das Gefühl, dass ich jetzt Schluss machen muss. Halte mich auf dem Laufenden. Und keine Panik bitte, wir werden das schon regeln. «
» Okay, mach’s gut. «
Als die Zahnarzthelferin seinen Namen aufrief, zogen sich Diego Messers Augen zu Schlitzen zusammen. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte er den Geschmack der Angst auf der Zunge.
Bruno Johannsen öffnete die Augen. War es das Handy, das ihn geweckt hatte? Oder etwas anderes? Das Haus war ruhig wie immer. Er streckte den Arm aus und griff nach dem Handy, das in Reichweite des Sessels lag. Tatsächlich, ein paar Anrufe waren eingegangen, alle von seinem Vater. Er legte es wieder ins Regal. Plötzlich hatte er Durst.
Er stand auf und durchquerte barfuß den langen Flur, der in die Küche führte. Dort öffnete er einen der beiden großen, schwarzen Kühlschränke und holte eine Flasche Taittinger heraus. Mário Ono erschien in der Tür.
» Brauchen Sie mich? «
» Nein, nein, Mário, machen Sie sich keine Umstände. Ich trinke einen Schluck, dann gehe ich vielleicht aus. Ich glaube, ich hab geschlafen. «
» Sie waren sehr müde. Soll ich Ihnen ein Bad bereiten? «
Bruno dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. » Nein, Mário, danke. Vielleicht dusche ich schnell. Dann werde ich vermutlich ausgehen. «
» Wie Sie wünschen. « Mário Ono verschwand geräuschlos im Dunkeln.
Während er am Champagner nippte, dachte Bruno an seinen Traum zurück. Merkwürdig, er hatte von seiner Sekretärin Edith geträumt, einen erotischen Traum. Erotische Träume waren verrückt, regelrecht absurd. Noch nie hatte er mit sexuellen Hintergedanken an Edith gedacht. Sie war ein schönes Mädchen, obwohl sie vielleicht ein bisschen zu füllig war für seinen Geschmack, aber er hatte sich nie zu ihr hingezogen gefühlt. Außerdem war sie seine Sekretärin. Und doch war der Traum noch präsent, hier im Dämmerlicht vor dem perlenden Champagner. Er hatte Edith erbarmungslos gefickt und spürte noch immer ihren Körper an seiner Haut. Schnell trank er ein zweites Glas, dann ein drittes. Schließlich kehrte er in den düsteren Salon zurück, nahm sein MacBook und streckte sich auf dem Sofa aus. In diesem Moment drang aus dem Armeezimmer die sanfte Melodie seines Handys an sein Ohr. Schnell sprang Bruno auf und rannte hin. Konnte das Edith sein? Sie hatte vor drei Monaten geheiratet. Vielleicht hatte sie sich mit ihrem Ehemann gestritten, stand allein auf der Straße und wusste nicht, wohin. Er würde sie abholen, würde sie mit nach Hause nehmen und ganz langsam vögeln. Dabei würde er sie an den Knöcheln festhalten. Edith hatte ziemlich große Knöchel, und das gefiel ihm. Wenn es etwas gab, das ihm an ihr aufgefallen war, dann waren es diese großen Knöchel unter den Seidenstrümpfen.
Das Display leuchtete, die Nummer war unterdrückt. Er meldete sich.
» Bruno, störe ich? «
Ein vergifteter Pfeil schoss ihm ins Hirn.
» Nein, Papa. Hallo. «
» Alles in Ordnung? «
» Sicher. «
» Ich habe schon ein paar Tage nichts mehr von dir gehört. Und wie ich weiß, warst du Anfang der Woche auch nicht im Büro. «
» Ich war anderweitig beschäftigt. Gibt es irgendetwas Dringendes? Ich wollte gerade ins Bett gehen. «
» Nein, nein. Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist. «
» Klar, das sagte ich ja bereits. Alles in Ordnung. «
Paulo Johannsen, der in seinem riesigen Wohnzimmer in Morumbi saß, schwieg einen Moment. Dann fragte er: » Hast du die Sache mit Yaraibi gelesen? «
Bruno spürte, wie sich seine Halswirbel verkrampften. Ein scharfer Schmerz wanderte vom Nacken die Wirbelsäule hinab und schnellte dann wie eine Feder an seiner Brust wieder hoch.
» Ja, ja, hab ich gelesen. Der
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