Durst: Thriller (German Edition)
einen Schweinezüchter. « Polaco grinste sarkastisch. » Wie dir vielleicht bekannt ist, ermittle ich wegen eines Blutbads, dem auf einer Fazenda hier in der Nähe etliche Bauern zum Opfer gefallen sind. «
Er musterte Castro. » Ich werde dich als Externen in meine Mannschaft aufnehmen, damit du vorerst keine Schwierigkeiten mit deinen Vorgesetzten bekommst. «
» Geht das denn? «
» Nein, aber ich mache es trotzdem. «
» Danke. «
Emmanuel Polaco musterte Alessio Castro immer noch. » Ich habe den Eindruck, dass wir dieses Mal mehr in der Hand haben als sonst. Komm, ich stell dich den Kollegen vor. «
Sie eilten aus dem Zimmer.
Mário Ono versuchte vergeblich, seine Überraschung zu verbergen, als er die ehrfurchtgebietende Gestalt Paulo Henrique Johannsens vor sich aufragen sah.
» Guten Tag, Mário. «
» Doktor, was für eine Überraschung. «
» Ist mein Sohn zu Hause, Mário? «
» Nein, Doktor, der ist heute Nachmittag abgereist. «
Paulos Augen weiteten sich unmerklich. » Wohin denn, wissen Sie das? «
» Möchten Sie nicht hereinkommen, Doktor? Wollen Sie sich nicht setzen? «
» Nein danke, Mário. Wissen Sie, wo er hinwollte? «
» Nein, Doktor. Er hat aber gesagt, dass er vielleicht übers Wochenende fortbleibt. «
» Aha, verstehe. «
Paulo Johannsen ließ den Blick durch den wie immer tadellosen Salon seines Sohns schweifen, dann verabschiedete er sich und kehrte zu seinem Wagen zurück. Schwer ließ er sich in den Sitz fallen und bat seinen Chauffeur, ihn nach Hause zurückzufahren. Ein fast schmerzhaftes Unbehagen befiel ihn. Wie konnte man zu einem Menschen, der einem mal näher war als irgendjemand sonst, eine derartige Distanz verspüren? Wenn wenigstens Elisabetta zu Hause wäre. Zu Hause war aber niemand. Selbst die Angestellten hatten Ausgang.
Samstags versammelte Diego Messer seine Familie gerne in einer Churrascaria um sich. Sie hieß Herz am Spieß und lag in der Nähe ihrer Fazenda in Campo Largo. An einem kalten Wintertag wie diesem konnte ihn nichts glücklicher machen als im Kreise seiner Lieben zu speisen. Außerdem hatte ihm der Zahnarzt endlich das Implantat oben rechts verpasst, und jetzt konnte er sein Essen wieder genießen, ohne sich wie ein Kamel zu fühlen.
Die Tischgesellschaft war groß und lustig. Zu seiner Rechten saßen seine Frau Rita und die Schwiegereltern, während seine drei Kinder im Alter von sieben bis siebzehn eine fröhliche Riege zu seiner Linken bildeten. Am anderen Kopfende, genau ihm gegenüber, saß seine alte Mutter und sagte keinen Ton. Sie hatte dieselbe traurige Miene wie ihr Sohn und auch dieselbe knallrote Gesichtsfarbe. Nachdem Diego als Vorspeise frittierte Polenta und etliche Würste verspeist hatte, entschuldigte er sich– der Moment für die erste Zigarette war gekommen. Er zog seine Wolljacke an und trat in die eisige Luft hinaus, um in Ruhe rauchen zu können.
Nach ein paar tiefen Zügen entdeckte er plötzlich etwas und kniff die Augen zusammen. Die Hand mit der Zigarette begann zu zittern. Er trat die Kippe mit dem Cowboystiefel aus und kehrte schnell ins Restaurant zurück.
Das war nicht möglich.
Seine Frau Rita merkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte, schließlich kannten sie sich seit fast vierzig Jahren. » Diego, ist alles in Ordnung? «
» Ja, ja, es ist nichts. Draußen ist es nur wahnsinnig kalt. «
» Nun iss schon, und lass diese verdammte Raucherei endlich sein. «
» Ja, ja. « Diego dachte nach.
Nein, das war nicht möglich. Ausgeschlossen!
» Entschuldige mich bitte einen Moment, Rita. Ich muss mal aufs Klo. «
Seiner Ehefrau war nicht entgangen, dass Diego das Handy mitgenommen hatte. Nicht schon wieder, dachte sie. Diese verdammte Nutte. Sie schüttelte den Kopf und stopfte sich ein blutiges Stück Filet in den Mund.
Diego Messer betrat die Toiletten und wählte Davide Strazzons Nummer. Es klingelte und klingelte. Jetzt geh schon ran, du Idiot!
Endlich meldete sich Strazzon.
» Diego, wie geht es dir? «
» Davide, hör zu. «
» Was ist denn los? «
» Ich bin im Herz am Spieß, und draußen ist der Kommandant, wenn ich mich nicht irre. «
Schweigen.
Strazzons Stimme klang plötzlich ernst. » Was sagst du da, Diego? «
» Ich glaube, ich habe Bruno Johannsen draußen gesehen. «
» Diego, immer mit der Ruhe. Du musst dich irren. Das ist nicht möglich. «
» Ich sage dir aber, dass ich ihn gesehen habe. Er saß in einem silbernen BMW . «
» Und ich sage dir, dass du dich
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