Durst: Thriller (German Edition)
Waffe, obwohl er sie schon lange in Gebrauch hatte. Unten in den Rucksack, unter die weißen Hemden und die Unterhosen, legte er drei Schachteln mit Patronen. Dann nahm er das Futteral mit der Remington 700P– seinem Präzisionsgewehr– und steckte es in einen länglichen blauen Beutel.
Schließlich rief er nach Mário Ono.
» Mário, sagen Sie bitte in der Garage Bescheid, dass ich den Wagen nehme. Sie sollen volltanken. Ist er gewaschen? «
» Er ist blitzblank. Ich rufe sofort in der Garage an. «
» Danke. «
» Werden Sie über Nacht fortbleiben? «
» Vielleicht, das weiß ich noch nicht. Warten Sie aber nicht auf mich. Wenn Sie und Ihre Frau die Gelegenheit nutzen wollen, um Ihren Vater zu besuchen, Mário, dann tun Sie es ruhig. «
» Danke, Bruno, das ist sehr freundlich. «
» Ist schon okay, Mário. Rufen Sie jetzt bitte in der Garage an. «
Mário Ono eilte in den Salon.
Bruno schloss den Reißverschluss an seinem Rucksack, zog sich fertig an und ging in Richtung Wohnzimmer. In dem großen Spiegel im Flur betrachtete er sich. Vielleicht hätte er sich vor der Abreise die Haare schneiden lassen sollen. Er betrat das Armeezimmer, ging zu einem der Regale und ließ den Finger über das siebte Regalbrett von unten gleiten. Da war es, Che Guevaras Partisanenkrieg. Er pustete auf den Schnitt, obwohl sich kein Stäubchen daran befand. Lara Ono kümmerte sich rührend um seine Bibliothek.
Er steckte das Buch in die Außentasche des Rucksacks und fuhr in die Garage hinunter. Sein silberfarbener BMW X3 stand schon bereit. Bruno stellte das Navigationsgerät ein und trat aufs Gaspedal.
São Paulo war in sandfarbenen Smog gehüllt.
» Und du bist wirklich sicher? « , erkundigte sich Emmanuel Polaco bei Alessio Castro. Der Kollege von der Zivilpolizei Juazeiro war nach der nicht gerade kurzen Fahrt von Bahia nach Curitiba soeben bei ihm eingetroffen.
Castro war seinem Instinkt gefolgt. Nachdem er Lolas Bericht gehört hatte, war ihm klar gewesen, dass er sich besser direkt an die Bundespolizei von Paraná wandte. Da es sich um Ermittlungen zu einem Hauptmann der Militärpolizei handelte, konnte er seinen Kollegen in Juazeiro nicht vertrauen. Nach der Ankunft im Süden und ein paar Telefonaten sah er sich nun einem Offizier gegenüber, der ihn um fünfunddreißig Zentimeter überragte, den muskulösen Körper durch einen engen schwarzen Pullover betonte und eine kleine Professorenbrille trug. Emmanuel Polaco.
» Ich habe ausführliches Material zusammengetragen, aber ich denke, dass die Gerichtsbarkeit in diesem Fall hier unten bei Ihnen liegen sollte « , antwortete Castro.
Polaco schaute ihn an. » Zeig mir das Zeug, und dann gehst du in Ruhe einen Kaffee trinken. «
Castro gab ihm die Mappe, die er in der Hand hielt, und verließ den Raum. Im Bürogebäude war es kalt. Nach etwa zwanzig Minuten hallte Polacos Stimme durch den Flur. » Castro, komm. «
Schnell trat der Polizist wieder ein.
» Du hast diese Ermittlungen in nur drei Tagen alleine durchgeführt? «
» Ja. «
» Was mir ein bisschen Sorgen bereitet, ist, was deine Vorgesetzten sagen werden. «
» Wieso? Stimmt irgendetwas nicht an dem Bericht? «
» Nein, Castro, der Bericht ist ausgezeichnet. Er ist eher schon zu gut. « Polacos blauviolette Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. » Dieser Jefferson hat also verschiedene Tötungskommandos befehligt? «
» Ja. Wie Sie sehen, ist er mindestens dreimal verurteilt worden. Schwere Körperverletzung, Drogenhandel, vier Mordversuche und Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung. «
» Und trotzdem war er noch Hauptmann bei der Militärpolizei? «
» Sicher, und zwar hier in Curitiba. Die Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Mordes waren sogar bereits anhängig, als er vom Leutnant zum Hauptmann befördert wurde. «
Polaco fuhr sich mit der Hand über den nahezu kahlen Schädel.
» Sein Name erscheint auch im Zusammenhang mit Ermittlungen zu Sicherheitsdiensten, die in Wahrheit nur Deckfirmen für diese Tötungskommandos sind « , fuhr Castro fort. » Hier hätten wir, unter vielen anderen, die NP Security eines gewissen Davide Strazzon & Söhne. Dieser Strazzon wurde unlängst von der Anklage des unerlaubten Waffenbesitzes freigesprochen, wird aber zurzeit wegen schwerer Körperverletzung belangt. Der Anklage zufolge war er Teil eines Kommandos, das vor ein paar Monaten ein Lager von Bauern unter Beschuss genommen hat. «
» Nicht schlecht für
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