Durst: Thriller (German Edition)
aufgenommen hat, ist eine Mitarbeiterin der NGO . «
» Verstehe. Wie heißt sie? «
» Sarah Clarice Young. «
» Sarah Clarice… Was für ein Name. «
» Ja. Ihr Vater ist Engländer. «
» Verstehe. «
Matheus wickelte sich das Telefonkabel um den Zeigefinger. » Morgen Abend bin ich wieder in Ilhéus. Ich ruf dich an, sobald ich zurück bin. «
» Okay, mein Schatz. Schön, dass du dich gemeldet hast. Vielleicht wäre es allerdings keine schlechte Idee, bei solchen Aktionen einfach mal das Handy zu benutzen, das ich dir geschenkt habe. «
» Du hast recht. Aber du weißt doch, dass ich diese Dinger hasse. «
Das wusste Cássia nur zu gut.
Sie verabschiedeten sich.
Matheus öffnete die Minibar. Das Getränk mit dem höchsten Alkoholgehalt war ein Fläschchen Johnny Walker zum Preis eines ganzen Fasses. Er schenkte sich ein Glas ein, gab ein paar Eiswürfel dazu, schob die Fenstertür auf und setzte sich auf einen der Leinenstühle auf dem Balkon.
Der São Francisco wurde von der Mondsichel beschienen und glitzerte in der Ferne in silbrigem Glanz.
Stahlgraue Wolken hingen im Himmel, als Punkt sieben ein großer dürrer Mann namens Romeo die Beifahrertür eines weißen Land Rovers öffnete und Sarah Clarice einsteigen ließ. Matheus Braga nahm auf dem Rücksitz Platz.
Sie fuhren über die lange Eisenbrücke von Petrolina nach Juazeiro hinüber und nahmen dann die Provinzstraße 368. Nach ein paar Kilometern bogen sie ab auf die BA -210, eine schlecht asphaltierte Trasse, die nach Sobradinho führte.
Sarah Clarice hatte dem Mann erklärt, in welche Dörfer sie genau wollten. Romeo schien bestens verstanden zu haben und erklärte, dass er eine alte, wenig befahrene Landstraße nehme und die Gegend von Norden her ansteuere. Ihre Orientierung ließ zu wünschen übrig, aber Sarah Clarice vertraute diesem Mann, den Nelson ihr empfohlen hatte. Er war einer von Sandras Angestellten und kannte die Gegend wie seine Westentasche.
Matheus, der schweigend auf der Rückbank hockte, betrachtete die Landschaft. Sie war ihm vertraut, und im Gegensatz zur Stadt hatte sich hier nicht viel verändert. Sie fuhren nicht allzu schnell und begegneten außer vereinzelten Militärfahrzeugen praktisch niemandem.
» Ist hier eine Kaserne in der Nähe? « , fragte Sarah Clarice.
Romeo wandte den Blick nicht von der Straße ab. » Nein, keine Kaserne. Das sind die Arbeiter, die den Fluss umleiten. «
» Ah, die berühmte Umleitung. «
» Genau « , bestätigte Romeo. » Die Baustellen sind allerdings fest in der Hand des Militärs. Im Krieg haben sie versagt, aber so sind diese Parasiten wenigstens einmal zu etwas nütze… «
Sarah Clarice kommentierte das nicht. Sie nickte und betrachtete die verbrannte Erde, die sich vor ihren Augen erstreckte. An einer Stelle, wo sich die Trasse verbreiterte und eine unbefestigte Straße abging, stand ein Konvoi von Militärfahrzeugen.
» Das ist eine der Zufahrten zur Baustelle « , sagte Romeo.
» Aber da steht doch ein Bauschild von Miller-Johannsen « , bemerkte Sarah Clarice.
» Klar. Die Soldaten sind nur die Handlanger, die freundlicherweise von der Regierung zur Verfügung gestellt werden. Die Leitung untersteht den privaten Bauriesen. «
» Verstehe « , seufzte Sarah Clarice und betrachtete immer noch die Lastwagen, die sie mittlerweile hinter sich gelassen hatten.
» Wer ist Miller-Johannsen? « Matheus war aus seiner Starre erwacht.
Sarah Clarice runzelte die Stirn. » Das ist einer der größten Baukonzerne Brasiliens. So wie Odebrecht, Camargo Corrêa und so « , klärte sie ihn auf. Bei sich dachte sie: Wo lebt der denn?
Wie angekündigt, nahm Romeo etwa fünfzehn Kilometer vor Sobradinho einen Abzweig, an welchem ein fast vollständig ausgebleichtes Schild den Weg nach São Pedro und Barra Quebadra wies. Die Straße war ein Mittelding aus Feldweg und Asphaltpiste und hatte schon bessere Zeiten erlebt. Der Land Rover wurde auf dem Weg durch die dichte Caatinga mit ihrem verbrannten Grün ziemlich durchgerüttelt.
» Diese Straße fährt kaum noch jemand « , erklärte Romeo.
Es war kurz nach acht, und der Himmel schien nicht aufklaren zu wollen.
» Wir dürfen uns nicht allzu lange hier aufhalten « , warnte Romeo. » Bald wird der Zorn des Herrn über uns hereinbrechen. Hier regnet es nicht oft, aber wenn, dann gnade uns Gott. «
Sarah Clarice nickte.
Matheus strich über seine Ledertasche, die gut zu einem alten Landarzt passen würde und alle
Weitere Kostenlose Bücher