Durst: Thriller (German Edition)
Gerätschaften für die Entnahme der Wasserproben enthielt. » Was mich betrifft, ich brauche nur zehn Minuten. «
» Wie viele Proben möchtest du nehmen? «
» Drei, würde ich sagen. Drei reichen. «
» Okay, gut. «
» Aber an drei verschiedenen Stellen. «
» Gut. «
Die Vegetation wurde spärlicher, und die ersten Häuser tauchten auf. Matheus beobachtete zwei Ziegen, die in einem Müllhaufen nach Nahrung suchten. Mehr als ein paar Kokosnussschalen und Pappdeckel zum Herumknabbern fanden sie allerdings nicht.
Der Wagen hielt an. Sie stiegen aus und schauten sich um. Auf der Straße war keine Menschenseele zu sehen. Nur ein Junge mit nacktem Oberkörper verkaufte an seiner Holzkarre Cashewkerne.
» Ich schlage vor, dass wir zum Fluss fahren « , erklärte Matheus.
» Ja, okay. «
Sie stiegen wieder ein und nahmen einen Sandweg, der zwischen winzigen, mit Draht eingezäunten und mit Caju bepflanzten Grundstücken hindurchführte. Zehn Minuten später erreichten sie den Fluss.
Der Wasserstand war niedrig, und die Boote lagen praktisch auf dem Trockenen, genau wie am Staudamm. Um sie herum nichts als Schlamm.
Matheus zog ein Paar alte Gummistiefel an. Er öffnete das Köfferchen und holte die Sonde für die Entnahme der Wasserprobe heraus, eine Art Stahlzylinder, der wie eine Espressokanne aussah.
Schlingernd watete er in den Matsch. Plötzlich hielt er an–irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er schaute sich um und ging dann weiter. Als ihm das Wasser fast bis an die Knie reichte, tauchte er die Sonde ein. Sarah Clarice sah, dass er mit einem steifen Kabel herumhantierte, daran riss und die Sonde schließlich langsam wieder herauszog. Er hob den Arm und winkte Sarah Clarice zu.
Die lächelte und schrie: » Beeil dich, komm zurück. «
Als Romeo den Land Rover zum nächsten Dorf steuerte, öffnete Matheus die Sonde und holte die sterile Ein-Liter-Flasche mit dem Wasser des São Francisco heraus. Er nahm ein Blatt mit Klebeetiketten, schrieb › Barra Quebrada ‹ auf eines von ihnen und klebte es auf die Flasche.
Nach fast einer Stunde erreichten sie São Pedro. Eigentlich waren es nur ein paar Kilometer, aber die Straße bestand aus einer Sandpiste mit unzähligen Schlaglöchern. Romeo schaute besorgt in den Himmel. Er wusste, dass sich die Strecke bei Regen in einen schlammigen Fluss verwandeln würde.
Kurz vor dem Ortseingang bogen sie in einen Maultierpfad ein. Er führte direkt zum Fluss hinab, der hier merkwürdigerweise einen höheren Wasserstand zu haben schien und sich zu einer Bucht verbreiterte. Die Ufervegetation war dichter, und das Wasser hatte die Farbe von feuchter Erde. Nachdem Matheus eine neue sterile Flasche in die Sonde eingeführt hatte, wiederholte er die Prozedur, wobei er sich dieses Mal nicht allzu weit vom Ufer entfernen musste. Sarah Clarice hatte sich auf einen umgestürzten Baumstamm gehockt und verfolgte seine Bewegungen.
Romeo spürte Wind aufkommen und drängte: » Sag deinem Freund, er soll sich beeilen. «
Sie nickte, aber Matheus kam bereits zurück.
Schnell erreichten sie wieder die Stelle, wo sie vor São Pedro abgebogen waren. Sarah Clarice wollte noch kurz in den Ort hineinfahren. Romeo willigte ein, bat sie aber zum soundsovielten Mal, nicht allzu lange zu verweilen. Nelson hatte ihn vorgewarnt: Das Mädchen ist ein bisschen stur, du musst ihr Grenzen setzen.
» Wie es scheint, sind alle in der Kirche. « Romeo fuhr im Schritttempo über die staubige Hauptstraße. Nach ein paar hundert Metern erblickten sie das Kirchlein von São Pedro, das tatsächlich voller Menschen war.
» Na ja, es ist eben Sonntag « , stellte Matheus fest.
Sarah Clarice sagte nichts.
» Für mich sieht das eher nach einer Beerdigung aus. « Romeo hielt den Land Rover an und warf Sarah Clarice einen unergründlichen Blick zu. » Ich gebe dir zehn Minuten, keine Sekunde länger. «
Sie stieg aus und marschierte schnurstracks auf die Kirche zu. Die Menschen drängten sich bereits am Eingang, und ein schneller Blick nach drinnen bestätigte, dass kein einziger Sitzplatz mehr frei war. Vor dem Altar stand ein primitiver Holzsarg, vielleicht einen Meter lang. Der Priester, ein etwa fünfundzwanzigjähriger Mann in Jeans und mit einer Stola über dem weißen T-Shirt, hielt eine schlichte Trauerpredigt.
Sarah Clarice drängte sich ins Kirchenschiff und schob sich an der Wand entlang.
» Wer ist das? Der kleine Lucas? « , flüsterte sie einer Frau ins Ohr, die sie
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