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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Rucksack von zu Hause abhauten. Chris Young war ein kleiner, dicklicher Typ mit fast durchsichtigem blondem Haar und blauen Augen, die Angela nicht mehr losließen. Noch nie hatte sie ein solches Lächeln gesehen. Er kam aus einer anderen Welt, und von Musik verstand er mehr als alle ihre Bekannten zusammen.
    Chris bemühte sich nicht um sie. Es war Angela, die sich ihm wie eine Muschel zu Füßen legte.
    Zu Eliomar ging sie nicht mehr. Später erzählte man ihr, dass der Maler die Jacarandaholzläden seines Ateliers geschlossen und ihn monatelang niemand mehr zu sehen bekommen habe. Sie wusste, dass er nicht mehr malte und sich den Bart abrasiert hatte.
    1976 wurde Sarah Clarice geboren. Angela war einundzwanzig, Chris dreiundzwanzig. Er lernte die Musiker aus Bahia kennen– Tom Zé, Novos Baianos, Waly Salomão– und begann, als Musikproduzent zu arbeiten. Angela hingegen wurde eines Tages wach und wusste, dass sie Psychologie studieren wollte.
    Die Jahre vergingen. Chris und Angela trennten sich, und er kehrte nach England zurück. Eines Tages erhielt Angela eine Einladung zur Vernissage einer gewaltigen Ausstellung von Eliomar in der alten Festung. Seit damals hatten sie sich nicht mehr gesehen. Angela hatte gelegentlich versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber er hatte sich immer geweigert, sie wiederzusehen. Sie freute sich über die Einladung. Sarah Clarice wusste von der Geschichte und beschloss, ihre Mutter zu begleiten.
    Die Ausstellung war überwältigend. Das gesamte Leben des Künstlers spiegelte sich in seinen Werken wieder. Angela erwischte sich selbst dabei, dass sie nach den alten Bildern suchte, nach denjenigen welchen, aber sie fehlten. Es überraschte sie, dass sie verletzt war. Und dann sah sie ihn plötzlich. Eliomar hatte sich kaum verändert, fiel ihr auf, obwohl er die sechzig bereits überschritten hatte. Seine Bewegungen waren immer noch anmutig und sein Lächeln beinahe schüchtern– eine sanfte Person.
    Er kam auf sie zu, drückte Angela fest an sich und dankte ihr, dass sie gekommen war. Angela bedankte sich ihrerseits für die Einladung. Die Zeit heilt alle Wunden, dachte sie, und dennoch fühlte sie sich unbehaglich. Dieser Mann hatte etwas sehr Tiefes in ihr gesehen, und höchstwahrscheinlich hatte er ihretwegen entsetzlich gelitten.
    » Das ist meine Tochter Sarah Clarice. «
    Die lächelte und blieb mit verschränkten Armen stehen.
    Eliomar betrachtete sie aufmerksam. » Sarah Clarice. Muss man wirklich immer beide Namen sagen? «
    » Immer « , antwortete sie mit einem feinen Lächeln.
    Ein paar Minuten lang redeten sie über alles und nichts. Als die beiden Frauen beschlossen, das Fest zu verlassen, versuchte Sarah Clarice mit aller Kraft, den Impuls zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht– und so drehte sie sich um und suchte Eliomars Blick.
    Er stand da und beobachtete sie.
    Der Sommer 2004 neigte sich dem Ende zu. Eliomar hatte sein altes Atelier in Pelourinho mittlerweile verkauft. Die Gegend war durch den Tourismus aufgewertet worden, und so hatte er sich von dem Geld ein geräumiges Haus mit angebautem Atelier an einem Strand auf Itaparica kaufen können, der Insel auf der anderen Seite der Bucht von Salvador.
    Sarah Clarice verbrachte das Wochenende im Haus von Freunden am Strand von Mucambo. Eines Abends sah sie Eliomar am Tischchen einer Strandbar sitzen. Er war allein, trank etwas aus einem hohen Glas, trug ein grünes Unterhemd und eine weite schwarze Leinenhose.
    Sie starrte ihn an, bis ein Freund sie darauf ansprach.
    » Ich kenne den Mann « , sagte sie. » Das ist ein Freund von meiner Mutter, ein Maler. Eliomar. «
    » Das ist Eliomar? « , fragte ihre Freundin Joyce.
    » Wer soll das denn sein? « , erkundigte sich der Freund.
    Joyce durchbohrte ihn mit Blicken. » Das soll der bedeutendste Maler Brasiliens sein. Ein Genie, wenn man den Leuten glauben darf. Vermutlich habt ihr euch sogar in der Schule mit ihm beschäftigt, und du hast es bloß wieder vergessen. «
    Sarah Clarice schwieg, aber in ihren Wangen erschienen die Falten ihres harten Lächelns. Ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt.
    » Ich werde hingehen und ihn begrüßen. «
    Als er sie an seinem Tischchen auftauchen sah, erinnerte sich Eliomar sofort an diese breiten Schultern und den kurzsichtigen Blick. Er bekam Angst, da er spürte, dass mit dieser Begegnung irgendetwas wieder von vorne begann. Etwas, das aus weiter Ferne kam.
    Sie redeten den ganzen Abend. Als Joyce und ihr Freund

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