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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Fischerhäuser hinter dem Busfenster gerichtet, erinnerte sie sich daran, wie sehr die Vorstellung, von ihm berührt zu werden, sie erregt hatte. Anfangs hatte Sarah Clarice ihn dazu verleiten wollen, aber er hatte sich geweigert, sie nackt zu sehen. Wenn sie bei ihm war, schlief sie in einem anderen Zimmer.
    › Wenn du nicht für mich Modell sitzt, möchte ich dich nicht so sehen ‹ , hatte er gesagt.
    Die Geschichte dauerte mittlerweile schon fast zwei Jahre lang, und noch immer war nicht geschehen, was sie ersehnte. Als Sarah Clarice ihre Besuche schließlich einschränkte, rief er sie häufiger an. Sie antwortete ihm aber einfach nicht mehr. Außerdem wusste ihre Mutter nichts von der Sache, und Sarah Clarice hasste es, sie ständig belügen zu müssen.
    Eines Tages dämmerte ihr, dass es vielleicht nur eine einzige Möglichkeit gab, den unsichtbaren Faden zwischen Eliomar und ihr zu durchtrennen, nämlich indem sie ihm Modell saß. Dann überlegte Sarah Clarice es sich jedoch wieder anders, und das machte ihn so wütend, dass er sich eine Weile nicht mehr meldete. Eliomars Schweigen belastete sie sehr. Was absolut verrückt, ja vollkommen absurd war. Um auf andere Gedanken zu kommen, stürzte Sarah Clarice sich in die Arbeit und verfolgte mehrere Projekte gleichzeitig. Dann kam die Sache mit Juazeiro.
    Als sie an jenem Abend Eliomars Nachricht bekommen hatte, herrschte bereits seit Monaten Funkstille zwischen ihnen.
    › Tauch wieder auf. ‹
    Und endlich hatte sie sich entschieden: Sie würde ihm Modell sitzen, ein einziges Mal nur, und dann nie wieder zu ihm zurückkehren.
    Im Laufe des Tages hatte sich das Wetter verschlechtert. Als Sarah Clarice am Strand von Mucamba ankam, hatte sich ein starker Wind erhoben und klatschte ihr den Regen frontal ins Gesicht. Eliomar hatte wunderbar gekocht, extra für sie, wie immer.
    Am nächsten Tag, dem Samstag, war der Himmel bedeckt.
    Sie tranken ihren Kaffee auf der Veranda mit den langen weißen Holzbohlen. Sarah Clarice merkte, dass Eliomar angespannt war. Und dass ihre eigene Erregung sich in Luft aufgelöst hatte.
    Sie sprachen über Gott und die Welt.
    Schließlich sagte sie: » Wollen wir? «
    Er fragte, ob sie sicher sei, dass sie es wirklich wolle.
    » Natürlich. Gehen wir. «
    Sarah Clarice hatte einen weißen Baumwollrock und ein wassergrünes Trägerhemd an. Am linken Knöchel trug sie wie immer das Goldkettchen, an dem eine kleine perlmutterfarbene Molluske baumelte. Sie verschwand hinter dem Paravent und trat nackt wieder hervor.
    Eliomar starrte sie mit offenem Mund an. Sarah Clarice sah seine Hände zittern. Langsam trat sie auf das Bett zu, das vor der Leinwand stand. Ihre Brust fühlte sich schwer an, und ihr Magen schnürte sich zusammen. Dann passierte etwas, das sie erschütterte. Eliomar brach in Tränen aus. Er saß auf seinem Schemel hinter der Leinwand und schluchzte. Sie ging hin und streichelte ihm den Kopf.
    Er küsste sie. Sarah Clarice lag nackt in seinen Armen und spürte, dass ihr Körper von kleinen Schaudern geschüttelt wurde. Irgendetwas drückte gegen ihren Bauch: Eliomar war gar nicht impotent. Er wollte sie zum Bett tragen, aber sie schob ihn sanft von sich fort. Sie war kalt. In ihrem Innern war kein Fünkchen Begehren mehr. Sie fühlte sich nicht einmal traurig oder hintergangen. Aus dem Augenwinkel sah Sarah Clarice das Meer hinter dem großen Fenster. Es war metallisch grau.
    Eliomar war verschwunden. Sarah Clarice fühlte sich leicht und dunkel wie ein Schatten.

5
    Sonntagabend um kurz nach zehn nahmen Cássia Toledo und Matheus Braga am Flughafen von Congonhas ein Taxi zu ihr nach Hause. Cássias Wohnung lag im neunten Stock eines eleganten Gebäudes an der Ecke Bela Cintra, Alameda Santos. Obwohl nicht viel Verkehr herrschte, dauerte die Fahrt über eine halbe Stunde. Sie hatten Hunger, und Cássia zauberte ihnen schnell einen Teller Spaghetti mit Tomatensoße und Basilikum. Dann schauten sie sich eine DVD an. Der Flachbildfernseher stand vor dem Bett, und so schliefen sie irgendwann vor Müdigkeit einfach ein.
    Montagmorgen verließ Cássia um kurz nach acht das Haus. Matheus hingegen ließ es ruhig angehen. Er hatte mit dem Rektor der Universität São Paulo eine Verabredung zum Mittagessen. Nachdem er einen Kaffee getrunken hatte, ging er hinunter auf die Avenida Paulista. Es war einer dieser überwältigenden Herbsttage von São Paulo: Der Himmel war klar, und es wehte eine frische Brise. Matheus folgte dem

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