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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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abzuholen? Das ist recht so. « Er stand auf und schüttelte Matheus die Hand.
    » Herr Professor, störe ich? «
    » Aber nicht doch. « Barcellos schaute die Frau an. » Wir waren sowieso gerade fertig. «
    Matheus fragte sich unwillkürlich, ob sein alter Lehrer ihn erwartet hatte.
    Der stellte ihm nun seine Kollegin vor. Dann klopfte er Matheus auf die Schulter und erklärte der Frau: » Vor dir steht der künftige Inhaber des Lehrstuhls für Organische Chemie in São Paulo. Ich war sein Lehrer. «
    Die Frau kniff die Augen zusammen. » Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Sehr erfreut. «
    In den nächsten Minuten ergingen sich alle drei in Höflichkeiten.
    Als sie schließlich alleine waren, verschränkte Barcellos die Arme und kam direkt zur Sache. » Also, Matheus. Was hat dich hierher verschlagen? «
    » Ehrlich gesagt handelt es sich um eine etwas merkwürdige Angelegenheit. Cássia und ich sind zufällig dieses Wochenende hier in Salvador, und da wollte ich mich natürlich bei Ihnen melden. Außerdem würde ich Sie gerne etwas fragen. «
    Der Fürst fixierte ihn mit seinen Stummfilmaugen.
    Matheus erzählte ihm dieselbe Geschichte, die er bereits Ivan erzählt hatte: die Kollegin, die Leute am Fluss, die Krankheiten. Und plötzlich war er sich absolut sicher, dass sein ehemaliger Studienkollege Barcellos nichts von dem Telefonat erzählt hatte. Vielleicht maß er der Sache keine Bedeutung bei, vielleicht hatte er auch einfach nur keine Zeit gehabt. Auf dem Gesicht seines ehemaligen Professors spiegelte sich deutlich die Überraschung.
    » Was für Krankheiten? « Seine Stimme war hart. Er versuchte, eine gewisse Aufregung zu verbergen, was ihm jedoch nicht gelang.
    » Das Übliche. Cholera, virale Hepatitis, Gastroenteritis. Dann vermutlich Tumore: Rachen, Magen und so weiter, aber auch an den unteren Gliedmaßen, mit den entsprechenden Verstümmelungen. Vergangene Woche ist ein sechsjähriges Mädchen daran gestorben. «
    » Woran ist sie gestorben? «
    » Das weiß ich nicht genau. «
    » Wie heißt deine Kollegin? «
    Mit dieser Frage hatte Matheus nicht gerechnet.
    » Ich sehe nicht, inwiefern das von Bedeutung sein sollte, Professor. Es handelt sich um eine Freundin, die mich um meine Meinung gebeten hat, und da ich Sie kenne, habe ich mich an Sie gewandt. Ich hatte aber selbst Kontakt zu den Ärzten dort. «
    Barcellos rieb sich das Kinn. » Sicher, sicher. Was soll ich sagen, Matheus? Die von der Staatsregierung in Auftrag gegebenen Reinigungsmaßnahmen genügten sämtlichen Standards. Man hat eine sehr effiziente japanische Kläranlage zum Einsatz gebracht. Ein Jahr ist das jetzt her, und du weißt besser als ich, dass manche Bakterien eine sehr lange Inkubationszeit haben. Außerdem ist die Lage in diesen Gebieten kompliziert. Mit Wasser ist es nicht wie mit einer Schultafel: Was man heute auswischt, wird morgen schon wieder draufgeschrieben. Das Wichtigste ist doch, dass das Wasser jetzt sauber ist. Tote kann man in einer solchen Gesamtkonstellation leider nicht verhindern. Aber auch das weißt du ja selbst. «
    Die Sekretärin kam ins Büro, ein Tablett mit zwei Tassen Kaffee und die Post für den Professor in der Hand.
    » Möchtest du einen Kaffee? «
    » Danke, gern. «
    Sie tranken schweigend.
    Das Büro war das eines Wissenschaftlers und Weltmanns gleichermaßen. Zwei Wände waren vollständig mit Bücherregalen bedeckt. An der dritten hing eine schöne Reproduktion des Flötenspielers von Cândido Portinari, ein Bild, das Matheus sehr schätzte. An der vierten Wand befand sich das Fenster, das auf den Campus-Park hinausging.
    Barcellos blätterte zerstreut in seiner Post und schob sie dann beiseite. Irgendetwas zog Matheus’ Aufmerksamkeit auf sich, und sein Gehirn generierte ein Bild, das nicht in sein Bewusstsein gelangte.
    Dafür befiel ihn jetzt ein beunruhigender Gedanke: Er sollte eigentlich gar nicht hier sein. Nicht einmal mit Sarah Clarice hatte er darüber gesprochen, dass er seinen alten Lehrer aufsuchen wollte. Die Organisation bereitete eine Aktion vor, und er lief herum und posaunte die Ergebnisse aus, bevor er sie überhaupt an seine Auftraggeber übermittelt hatte? War er denn vollkommen verrückt geworden?
    Andererseits hatte er noch gar nichts hinausposaunt, sondern stellte lediglich Fragen. Sollte er einfach stillschweigend den Rückzug antreten?
    » Es waren also ganz gewöhnliche Reinigungsmaßnahmen, sagen Sie? «
    Der Fürst musterte ihn neugierig. » Im Großen

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