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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Über einhundertfünfzig Tote hatte es damals gegeben.
    Der Anwalt verharrte einen Moment in Schweigen. » Was würden Sie denn vorschlagen? « , erkundigte er sich dann vorsichtig.
    » Wie Sie wissen, bin ich kein Experte für öffentliche Sicherheit, sondern Unternehmer… Trotzdem denke ich, dass man sich auf beiden Seiten etwas flexibler zeigen sollte. «
    » Sehr richtig, Doktor. Allerdings ist das nicht so einfach. «
    » Unmöglich aber auch nicht « , entgegnete Johannsen barsch.
    Der Anwalt versuchte, seiner Stimme einen neutralen Tonfall zu verleihen. » Ich nehme an, Ihre Besorgnis hat einen ganz klaren Grund… «
    » Richtig. Sogar einen sehr einfachen. Für mich ist es wichtig, dass der Luftraum wieder zur Normalität zurückkehrt. In ein paar Tagen erwarte ich einen wichtigen Gast, und mein Hubschrauber muss ungestört fliegen können. Zurzeit wirkt der Himmel von São Paulo eher wie ein Kriegsgebiet. Die Polizei kontrolliert sämtliche Flugschneisen, und das ist gefährlich. Diese ständigen Kontrollen sind außerdem ein wenig unangenehm– wenn ich ehrlich sein soll, sind sie sogar hochgradig ärgerlich. Wir müssen zurück zur Normalität… Ich hatte Ihnen ja gesagt, Herr Anwalt, dass es sich bei meinem Anliegen nur um eine dumme Geschichte handelt… «
    » Verstehe, Doktor. Was schlagen Sie also vor? «
    » Sehen Sie, ich schätze die Arbeit unseres ehemaligen Gouverneurs, der sich letztes Jahr erfreulicherweise dazu bereiterklärt hat, im nächsten Oktober als Präsident zu kandidieren. Und wenn ich irgendetwas tun kann, um seinen Wahlkampf zu unterstützen, sagen Sie einfach Bescheid… Legen Sie dem Herrn Exgouverneur aber unbedingt nahe, dass es nun schnellstmöglich ein Ende mit diesem Blödsinn haben muss. Sie haben die Möglichkeit, mit beiden Seiten zu reden, das weiß ich. Allerdings wissen wir beide, dass der Staat ein paar Zugeständnisse machen muss. Was hat man denn vor? Diesen Kriminellen von einem Tag auf den anderen den Krieg zu erklären, nachdem man sie jahrelang hat machen lassen? Es kann doch jetzt nicht darum gehen, den Scharfrichter zu spielen. Jetzt geht es um praktische Dinge. Nun, Sie wissen ja, wovon ich rede! «
    Der Anwalt lächelte. » Darf ich die Gegenseite wissen lassen, dass Ihre Interessen im Spiel sind? «
    » Entscheiden Sie selbst. Wenn Sie es für nötig befinden… «
    » Verstehe. «
    Sie verabschiedeten sich freundschaftlich.
    In einem eleganten Restaurant im Viertel Jardins, wo sie vor einer göttlichen Zwiebelsuppe saßen, erzählte Paulo Johannsen seinem Vater von seinem Treffen mit einem Franzosen– der aber, wenn er es recht bedachte, genauso gut ein Engländer sein könnte, das wisse er nicht genau. In jedem Fall, erzählte Paulo weiter, sei er aber Boss eines großen Konsortiums. Was aber noch wichtiger sei: Der Kerl wolle als Minderheitsaktionär ins Unternehmen einsteigen. Was eine gute Sache wäre, fügte Paulo eilig hinzu, weil sich die Gewichte dadurch nicht allzu empfindlich verschöben.
    » Kurz gesagt: Es handelt sich um einen reinen Investor, der an den verschiedensten Fronten mitmischt. «
    Hier runzelte der alte Josef die Stirn. Solche Sätze hatten in seiner Sprache keinerlei Bedeutung. Wenn bei ihm zu Hause jemand zur Tür hereintrat, bot man ihm auch einen Platz an.
    Seit ein paar Jahren hatte er mit dem Unternehmen aber offiziell nichts mehr zu tun. Er hatte alle Geschäfte seinem Sohn übertragen und vertraute ihm. Trotzdem gefiel es ihm, wenn er gelegentlich über die wesentlichen Dinge informiert wurde, und noch besser gefiel es ihm, wenn das bei einer guten Flasche Wein geschah, in einem Ambiente, das ihrem Status angemessen war. Einen guten Rat konnte er schließlich immer noch erteilen. Oder auch einfach nur zuhören, wie in diesem Moment. Immerhin hatte sich das Unternehmen unter seinem Sohn tüchtig entwickelt. Paulo hatte es an die Börse gebracht und ihm neue Betätigungsfelder erschlossen, etwa das der großen Infrastrukturprojekte. Außerdem hatte er enge Beziehungen zur öffentlichen Verwaltung, was wiederum bedeutete, dass er die Banken auf seiner Seite hatte.
    Der alte Josef glaubte nicht an Politik und hatte sich von diesen Dingen immer ferngehalten. Doch die Zeiten hatten sich geändert. Früher war eine solch strikte Trennung vielleicht noch möglich gewesen. Jetzt galt das nicht mehr.
    Das war überhaupt sein Problem: Seit Beginn der Neunzigerjahre verstand er Brasilien nicht mehr. Alles hatte zu schillern

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