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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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«
    » Wen, die Gesellschaft? «
    » Ja. «
    » Was hältst du von Nova Sudsegur? «
    Messer zögerte und neigte seinen Basketballkopf. » Mhm, nicht ganz leicht auszusprechen… «
    » Umso besser. Falls es Ärger gibt, kann sich diese Bande von Analphabeten auf den Feldern wenigstens nicht den Namen merken. « Er grinste.
    » Wenn du meinst. Mir ist das egal. Wichtig ist nur, dass sie uns gutes Geld einbringt. «
    » Es gibt übrigens einen neuen Kunden. «
    » Wen? «
    » Holländer. BioChemical noch was. Sie wollen auf einer Fazenda in Iporã Insektizide erproben und haben einen Haufen Ärger. Diese elenden Bauern besetzen das Land schon seit zwei Monaten und lassen sich einfach nicht verjagen. «
    » Das Übliche also. Diese beschissenen Landlosen müsste man alle zum Mond schießen. «
    » Wenn wir in einem anderen Land wären… Sei’s drum, ich brauche die Gesellschaft bis nächste Woche. Diese Holländer sind bereit, eine Menge Geld hinzublättern, aber sie wollen, dass alles seine Ordnung hat. «
    » Kein Problem. Lass mir von deinem Schmierenadvokaten die Papiere schicken, dann lege ich sie Montag meinem Schwager zur Unterschrift vor. Anschließend kann Jefferson sofort seine Truppe zusammenstellen. «
    » Perfekt. Großer Gott, was für ein Stress. « Davide Strazzon beugte sich vor und nahm seinen Jack Daniels. » Du hattest übrigens recht, die Cola hat Wunder gewirkt. «
    Diego Messer lächelte, aber Davide merkte es nicht. Vor ihm saß ein Basketball, der aussah, als würde er gleich zu weinen anfangen.
    Genau in diesem Moment betrat in São Paulo Bruno Johannsen das Armeezimmer. Die Hände in den Hosentaschen, schritt er über den türkischen Teppich und setzte sich in den Sessel. Er schaltete die Stehlampe aus und schaute durch die Fensterfront auf die Stadt hinab.
    Einige Minuten verharrte er so, dann erhob er sich. Die Bücherregale lagen im Schatten und wurden nur vom fernen Widerschein der Stadt gestreift. Bruno streckte die Hand aus und griff zu einem großen, grün eingebundenen Buch. Es handelte vom Leben des römischen Feldherrn Lukullus und war vom griechischen Philosophen Plutarch verfasst. Das war sein Lieblingsbuch, das erste Buch, das er bis zur letzten Seite gelesen hatte und seither immer wieder las. Jede Seite war ihm vertraut. Er kannte den Geruch des Buchs und spürte sein Gewicht, auch wenn er es nicht in den Händen hielt.
    Bruno bewunderte alles an Lukullus. Er bewunderte den Politiker und den Soldaten und den Mann, der den unterschiedlichsten Leidenschaften frönte: dem Gemüseanbau, dem Gartenbau, der Kochkunst, der Zucht exotischer Fischarten und natürlich dem Krieg. Jedem seiner Interessen widmete er sich mit absoluter Hingabe. Genau darin bestand für Bruno das Geheimnis, wie man sich seine Gegenwart aneignete. Nur was bis ins Letzte durchdacht und mit manischer Präzision ausgeführt wurde, konnte den Menschen retten.
    Er musste an das Tagebuch eines Strafvollzugsbeamten der sowjetischen Geheimpolizei denken. Die Oppositionellen, die zu Unrecht verurteilt worden waren und in Zellen von zwei mal drei Metern ihre langen Strafen absaßen, widmeten sich der minutiösen Reinigung dieses Raums, indem sie jeden Tag zur selben Zeit dieselben Prozeduren vollzogen. Sie besaßen keine Uhr und wussten nicht, ob Tag oder Nacht war, ob es regnete oder ob die Sonne schien, und doch hielten sie ihren Tagesrhythmus stur ein.
    Bruno glaubte nicht an die Zeit. Die Zeit existierte nicht. Vor genau zehn Jahren hatte er den Glauben an sie verloren, hinter den dicken Glaswänden eines aseptischen Zimmers im syrisch-libanesischen Krankenhaus von São Paulo. Seine Urgroßmutter, die Tochter elsässischer Bauern, die vor hundert Jahren nach Brasilien gekommen waren, die Mutter seines Großvaters Josef, die Frau, der die Familie ihr gesamtes kolossales Vermögen verdankte, hatte dort in ihrem Bett gelegen, inmitten von Maschinen und Schläuchen. Sie war geschrumpft, war nicht mehr größer als ein Kind gewesen. Ihre Hand hatte sein Handgelenk umklammert, eine Hand wie ein bläuliches, durchscheinendes Blatt, aber unglaublich kräftig. Mit geschlossenen Augen hatte sie zu ihm gesprochen.
    › Schau, Bruno, das ist das Land, diese schmale Linie dort, die fast wie Nebel aussieht, beinahe unsichtbar. Das ist das Land, das wir Brasilien nennen, und nur ich weiß es. Meine Mutter und mein Vater wissen es noch nicht, sie kommen nie an Deck. Sie haben Angst vor den Wachen. Ich aber, Bruno, ich habe einen

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