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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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gibt tatsächlich einen Bus, in zweieinhalb Stunden. Morgen früh um fünf ist er in Ilhéus. Das ist perfekt. «
    » Okay « , sagte Sarah Clarice. » Dann sollten wir uns jetzt wohl verabschieden. «
    » Ja. Aber wir telefonieren morgen, okay? Danke für alles. «
    » Für was alles? «
    » Dafür, dass du in den letzten beiden Tagen bei mir warst. «
    Der Taxifahrer hatte bereits den Kofferraum geöffnet und holte Matheus’ Tasche heraus.
    » Nimm « , sagte er und gab Sarah Clarice Geld. » Fürs Taxi. «
    » Quatsch. «
    » Nimm es bitte. «
    » Okay. « Sie nickte.
    » Dann tschüss also. « Er steckte den Kopf ins Taxi, um sie auf die Wange zu küssen, aber da sie dasselbe vorhatte, streiften Matheus’ Lippen ihre Schläfe und landeten in den Locken hinter ihrem Ohr.
    » Entschuldigung « , sagte er verlegen.
    Sie lächelte. » Gute Fahrt. « Mit einem dumpfen Geräusch schloss sie die Wagentür, und der Taxifahrer legte den Gang ein.
    Matheus blieb auf dem Bürgersteig stehen, unentschlossen, ob er erst zum Klo gehen oder erst ein Ticket lösen sollte. Er roch nach Schweiß, da er noch dasselbe Hemd trug wie in der Nacht, als sie von Sobradinho aufgebrochen waren. Seine Lippen jedoch schmeckten nach Sarah Clarice. Es war der Geschmack von Meerwasser.

11
    Im Festsaal des Bourbon Business Hotel in Londrina schwollen die Geräusche an und ab wie eine aufgewühlte See. Nach den obligatorischen Reden konnten sich die Teilnehmer der größten Agrar- und Ernährungsmesse Südbrasiliens endlich entspannen und sich dem großzügigen Abschiedsessen mit gegrilltem Fleisch und Strömen von Bier widmen.
    Londrina lag ein paar hundert Kilometer von der Grenze zu Paraguay und etwa fünfhundert Kilometer von São Paulo entfernt. Ihren Namen verdankte die Stadt einer Gruppe englischer Pioniere, die 1934 auf der Suche nach Ackerland nach Brasilien gekommen waren. Sie hatten Glück gehabt, denn die rote Erde in dieser Gegend war äußerst fruchtbar. Schnell lockte das neue Siedlungsgebiet ganze Wellen von Auswanderern an. Sie kamen aus dem armen Norden Brasiliens, aber auch aus Europa und dem Rest der Welt: Deutsche, Japaner, Italiener, die oft schon in São Paulo, Santos, Porto Alegre oder Curitiba an Land gegangen waren, aber angesichts der Massen von Emigranten dort noch einmal woanders ihr Glück gesucht hatten.
    Davide Strazzon– sechsundvierzig, die Schultern schmaler als die Hüften, gewaltiger Unterleib, kleine, helle, eng zusammenstehende Augen und Schweinsnase– stammte direkt von einer dieser Pionierfamilien ab. Sein Urgroßvater war Ende des neunzehnten Jahrhunderts aus Treviso in den Süden Brasiliens emigriert, hatte einen kleinen Flecken Erde gekauft, dann einen größeren und war schließlich mit Kaffee reich geworden. Sein Sohn hatte in der Weltwirtschaftskrise der Dreißiger einen großen Teil dieses Vermögens wieder verloren, aber da er ein vorausschauender Mann gewesen war, hatte er ein paar Häuser in den italienischen Vierteln von Curitiba gekauft. Diese Häuser, die zu Wucherpreisen an Neuankömmlinge vermietet worden waren, hatten die Familie vor dem Bankrott gerettet. Der Sohn wiederum– Davides Vater– hatte sich erfolgreich in den Getreidehandel gestürzt, bis ihn ein Herzinfarkt vorzeitig hinwegraffte.
    Nach dem Tod seines Vaters hatte Davide Strazzon beschlossen, alles zu verkaufen und wieder Landwirtschaft zu betreiben, so wie sein Urgroßvater. Er hatte sich in Richtung Westen aufgemacht, wo das Land nichts kostete und Soja angeblich dreimal im Jahr wuchs. Am Eingangstor seiner Fazenda in Santa Tereza do Oeste war ständig die brasilianische Flagge gehisst, denn Brasilien hatte ihn zu dem Mann gemacht, der selbst über sein Schicksal entschied.
    Nach Italien war Davide nur einmal gefahren, um ein paar entfernte Cousins zu besuchen. Dort hatte es ihm überhaupt nicht gefallen. Er sprach kein Italienisch, sondern kannte nur ein paar Brocken eines alten venetischen Dialekts, den er seinem Großvater abgelauscht hatte, den seine Cousins aber gar nicht verstanden. Kam hinzu, dass Davide immer davon ausgegangen war, dass seine Cousins reich waren, dabei waren zwei bankrott und der dritte arbeitslos. Alle waren sie außerdem geschieden und bekamen ihre Kinder fast nie zu Gesicht. Nur auf eines war Davide während seines Italienaufenthalts absolut scharf: Er wollte unbedingt mit einer italienischen Frau ins Bett gehen. › Ah, die Italienerinnen, wenn du nur wüsstest! ‹ , hatte sein Großvater

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