Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
Wache hält. Nur ein schneller Blick auf meine und Lughs Tätowierungen.
    Sie legt uns Seife und saubere Lappen raus und stellt uns Schüsseln mit heißem Wasser hin, damit wir uns waschen können – Lugh und Tommo in einem Zimmer und wir Mädchen und Nero in ihrem und Brams Schlafzimmer.
    »Das kleine Mädchen darf sich nicht blicken lassen«, sagt sie, »und du, du kannst die Kleider da nicht anbehalten. Du würdest auffallen. Du bist größer als ich, aber such dir trotzdem was aus der Truhe aus.« Sie lässt uns allein und geht, sich um Slims Verletzung kümmern.
    Molly, Em und ich ziehen uns hastig bis auf die Untersachen aus. Em fallen fast die Augen aus dem Kopf, als sie Mollys frauliche Kurven sieht, die drall in einem auffallenden roten Unterkleid stecken. Nero flattert mit den Flügeln und schreit.
    »Nero, lass das! Tut mir leid«, sag ich. »Er weiß nicht, dass er eine Krähe ist.« Molly lacht.
    Em glotzt immer noch. »Starr Molly nicht so an«, sag ich, nehm ihren Lappen und schrubb ihr den Nacken.
    »Au!«, sagt sie.
    »Dieser Freund von dir«, sagt Molly. »Creed. Der ist doch verrückt, oder?«
    »Nicht mehr als wir anderen auch«, sag ich. »Pass lieber auf.«
    Sie runzelt die Stirn. »Soll er lieber aufpassen«, murmelt sie.
    »Halt still!« Ich schrubb Em das Gesicht und die Ohren. »Keiner glaubt mir das mit Jack. Nicht Lugh, nicht Tommo. Maev sagt, sie glaubt mir, aber … ich glaub ihr nicht. Ash will ihn umbringen. Creed wahrscheinlich auch. Nur … du und Em und ich glauben es.«
    »Ich hab Jack lieb«, sagt Em.
    »Ach, ja?«, sagt Molly.
    »Hm-hm, und Saba auch, bloß dass sie zu –«
    Ich tauch Ems Kopf in die Schüssel und seif ihr die Haare ein. Sie spuckt und zetert.
    »Ich weiß, wie’s zwischen dir und Jack steht«, sagt Molly. »Ich hab sofort gewusst, dass er jemand kennengelernt hatte. Ich hab’s in seinen Augen gesehen. Dann hat er mir den Herzstein gezeigt.«
    Ich merk, wie ich rot werd. Ich lass Em los und wasch mich selbst. Heute Nacht ist Vollmond. Und es ist mir egal, was Slim sagt. Wenn Jack die Nachricht am Lost Cause findet, kommt er direkt hierher. Ich werd Jack wiedersehen. Bei dem Gedanken macht mein Magen einen nervösen Hüpfer. Ich schrubb und schrubb und spül mich ab, bis meine Haut kribbelt.
    Dann kämm ich mir mit den Fingern die nassen Haare. Sie sind sehr gewachsen, seit sie mir in Hopetown für die Käfigkämpfe den Kopf geschoren haben. Irgendwann werden sie mir wieder den Rücken runterhängen wie früher. Dann haben Lugh und ich wieder die gleichen Haare. Und keiner wird sie je noch mal abschneiden.
    Molly hält ihren Knochenkamm hoch. »Lass mich mal«, sagt sie. Sie kämmt mir Rosenöl in die Haare. »Hier, reib’s dir in die Haut, das macht sie weich.«
    »Ich muss mit Bram reden«, sag ich, »wegen Jack.«
    »Überlass das mir«, sagt sie. Bevor ich nein sagen kann, ist sie mit wirbelnden Röcken aus dem Zimmer gerauscht.
    Ich öl mich ein und zieh ein Paar einfache Hosen und ein Hemd an, die ich in Cassies Truhe finde. Sie sind ein bisschen zu kurz, aber nicht allzu peinlich. Dann gehen Em und ich zu den anderen.
    Slim ist verarztet und liegt in einem Geheimversteck in der Wand im Bett. Ich guck zu ihm rein, aber er schläft schon tief und fest. Tracker liegt zu seinen Füßen und hält Wache. Von Creed und Ash seh ich keine Spur. Aber Maev sitzt still am Feuer und starrt in die Flammen. Molly redet in einer Ecke mit Bram. Sie haben die Köpfe zusammengesteckt, ihre Hand liegt auf seinem Arm, ihre Stimme ist leise und drängend. Ab und zu nickt er. Die Tür zum anderen Zimmer geht auf. Lugh und Tommo kommen raus. Ich schnapp nach Luft. Ihre Haare sind kurz geschnitten. Lughs langer goldener Zopf. Er ist weg. Er hat ihn gehabt, seit wir klein gewesen sind. Es drückt mir das Herz ab.
    »Warum habt ihr das getan?«
    »Keine langen Haare in New Eden«, sagt Cassie, »nicht bei Männern.« Lugh hält seinen Zopf hoch. Er leuchtet im Feuerschein, dick und golden. Er guckt mir in die Augen, ein bisschen trotzig. »Ich hab ihn sowieso satt gehabt«, sagt er. »Bin froh, dass er ab ist.«
    Bram dreht sich zu uns um. Molly guckt mich an. Ein kaum merkliches Kopfschütteln. Ich runzel die Stirn. »Später«, formt sie mit den Lippen.
    »Was jetzt?«, fragt Tommo.
    »Nichts«, sagt Bram, »das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wir können nicht reden, wir dürfen nicht mal alle zusammen gesehen werden, das ist zu heikel. Wir müssen warten, bis

Weitere Kostenlose Bücher