Dying for You - Gefangen Im Albtraum
mir. Denn seit neun Jahren ist unser Leben die reinste Hölle.
Sie denkt, dass ich sie hasse. Du weißt, dass das nicht stimmt. Keiner von uns beiden könnte Lucie jemals hassen. Aber nach allem, was passiert ist, konnte ich ihren Anblick nicht mehr ertragen. Ich habe ihr wirklich einiges zugemutet, aber ich wollte sie nie verletzen. Ich wollte sie nur vertreiben. Sie sollte mich endlich in Ruhe lassen, aus meinem Leben verschwinden. Doch sie blieb, sie klebte an mir wie ein Hund an seinem Knochen. Du weißt ja, wie stur und hartnäckig sie sein kann.
Geoff näherte sich dem Wagen und rief: „Daisy lässt Sie grüßen. Sie erwartet, dass ich uns alle ohne einen Kratzer nach Hause bringe.“ Er schwang sich auf den Fahrersitz des alten Jeeps und grinste. „Ich habe ihr gesagt, ich werde mein Bestes tun. Sie hat mir gedroht, mich umzubringen, wenn ich nicht lebend zurückkomme.“ Geoff feixte.
Sawyer musste lächeln. „Unsere Daisy ist ein tolles Mädchen, nicht wahr?“ Er bemerkte Geoffs Gesichtsausdruck und wusste sofort, was er zu bedeuten hatte – er kannte diesen Blick von sich selbst. „Ein glücklicher Mann, dem es gelingt, Daisys Herz zu erobern.“
Geoffs Lächeln verschwand für einen kurzen Augenblick, dann zwang er sich zu einem Lachen. „Ja, das kann man wohl sagen. Ich habe ihr geraten, sich langsam mal einen hübschen jungen Mann zu suchen und zu heiraten.“
„Gut so.“
Als Geoff die alte Kiste anließ, stotterte und knatterte der Motor, doch schließlich sprang er an. „Es kann sein, dass wir es nach der Befreiungsaktion nicht zurück zum Jeep schaffen. Möglicherweise müssen wir oder vielleicht auch nur einer von uns zu Fuß weiter. Falls wir die Wahl haben, bitte ich Sie, den Jeep zu nehmen und Lucie in Sicherheit zu bringen. Ich komme auch alleine zurecht.“
„Soweit wir vermuten, wird Lucie jeweils von zwei Männern bewacht“, sagte Sawyer. „Das heißt, wir haben einen kleinen Vorteil – wir haben den Überraschungseffekt auf unserer Seite.“
„Das stimmt. Aber wir sollten auch auf das Unerwartete vorbereitet sein.“
„Wie zum Beispiel?“
„Wir denken, dass sich insgesamt vier Männer mit den Schichten abwechseln“, sagte Geoff. „Es kann also sein, dass alle vier sich in der Hütte aufhalten. Dann sind wir in der Unterzahl.“
„Sie waren bei Spezialeinsätzen doch schon öfter in der Unterzahl. Sie haben auf jeden Fall mehr Erfahrung als ich, Geoff – Sie bestimmen, wo’s langgeht. Sie sind der Boss. Ich werde tun, was Sie sagen.“
Geoff nickte. „Ihr Ziel wird es sein, Lucie zu retten. Lassen Sie die Wachen meine Sorge sein, ob es nun zwei sind oder vier. Sie holen Lucie raus und verschwinden mit ihr. Und Sie beide werden sich nicht umdrehen, nicht mal an mich denken! Wir sehen uns dann am Treffpunkt.“
Sawyer nickte. Sowohl er als auch Geoff wussten, dass ein Rettungseinsatz wie dieser schnell außer Kontrolle geraten konnte. Es bestand die Gefahr, dass Geoff aus der Nummer nicht lebend herauskam. Und wenn sie Pech hatten, lief es ganz schlecht. Und dann würde es unter Umständen sie alle drei nicht mehr geben.
11. KAPITEL
Lucie erwachte schlagartig aus ihrem unruhigen Schlaf, ohne zu wissen, was sie geweckt hatte. Doch dann hörte sie, wie die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde. Sie lag bewegungslos in der Dunkelheit und nahm wahr, wie jemand hereinkam. Automatisch griff sie nach dem kleinen Klappmesser. Ihr Herz vollführte einen wahren Kriegstanz, während sie zusah, wie ein mit einem Gewehr bewaffneter Mann langsam auf sie zukam.
Bisher hatte sich keiner ihrer Bewacher dazu hinreißen lassen, ihr nachts Gesellschaft zu leisten. Wieso dann auf einmal jetzt? Aber falls dieser Typ meinte, sie würde sich nicht wehren, hatte er sich geschnitten, und zwar gewaltig. Sie würde ihn ausnehmen wie einen Fisch. Nur durfte sie nicht zu hastig reagieren und ihn damit warnen. Erst sollte er mal schön sein Gewehr abstellen und zu ihr ins Bett kriechen. Und dort würde ihn eine nette Überraschung erwarten.
Als der Mann neben ihrem Bett stehen blieb und sich über sie beugte, ließ sie die Klinge des Messers herausspringen.
„Lucie?“, flüsterte der Mann.
Oh Gott! Oh Gott! Diese Stimme würde sie überall erkennen!
Sie schoss nach oben. „Sawyer?“
„Bist du gefesselt?“
„Nein.“
Sawyer packte ihren Arm und zog sie aus dem Bett. Sie standen einander so dicht gegenüber, dass sie den Atem des anderen spürten. Im fahlen Mondlicht, das
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