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Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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ich. »Ich würde mich fürs Teleportieren entscheiden.«
    Ich frage zurück, welche sie wählen würde.
    Sie schaut melancholisch zu mir hoch. »Ich würde die Zeit kontrollieren. Sie verlangsamen oder ganz anhalten, indem ich einen Hebel meiner Supermaschine umlege. Zum Beispiel jetzt in diesem Moment«, sagt sie.
    Wir haben nur noch drei Wochen, bevor sie Phoenix verlässt. Zuerst fährt sie zurück nach Wisconsin, weil ihre Kusine heiratet. Wohin es sie danach verschlägt, weiß sie selbst noch nicht.
    »Okay, jetzt bin ich an der Reihe«, sage ich. »Seit wann ist Coach Clark ein Brieffreund von dir?«
    Dylan richtet sich auf und schaut mich schuldbewusst an. »Bist du sauer?«, fragt sie.
    Ich kann sie nur anstarren. Ihretwegen habe ich eine zweite Chance bekommen, meinen Lebenstraum zu verwirklichen.
    »Wieso sollte ich sauer sein?«
    »Keine Ahnung«, sagt sie. »Weil ich mich eingemischt habe?«
    »Ich bekomme mein Stipendium zurück und kann Baseball spielen. Dafür hasse ich dich total, Dylan.«
    Ich erzähle ihr, was der Trainer mir angeboten hat, und auch von den übrigen Highlights: dass an der Uni noch genug Zeit ist sich einzuschreiben und ich sogar mit ein paar Leuten vom Team zusammenwohnen kann.
    Dylan strahlt übers ganze Gesicht. Sie braucht nicht zu fragen, ob ich das Angebot annehme. Die Antwort steht mir ins Gesicht geschrieben.
    »Jetzt muss ich das alles nur noch meinen Eltern beibringen«, sage ich. »Halleluja.«
    Wir schweigen einen Moment, dann holt Dylan unsere Top-Ten-Liste heraus und stellt mir der Reihe nach unsere Fragen. Über die Antworten muss ich eigentlich nicht lange nachdenken. Sie haben nämlich alle mit ihr zu tun. Was sollte abends zu Hause auf mich warten? Eine nackte Dylan. Was bräuchte ich, um mein Leben ideal zu machen? Tagelangen Sex mit Dylan. Was ist mir wichtig? Sie und Pacman, aber sie ein bisschen mehr. Da ich Dylan aber nicht in Panik versetzen will, versuche ich stattdessen andere Wünsche zu erfinden. Ich suche nach Dingen, die ich liebe und begehre und die am Ende des Tages auf mich warten sollten, aber meine Antworten klingen falsch, angestrengt und trivial. Diese Erkenntnis macht mich furchtbar nervös.
    Als wir am Ende der Liste angelangt sind, steigt die Sonne bereits über den Horizont.

E rste Entdeckung
    Dylan
    Ich wecke ihn, indem ich mit meinem Finger sein Profil entlangfahre. Die letzten Nächte habe ich fast alle bei ihm verbracht. Sehr praktisch, dass er nicht nur einen eigenen Eingang durch den Keller hat, sondern auch Eltern, die sich nach dem Abendessen nicht mehr für ihn interessieren. Meiner Tante habe ich die Wahrheit erzählt: Ich habe mich in einen blauäugigen Wüstensohn verliebt und will nicht nur jeden wachen Moment mit ihm verbringen, sondern auch jeden schlafenden.
    Er öffnet die Augen und merkt mir sofort an, dass ich voller kribbeliger Energie stecke. »Okay, wie lautet das Programm für heute?«, fragt er.
    »Wir machen einen kleinen Ausflug«, sage ich. Er setzt sich hin und das Laken rutscht von seiner nackten Brust. Gähnend streckt er die Arme, reibt sich die Augen und fährt sich mit den Fingern durch seine verwuschelten Haare. Er fragt, wohin es gehen soll.
    »Sedona.«
    Sedona ist eine Canyonstadt in der Nähe von Phoenix, die zwischen hohen Felswänden und pinkfarbenem Gestein verborgen liegt. Wenn man Richtung Norden fährt, verwandeln sich die braunen Wüstenhügel fast unmerklich, bis man sich in einem rosaroten Tal befindet. Man kommt sich vor, als sei man falsch abgebogen und an einem Ort gelandet, der gar nicht mehr auf der Erde liegt, sondern in Nachbarschaft des Planeten Mars.
    Wir machen fünf oder sechs Fotostopps, bevor wir auch nur in die Nähe der Stadt kommen. Ich versuche das Panorama einzufangen, und Gray lässt mir Zeit, krittelt nicht an meiner Motivauswahl herum und hat kein Problem mit meinen kreativen Anfällen. Jetzt steht er gerade neben dem Wagen und wartet, während ich ein paar rote Felsen ins Visier nehmen, die sich vor dem knallblauen Himmel auftürmen. Ich schlage vor, dass ich aus meinen Phoenixfotos ein Buch machen könnte, um es seinem Vater als Bildband für den Wohnzimmertisch zu schenken.
    »Du hast meinen Vater noch nicht einmal getroffen«, sagt er. »Wieso willst du ihm was schenken?«
    Ich klettere aufs Autodach, um eine bessere Perspektive zu bekommen. Gray schaut zu, wie ich dort oben in die Hocke gehe. Dann warte ich, bis ein Kleinbus in der Ferne außer Sicht verschwunden

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