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Dylan & Gray

Dylan & Gray

Titel: Dylan & Gray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Rock, weil er den Namen mag.
    Am »Black-Cow-Café« halten wir an, um uns ein paar Sandwiches zu kaufen und unsere Wasserflaschen für die Fahrradtour aufzufüllen. Die Umgebung von Sedona ist hügelig und auf den zehn Meilen zu unserem Ziel geht es stetig bergauf. Zwei Mal halten wir an, um etwas zu trinken, und ein Mal, damit ich eine Schlange fotografieren kann, die vor uns über die Straße kriecht. Je weiter wir von dem Ort wegkommen, desto bewusster fällt mir auf, wie still es hier ist. Ich höre nichts außer dem Geräusch unserer Pedale und den Gummireifen auf dem Asphalt. Es fühlt sich an, als befänden wir uns in einem tintenroten Traum. Der Kellner hat uns auf diesen Effekt vorbereitet – er meinte, wir würden überrascht sein, welche Stille in der Nähe eines Vortex herrscht.
    Wir finden die Abzweigung, die er aufgezeichnet hat. Nur ein kleines grünes Schild markiert den Weg. Es ist von der Sonne ausgeblichen, sodass man gerade noch das Wort »Heather« erkennen kann. Wir biegen ab und folgen einem Pfad voller Geröll, bis wir auf einem sandigen Parkplatz ankommen, dessen Boden von den Besuchern glattgefahren wurde. Dort steigen wir von den Rädern und lehnen sie gegen einen Baumstamm, ohne abzuschließen. Wir machen uns keine Gedanken, ob jemand unsere Fahrräder stehlen könnte. Eigentlich machen wir uns überhaupt keine Gedanken.
    Auf einem Schild neben dem Parkplatz steht: »Dies ist ein Ort der Stille. Bitte nehmen Sie Rücksicht.« Ich greife nach Grays Hand und wir folgen einem schmalen Pfad, der sich durch einen Tunnel aus Bäumen windet. Danach kommen wir an einem Kreis aus glatten, runden Steinen vorbei, die jemand auf dem Boden angeordnet hat. Linien durchschneiden ihn, sodass er aussieht wie eine Torte mit vielen Stücken. Flüsternd frage ich Gray, was der Kreis bedeutet. Er erklärt, dass man das Symbol als Medizinrad bezeichnet und zum Meditieren benutzt.
    »Dadurch soll positive Energie entstehen«, sagt er. »Ich glaube, die indianischen Ureinwohner haben damit angefangen.« Die einzelnen Teile stehen für verschiedene Menschen und Volksgruppen, die friedlich zusammenkommen. Es geht darum, andere zu respektieren und eine harmonische Balance zu schaffen, sagt Gray. Ich schaue ihn überrascht an.
    »Du hast doch gesagt, mit New Age kannst du nichts anfangen. Woher weißt du das alles?«
    Er lächelt. »Amanda hat diese Gegend geliebt«, sagt er. »Wir sind jeden Sommer nach Sedona gefahren. Das Buch, das du dir vorhin gekauft hast … Amanda hatte das Gleiche in ihrem Regal.«
    Meine Schultern sacken nach unten. »Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten nicht hierher kommen müssen.«
    Aber er meint, das sei schon okay und im Moment möchte er gar nicht woanders sein.
    »Außerdem bin ich diesen Pfad noch nie gewandert«, sagt er und zieht mich weiter. Wir kommen an einem weiteren Schild vorbei, auf dem steht: »Wir bitten um Stille. Für Gebet und Meditation.« Von dem Weg führen verschiedene kleine Abzweigungen zu Aussichtspunkten, aber wir schlagen keinen davon ein, sondern gehen zusammen weiter geradeaus, bis sich der Baumbestand lichtet und eine warme, flache Felsebene vor uns liegt. Erst dort verlasse ich den Pfad und wage mich bis an den Rand des Hochplateaus, auf dem wir stehen. Ich atme tief ein und nehme die Stille auf. Hier draußen fühlt sich die Luft anders an – irgendwie leichter und mit knisternder Energie aufgeladen.
    Wir sind umgeben von einem rostroten Canyon. Er ist von schwarzen und grauen Steinschichten durchzogen, die seltsame Muster bilden. Die Landschaft wirkt uralt und mir ist ganz philosophisch zumute. Ich starre auf die Schönheit, die uns umgibt, und fühle Ehrfurcht. Hier kommt man sich so winzig vor. Diese Felsen haben schon Tausende von Jahren vor meiner Geburt existiert und werden fortbestehen, auch wenn ich seit tausend Jahren verschwunden bin. In ihrer Nähe bin ich unbedeutend. Meine Probleme sind plötzlich so klein und unwichtig, dass sie sich einfach auflösen und vom Wüstenwind davongetragen werden.
    Die meisten Menschen vergeuden ihr ganzes Leben mit Sorgen. Weil sie sich selbst viel zu wichtig nehmen, versuchen sie, gegen den Lauf der Dinge anzukämpfen: gegen die Zeit und das Altern, die Schwerkraft, den Tod. Sie sind so krampfhaft damit beschäftigt, alles zu planen und zu kontrollieren, dass sie vor lauter Stress vergessen zu leben. Ich bin entschlossen, nie einer von ihnen zu werden. Meine Zeit werde ich nicht verschwenden.

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