Dylan & Gray
Bands, deren Auftritte diese Locations bekannt gemacht haben.
Wir schlendern an Armani- und Prada-Boutiquen vorbei. Im »Book Soup« bestaunen wir die deckenhohen Regale voller Filmdrehbücher. Wir setzen uns in eine Ecke und lesen uns mit verteilten Rollen die Anfangsszene von Pulp Fiction vor. Danach geht es weiter zur Sky Bar, dem Comedy Store und dem House of Blues. Wir zeigen auf jeden Porsche, Ferrari und die endlosen Stretch-Limousinen und tun so, als hätten wir zwischen den Passanten irgendwelche Promis entdeckt.
Als Nächstes fahren wir zum Hollywood Boulevard, um uns das Chinese Theatre anzuschauen. An der Ecke zur Orange Street bestellen wir zwei Vanilla-Mocca-Shakes im Café Coffee Bean. Wir fotografieren die Sterne im Straßenpflaster und kaufen CD s von Straßenmusikanten. In einem Souvenirshop schenken wir uns gegenseitig einen Oscar aus Plastik. Ich bekomme die Trophäe für ›Beste Regie‹ und er für die ›Beste Sprechrolle‹.
Hand in Hand spazieren wir in der Gegend um das Kodak Theatre herum, wo es vor Touristen und Leuten auf Shoppingtour nur so wimmelt. Wir bestaunen den blinkenden Lichterglanz der altmodischen Kinos und die Laserstrahlen, die über uns im Himmel rotieren wie verrückte Planetenbahnen.
Als wir beide erschöpft sind, fahren wir zurück nach Santa Monica, aber ich bestehe darauf, noch einen Blick auf das nächtliche Meer zu werfen. Also machen wir einen Abstecher zum Strand. Der perfekte Platz am Ende eines perfekten Tages.
Und dort taucht ein Gedanke in meinem Kopf auf, der mich unterbewusst schon eine Weile beschäftigt hat.
E rstes Mal
Gray
Die Wellen heben sich weiß vom dunklen Horizont ab, türmen sich auf und schmettern wie zornige Fäuste auf den Strand. Dylan und ich sitzen im Sand und genießen das kostenlose Schauspiel. Wir schweigen beide. Ich lege den Arm um ihre Schulter, lehne mich dichter und küsse an ihrem Kiefer entlang. Als Nächstes wandere ich langsam ihren Hals hinab. Sie erschauert und sagt, dass ich den umwerfenden Meerblick verpasse. Das bremst mich überhaupt nicht, denn ich finde Dylan viel umwerfender. Meine zweite Hand ruht auf ihrem Oberschenkel, und als ich sie vorsichtig unter Dylans Rock gleiten lasse, spüre ich, wie sie eine Gänsehaut bekommt.
Ihr Atem wird schneller und ich lächele in mich hinein. Bisher war ich bei Mädchen immer irgendwie gehemmt. Ich hatte weder die nötige Übung noch genug Selbstvertrauen. Aber mit Dylan ist alles anders.
»Ich möchte dir ein Geschenk machen«, sagt sie plötzlich. Ihre Augen schauen mich wild und ein bisschen high an. Gleichzeitig entdecke ich einen ungewohnten Hauch von Ernst darin. Ich kitzele ihren Hals mit meiner Nasenspitze und sage, dass ich mich über jede Überraschung von ihr freue. Vielleicht ein Buch über Traktoren, nachdem ich den Vokuhila-Ratgeber durchgelesen habe? Ich warte auf eine schlagfertige Antwort, und als keine kommt, schaue ich Dylan an. Sie lächelt nicht und mir wird klar, dass es um etwas Wichtiges geht.
»Was willst du mir denn schenken?«, frage ich.
Geheimnisvoll sagt sie, man könne es nur ein einziges Mal weggeben … an eine einzige Person. Mein Herz beginnt zu rasen und meine Augenbrauen schießen nach oben.
»Ach ja?«, bringe ich hervor.
»Ja«, sagt sie lächelnd.
»Bist du sicher?«, frage ich.
»Gray, ich liebe dich«, sagt sie, »mehr als sonst einen Menschen auf der Welt. Deshalb werde ich mir hinterher bestimmt keine Vorwürfe machen. Im Gegenteil, ich würde es bereuen, wenn wir es nicht tun. Also, möchtest du das Geschenk haben?«
Ich schnappe mir ihre Hand, ziehe sie auf die Füße und muss mich anstrengen, sie nicht im Laufschritt zum Hotel zu zerren. In meinem Kopf dreht sich alles und meine Gedanken purzeln wild durcheinander: Habe ich gleich Sex? Ich habe gleich Sex! Ach du Scheiße, ich habe gleich Sex. Dazu braucht man Kondome, richtig? Aber wo bekommt man die jetzt her? Warum habe ich die verdammten Kondome nicht mitgenommen?!
Wir marschieren mit langen Schritten über den Sand, doch das Hotel scheint nur zentimeterweise näher zu kommen, als wolle es mich zum Wahnsinn treiben. Dylan liest wieder einmal meine Gedanken und verkündet, dass sie Kondome eingepackt hat. Am liebsten würde ich sie hochheben und im Kreis herumwirbeln, denn das ist die zweitbeste Nachricht meines Lebens. Aber ich habe es zu eilig, ins Hotel zu kommen.
»Das war nicht sehr ladylike von mir, oder?«, fragt sie.
Ich grinse und sofort breitet sich auch
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